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Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Titel: Mythor - 032 - Das Orakel von Theran
Autoren: Ernst Vlcek
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mit überkreuzten Dolchen auf Mythor los. Er parierte jeden Hieb Altons zwischen den Klingen und versuchte, das Gläserne Schwert darin einzuklemmen und Mythor zu entwinden. Aber Mythor war mit Alton wie verschmolzen; die Schwertklinge glitt wie von selbst zwischen den Dolchen hindurch.
    In den Pausen zwischen Mythors Angriffen versuchte Hrobon, seinerseits zum Angriff überzugehen. Aber er hatte eine zu kurze Reichweite und konnte Mythor nicht in Bedrängnis bringen. Mythor merkte, wie Hrobon zudem allmählich die Kräfte verließen. Kein noch so kräftiger Mann konnte auf die Dauer ungestraft einen Angriff nach dem anderen abwehren.
    Mythor beschloss, dem Kampf ein Ende zu machen. Er gab sich absichtlich eine Blöße, um Hrobon kommen zu lassen. Der Vogelreiter verzichtete schon längst auf die Einhaltung des Kampfrituals, das ihm anfangs solche Vorteile verschafft hatte. Er hatte die Beherrschung über sich verloren und sich Mythors Kampfart aufzwingen lassen. Und darum fiel er auch auf Mythors Finte herein. Wie kopflos stürmte er heran, als er sah, dass Mythor ungedeckt war. Doch Hrobon stieß ins Leere, als Mythor zur Seite wich.
    Mythor stellte ihm ein Bein und stürzte sich auf den am Boden Liegenden. Hrobon machte keinen Versuch der Gegenwehr, als die Spitze des Gläsernen Schwertes seine Kehle berührte.
    Ergeben schloss er die Augen. Mit gebrochener Stimme sagte er: »Gewähre mir, dass der Unterlegene an den Sieger einen Wunsch äußern darf. Versprich mir, dass du meinen Körper nach Logghard bringst und dort beisetzt.«
    Mythor zog Alton zurück, stand auf und wandte Hrobon den Rücken zu. »Ich will dein Leben nicht«, sagte er. »Ich wollte nicht einmal den Kampf mit dir. Warum nur warst du so versessen darauf?«
    »Wie kannst du das fragen?« sagte Hrobon. »Es ist meine Aufgabe, den Süden vor Eindringlingen aus dem Norden zu schützen. Ich darf nur Reisende ziehen lassen, die mir einen gewichtigen Grund nennen können. Damit sind vornehmlich Händler gemeint. Du aber stelltest eine Herausforderung dar mit deinem Einhorn, dem Kriegsschmuck und dem zauberhaften Frauenantlitz auf deinem Körper.«
    Mythor drehte sich um und blickte Hrobon in die Augen. »Und was war mit den Flüchtlingen?« fragte er.
    »Sollen wir zusehen, wie unser Land von dem Gesindel aus dem Norden überschwemmt wird?« fragte Hrobon zurück.
    Mythor schüttelte verständnislos den Kopf. Es hatte wohl keinen Sinn, Hrobon zu erklären zu versuchen, warum diese Menschen ihre Heimat verließen. Entweder er wusste es, oder er würde es auch nicht verstehen wollen.
    »Besteht eine so große Kluft zwischen dem Norden und dem Süden, dass es keinen Weg zur Verständigung gibt?« fragte Mythor. »Die Südländer treiben doch Handel mit Nordsalamos, Tainnia und Ugalien, und dennoch verachtet ihr diese Völker?«
    »Sie sind Ungläubige, die nicht die wahren Worte kennen«, antwortete Hrobon. »Nur darum ist es möglich, dass sie von den Dunklen Mächten besiegt wurden. Gibt es dafür einen besseren Beweis als die verlorene Schlacht von Dhuannin? Das Böse wohnt nun auch in den Herzen der Verlierer.«
    »Woran glaubst du, Hrobon, dass du dich ermächtigt fühlst, die Menschen des Nordens abzuurteilen?« fragte Mythor.
    Hrobon sah ihn an und legte sich beide Hände auf die Brust, als er sagte: »Verfüge über mich, töte mich, demütige mich! Aber verlange nicht, dass ich diese Dinge mit dir erörtere.«
    »Gut, lassen wir das«, sagte Mythor. »Wenn ich über dich verfügen kann, möchte ich dich bitten, mir sicheres Geleit bis zum Orakel von Theran zu geben. Damit hättest du deine Schuld mir gegenüber abgelöst.«
    »Im Namen Shallads!« rief Hrobon aus. »Das ist ein Wort.«
    Er ging zu seinem Orhako, kletterte über den Steigbügel auf seinen Rücken und nahm ihm die Haube ab. Beim Anblick Mythors, der gerade das Einhorn bestieg, stellte der Laufvogel seine Kopffedern zu einem fächerförmigen Kranz auf. Dabei stieß er durch den halb geöffneten Schnabel ein wütendes Krächzen aus. Hrobon beugte sich vor und flüsterte ihm irgend etwas zu. Daraufhin beruhigte sich das Orhako.
    »Es ist nicht mehr weit bis zur Oase«, sagte Hrobon dann. »Ich möchte, dass wir dort sind, bevor meine Leute zu uns stoßen.«
    »Fürchtest du, dass sie sich nicht an unsere Abmachung halten?« erkundigte sich Mythor, während er in sicherem Abstand neben dem Vogelreiter ritt.
    »Das geht nur uns beide etwas an«, sagte Hrobon. »Von mir hast du nie mehr
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