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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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tun oder ihn zu unterlassen. Nach kurzer Zeit unterbrach Konrad sie lachend: »Genug, kleines Plaudertasche!« Dann versuchte er ihr zu beweisen, wie behaglich es bei ihm sein konnte. Jetzt war der Moment gekommen, jetzt mußte sie den geplanten und nun auch höchst notwendigen Hilfeschrei ausstoßen, der die Hotelgäste herbeilocken und Konrad bloßstellen sollte. Eigentlich war es ja ein bißchen gemein, dachte Elsie, den armen Kerl so in die Falle zu locken, aber sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß es eine Art Generalabrechnung für seine sicher zahlreichen Fehltritte war, und vor allem, daß Pamela nur so gerettet werden konnte. Sie schob energisch alle Skrupel beiseite und holte tief Luft, um ihren Plan durchzuführen, als die Tür aufgerissen wurde und Zilla hereinstürzte.
    Und es war Zilla, die schrie! Es war ein wunderschöner Schrei, viel schöner, als Elsie ihn je hingekriegt hätte. Zillas Augen blitzten vor Zorn, sie fuchtelte mit den Armen, und ihr Schrei drang durch Mark und Bein wie eine Feuerwehrsirene. Dann sprang sie wie ein Panther aufs Sofa. Zum Glück für Elsie war Konrad ihr Ziel. Er zeigte sich ihr gewachsen, aber bis er sie gebändigt hatte, war der Raum schon voll von Menschen – allen voran der wütend bellende Cucullan. Konrad Radokov erklärte der versammelten Menge mit einer kühlen Selbstbeherrschung, die man wirklich nur bewundern konnte, daß seine Frau leider gelegentlich hysterische Anfälle bekäme, aber daß sie sich wohl bald wieder erholen würde, wenn man ihr etwas Ruhe gönnte. Dann ließ er sie mit ein paar gezischten ausländischen Worten los. Zilla lachte, ihre scharfen Zähne entblößend, höhnisch über seine blutende Hand, warf Elsie ein häßliches Wort ins Gesicht und überschüttete Konrad mit unverständlichen Beschimpfungen in ihrer eigenen Sprache, während er sie vergeblich zu bremsen versuchte. Cucullan beteiligte sich als würdiger Dritter ausgiebig an dieser Auseinandersetzung. Dann erscholl, den ganzen Tumult übertönend, Owens autoritätsheischende sachliche Stimme: »Was ist denn eigentlich los hier?«
    Zilla wirbelte herum und sah ihn an.
    »Sie haben nötig fragen. Aber nein, Sie nur geben vor, nötig zu haben. Sie sein nicht blind.« Mit ausgestrecktem Arm wies sie auf Elsie. »Es ist wegen die da!« und fügte eine noch weniger salonfähige Schmähung hinzu. Dann drehte sie sich mit pantherartiger Geschmeidigkeit herum und zischte James an: »Nicht genug sein, daß mich Konrad machen zu komische Figur mit dummer Puppe, ihre Frau, nein, jetzt versuchen auch mit Ihre Mutter. Ihre Mutter! Verstehen Sie, Gott im Himmel, das gehen zu weit!«
    Harriet McDermott blickte voller Verachtung und mit schlecht verhehlter Genugtuung von ihrem Bruder zu Elsie, dann wandte sie dem vulgären Schauspiel angeekelt den Rücken zu. Konrad sagte drohend: »Vorsicht, Zilla.« Als Antwort lachte Zilla nur gellend auf, so daß Cucullan vor Schreck zu bellen aufhörte. Dann schrie sie: »Ich vorsichtig! Ha! Ha! Das sein guter Scherz! Du lieber Dooneener Idioten sagen, vorsichtig zu sein!« Und schlug die Tür hinter sich zu. Nun folgte ein Moment allgemeiner peinlicher Stille, aber Konrads eisiges Schweigen zwang alle Anwesenden, sich schnellstens zu verziehen.
    In gewisser Weise war alles viel dramatischer verlaufen, als Elsie es geplant hatte, und sie konnte sich des unangenehmen Gefühls nicht erwehren, daß sie in die Grube, die sie für Konrad gegraben hatte, selbst hineingefallen war. Um allen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, ergriff sie Cucullan und lief schnell durch die Menge, wobei sie Pamela fast umgerannt hätte, die sie erschreckt und entsetzt anstarrte. Soll sie nur starren! Sollte jeder starren. Aber eins konnte sich Elsie doch nicht verkneifen. Sie drehte sich kurz nach Pamela um, die schließlich der Anlaß für ihre ganze Misere war, und zischte ihr zu: »Ich hab' dich ja gewarnt!« Dann eilte sie schnurstracks im Schutz der Dunkelheit ins Hotel, bevor noch Owen oder ihre Familie sie zu fassen bekam. Sie ging durch den Personaleingang nach unten in ihr kleines Schlafzimmer. Dort sank sie aufs Bett, starrte Cucullan an, der zu ihr aufschaute, und fragte traurig: »Und was nun?« Cucullan antwortete mit einem nicht sehr aufschlußreichen heiseren Bellen.
    Als Dina wieder ins Hotel kam und weder ihre Mutter noch Cucullan irgendwo entdecken konnte, ging sie instinktiv zum Personaleingang, aber Eric hielt sie mit einer Handbewegung
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