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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
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Thanksgiving, Tannenkränze für die Weihnachtsfeiertage. Und, und, und. Ich kann mich vielleicht an zehn Prozent erinnern«, lachte Kathryn. »Ehrlich, das muss man gesehen haben.«
    »Weißt du, was das Allerblödeste ist?«, fragte ich. »Ich würde es mir am liebsten abends im Bett gemütlich machen mit einer schönenTasseTee und diese ganze verrückte Mappe von vorne bis hinten durchlesen.«
     
    Dreißig Minuten später war das Spiel voll im Gange. Auf einmal erzielte Wilmington einen Korb, und die Zuschauer sprangen jubelnd auf. Ich stieg auf die Bank, um besser sehen zu können, und wäre beinahe auf die knochige Schildkröten-Barbara gefallen. Dann nahm Wilmington St. Henry’s den Ball erneut ab. Mein Dylan, endlich voll im Spiel, tat sein Bestes, um den Ball abzublocken, der unschlüssig von Spieler zu Spieler ging. Die Zeit lief ab, die erste Halbzeit war fast zu Ende. Wilmington hatte einen Punkt Vorsprung. Einer ihrer Spieler warf mutig den Ball in Richtung Korb, doch der prallte vom Ringrand ab. Sie schnappten sich den Rebound und versuchten es noch einmal. Diesmal prallte er mit voller Wucht von der unteren rechten Ecke des Backboards ab - direkt in Dylans Arme. Der wusste selbst nicht, wie ihm geschah. Starr vor Angst starrte er übers Spielfeld, wo meilenweit entfernt der Korb aufragte. Da tat sich eine Lücke zwischen zwei gegnerischen Spielern auf, und Dylan dribbelte los, was das Zeug hielt. Die Menge feuerte ihn jubelnd an. Ich schaute auf die Uhr: 7 Sekunden, 6 Sekunden, 5... 4... Wir zählten laut mit. Dylan befand sich jetzt direkt unter dem Korb. Bitte, bitte, Gott, mach, dass er trifft! Das würde ihm so viel bedeuten!
    Er hatte freies Schussfeld. Er schaute zu mir hin. Er schaute seine Kameraden an, die auf ihn zurannten. Er schaute zum Korb hinauf. »Wirf, Dylan, wirf!« Ich grub meine Fingernägel in Kathryns Arm. Dylan sah den Ball an, umklammerte ihn wie ein Baby und ließ sich schluchzend zu Boden sinken. Das Halbzeitsignal ertönte. Stille im Saal. Aller Augen ruhten auf dem Häuflein Elend, das mein Sohn war.

2. Kapitel
    Morgenübelkeit
    »Und wie hat er heute früh reagiert?« Mein Mann Phillip stand nackt vor seinem Waschbecken und wischte sich mit einem flauschigen weißen Frotteetuch Rasierschaum vom Ohr.
    »Er hat gesagt, es gehe ihm gut, aber ich weiß, dass das nicht stimmt.« Ich selbst stand halb angezogen vor meinem Waschbecken und rammte das Mascarabürstchen in den Behälter zurück. »Ich weiß es ganz genau. Das war wirklich schlimm für ihn.«
    »Wir kriegen ihn da schon durch, mein Schatz«, sagte er ruhig. Ich wusste, dass er dachte, ich würde die ganze Sache viel zu tragisch nehmen.
    »Er will nicht mit mir darüber reden. Und er redet doch immer über alles mit mir. Immer . Besonders abends im Bett.« Ich begutachtete kritisch die feinen Krähenfüße an meinen Augenwinkeln.
    »Ich weiß übrigens, was du gerade denkst, und nein, du siehst wunderbar schlank und jung aus, für deine sechsunddreißig. Und zweitens kann ich gut verstehen, dass Dylan das Ganze nicht noch mal durchleben will. Lass ihm ein paar Tage Zeit. Der wird das schon verdauen, wirst sehen.«
    »Es war wirklich eine Katastrophe für ihn, Phillip, das habe ich dir gestern Abend schon erklärt.«
    »Die vierte Klasse ist nicht leicht. Aber er kommt schon drüber weg, das verspreche ich dir. Und ich werde dafür sorgen.«
    »Nett von dir, mich zu beruhigen. Aber trotzdem. Du verstehst das einfach nicht.«
    »Doch! Der Junge stand fürchterlich unter Druck. Und da hat er einfach die Nerven verloren. Lass ihn in Ruhe, sonst machst du’s nur noch schlimmer.« Er tätschelte mein Hinterteil und ging in sein Ankleidezimmer. An der Tür wandte er sich kurz um und zwinkerte mir schelmisch zu. Eins muss man meinem Mann lassen: Es mangelt ihm nicht an Selbstbewusstsein.
    Er streckte den Kopf noch mal ins Bad. »Genug von Dylan. Ich hab eine Überraschung für dich!«
    Oh nein. Die Hemden. Ich versuchte mühsam, den Gang zu wechseln.
    Phillip verschwand im Schlafzimmer und rief: »Komm, du fällst in Ohnmacht, wenn du siehst, was endlich geliefert wurde!«
    Die Hemden lagen säuberlich in einer mit marineblauem Filz ausgeschlagenen Schachtel. Auf diese Hemden hatte Phillip mit mehr Ungeduld und Vorfreude gewartet als jedes Kind auf Weihnachten. Als ich ins Schlafzimmer trat, hob er ehrfürchtig eines der zweihundertfünfzig Dollar teuren, maßgeschneiderten Hemden aus der Box und zog behutsam die Klammer
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