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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition)
Autoren: Sabine Wierlemann
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getroffen haben, denn im Rücken war die Friedhofsmauer. Viele Möglichkeiten gab es hier für einen Scharfschützen nicht, um ein Opfer an dieser Stelle zu treffen. Georg Haller ließ seinen Blick über die umliegenden Häuser schweifen. An einem Mehrfamilienhaus in zweiter Reihe hinter dem Friedhof war sein Blick hängen geblieben. Auf dem Balkon der obersten Wohnung hatte er eine Person gesehen. Georg Haller hielt den Atem an. Die Person hatte gekniet und stand jetzt auf, in der Hand hielt sie einen länglichen Gegenstand. Kein Zweifel, das musste der Killer sein! Noch bevor der Hauptkommissar den nächsten Schritt unternehmen konnte, richtete sich die Person auf dem Balkon auf und drehte sich in seine Richtung. Georg Haller und Stefano Zanolla schauten sich direkt in die Augen.
     

- 31 -
     
    Adriano konnte es nicht fassen! Erst hielt er Valentinas Schrei für den theatralischen Höhepunkt ihrer gespielten Trauer, aber als sie in den Armen Otto Königs zusammensackte, wusste er, das war kein Spiel. Valentina war das Opfer! Stefano hatte auf seine Frau geschossen! Adriano hatte keine Zeit darüber nachzudenken, warum der Freund hinterrücks auf seine Frau zielte. Er stürzte zu Valentina, die mittlerweile zu Boden gesunken war. Otto König hatte zwar sein Bestes getan, hatte die angeschossene Frau aber nicht halten können. Der Hut Valentinas fiel in den Schnee, als sie zu Boden stürzte. Die Leute waren erst erschrocken auseinandergewichen, jetzt traten einige Unerschrockene näher heran, um zu sehen, was geschehen war. Aber das bekam der Pizzeria-Wirt nicht mehr mit. Der kleine Italiener kniete sich in den Schnee neben seine Frau und nahm ihren Kopf in seine Hände. Er war so benommen, dass er nur ihren Namen stammeln konnte. Valentina Felice stöhnte, sie stand unter Schock.
    Aus der Gruppe der Gaffer löste sich Dr. Michael, der Hausarzt der Familie Merz, um erste Hilfe zu leisten. Er öffnete der angeschossenen Frau den Pelzmantel, um zu sehen wie stark die Verletzung war. Valentina Felice hatte Glück gehabt, der Todesschütze hatte sicher auf die Herzgegend gezielt, aber sie musste sich genau in dem Moment zur Seite gedreht haben, als die Kugel sie treffen sollte. Statt des tödlichen Schusses hatte die Italienerin einen Schulterdurchschuss erlitten. Der Ersthelfer versuchte die starke Blutung zu stoppen, indem er der angeschossenen Frau ein Taschentuch und einen zusammengeknüllten Schal auf die Wunde drückte. Die Italienerin schrie vor Schmerz auf und drehte ihren Kopf weg. Sie sah ihren Mann an, dem die Tränen über die Wangen liefen.
     
    Georg Haller hatte ihn entdeckt und mit dem Finger auf ihn gezeigt. Der Killer hatte direkt in seine Richtung geschaut. Ob er ihn auch gesehen hatte, wusste der Hauptkommissar nicht, aber das war auch unwichtig. Jetzt musste er sich beeilen. Jede Minute zählte. Der Kerl durfte ihnen nicht entwischen! Georg Haller gab seinen Kollegen per Funk die Anweisung, die Trauergäste an den Ausgängen abzupassen, um die Personalien für eine spätere Befragung sicher zu stellen. Dann rannte er so gut es ging in Richtung Ausgang. Er musste sich zwischen den Trauergästen, die wild durcheinanderliefen, hindurchkämpfen. Als er fast am Ausgang war, holte ihn seine Kollegin ein. „Schorsch, hat der Killer zugeschlagen?“ „Ja! Komm, wir müssen ihn fassen. Ich hab ihn gesehen, er muss von einem Haus in der Marienstraße geschossen haben.“ Ohne weitere Erklärungen sprintete Georg Haller los. Endlich lag das Gedränge des Friedhofs hinter ihnen. Lisa-Marie rannte dem Hauptkommissar hinterher. Der frisch gefallene Schnee musste sehr nass gewesen sein, denn auf der Straße hatte sich bereits eine spiegelglatte Fläche gebildet. Die Polizisten kamen nicht so schnell vorwärts wie sie wollten.
     
    Inzwischen waren die Rettungssanitäter angekommen und versorgten Valentina Felice. Während es ihr schon wieder so gut ging, dass sie alle möglichen Verdächtigungen anstellte, wer sie aus welchen Gründen hatte umbringen wollen, hörte Adriano erst dann allmählich auf zu zittern, als die Sanitäter ihm eine Beruhigungsspritze verpasst hatten. Ihn hatte die ganze Sache sehr mitgenommen und er schien in der letzten Viertelstunde um Jahre gealtert zu sein.
    Der Sarg von Karl Merz war bereits hinabgelassen und der Pfarrer stand wie versteinert neben dem offenen Grab. An eine Fortsetzung der Beerdigung war nicht zu denken und bevor er losrannte, hatte Georg Haller dem Geistlichen noch
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