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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Jean G. Goodhind
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hatte sich selbst schon genug Schaden zugefügt. Das hat sie mir jedenfalls so gesagt.«
    »Das stimmt«, stellte Honey fest. »Sie hatte schrecklich schlechte Presse, als sie die Affäre mit Adam Rolfe begann und ihn dann geheiratet hat.«
    »Klar, hatte sie das. Der Mann war ein jämmerlicher Dummkopf. Er hatte keine Ahnung von der Wahrheit, und ich wollte, dass er sie von mir erfuhr.«
    »Sie haben es ihm gesagt?« Das war Honey völlig neu.
    »Ja, das habe ich beschlossen, nachdem ich von Seans Selbstmord gehört hatte.«
    »Trotz der unterschiedlichen Familiennamen war also Sean Ihr Bruder?«
    »Fox war sein Künstlername, Sullivan ist meiner. Arabella hielt es für das Beste, es niemanden wissen zu lassen, dass wir Geschwister waren.«
    Kalte Furcht kroch Honey langsam den Rücken hinauf.
    »Wie hat Adam Rolfe auf die Enthüllung reagiert?«, fragte Honey.
    »Gar nicht. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, dass ich ihn am Donnerstag gern treffen würde, an dem Tag, an dem wir hier mit dem Filmen angefangen haben. Ich kenne da eine Stelle im Wald, Whitestone heißt die. Ich habe gesagt, ich würde dort auf ihn warten, aber« – sie zuckte die Achseln – »er ist nicht gekommen.«
    »Denise-Schätzchen! Nun mach schon!« Jemand auf der anderen Seite, wo die Beleuchtung stand, winkte sie zu sich herüber.
    Denise rief ihm zu, sie würde gleich kommen. Sie wandte sich wieder Honey zu.
    »Und ehe Sie fragen, nein, ich vermisse meine Mutter nicht, schlicht und einfach, weil ich sie kaum kannte.«
    Denise entfernte sich von denen, die das Publikum bilden sollten, und ging hinüber zu dem Tor und den Stars der Show. Ein Mann hob sich vom Rest ab. Er war nicht nur groß, er war eindrucksvoll. Er trug eine regennasse Barbour-Jacke mit Manschetten und Kragen aus Cord und hatte, was man im Showgeschäftwohl Präsenz nennt. Selbst seinesgleichen, die Leute, mit denen er auftreten würde, schienen seiner Überlegenheit Rechnung zu tragen und wirkten im Vergleich zu ihm wie Spatzen, die neben einem Pfau standen.
    »Wer ist das?«, flüsterte Honey Mary Jane zu.
    »Arthur King«, antwortete ihre Begleiterin und verengte die Augen zu Schlitzen. »Charisma hat er, aber ich bin mir nicht sicher, ob er auch die Gabe des Sehens besitzt«, fügte sie mit einem missbilligenden Kopfschütteln hinzu.
    Honey klappte ihren Mantelkragen hoch, um sich besser gegen den strömenden Regen zu schützen. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf das, was unter dem Torbogen vor sich ging. Die vier Hellseher absolvierten ihre Show so eifrig wie Schauspieler in einem viktorianischen Melodrama.
    Alle gaben sie Kommentare dazu ab, was sie in der Umgebung spürten, aber bei keinem wirkte das so glaubwürdig wie bei Arthur King. Honey stellte fest, dass sie vom Klang seiner Stimme, von seinen hypnotischen Augen gefesselt war. Der Mann war wirklich faszinierend, beinahe furchterregend, so dass sie es kaum wagte, sich umzudrehen – falls die Gespenster und Geister wie Unkraut aus den Mauerspalten, den schiefen Türöffnungen und den gruselig finsteren Zinnen herauswuchern sollten.
    Er steigerte sich gerade zu einem Crescendo. »Ich spüre, ich sehe das Böse, das hier geschehen ist, die Morde, den Verrat, die Leidenschaft der Liebenden, die Eifersucht der Zurückgewiesenen …«
    Mary Jane fuhr dazwischen und zerstörte den Zauber. »Blödsinn. Alles, was hier war, war lauwarme Suppe!«
    Suppe? Honey fuhr zusammen. Wo war denn diese Bemerkung hergekommen?
    »Suppe. Ich kann sie riechen«, behauptete Mary Jane. »Lauwarme Suppe. Eher ein dünner Getreidebrei, aus Gerste mit ein paar Kohlstrünken drin. Und ein bisschen Kaninchen, hauptsächlich Innereien. Mehr ist hier nicht. Mehr ist in derNähe dieses Tors nicht passiert. Hier wurde gekocht, sonst nichts.«
    »Ich hätte es wissen müssen«, murmelte Honey vor sich hin. »Wenn du bei dieser Veranstaltung eine echte Hellseherin finden willst, die dir die Zukunft voraussagt, musst du sie selbst mitbringen.«
    »Schnitt!«
    Es gab noch viele Schnitte und Pausen, bis man die Kameras an neue Positionen geschafft hatte, der Mann vom Ton seine Ausrüstung aufgebaut hatte und die Hellseher ihre Batterien aufgeladen hatten. Während einer dieser Pausen trat Honey an Crispin heran.
    »Ich habe mir sagen lassen, dass Arabella dieses Programm moderieren sollte, ehe sie umgebracht wurde.«
    Er nickte. »Stimmt. Und Petra hatte auch keine Zeit. Die muss sich einem Eingriff wegen eines eingewachsenen Zehennagels
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