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MoR 03 - Günstlinge der Götter

MoR 03 - Günstlinge der Götter

Titel: MoR 03 - Günstlinge der Götter
Autoren: Colleen McCullough
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Jahren ihrer Ehe hatte Pompeius Antistias Seite nur einmal länger als einen Tag verlassen. Wie schön war es bisher gewesen, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu genießen! Gekitzelt, gescholten, gezaust, gestreichelt, gebissen, heftig umarmt, hingeworfen... traumhaft. Wer hätte gedacht, daß sie, Tochter eines Senators von bescheidenem Rang und Vermögen, jenen Gnaeus Pompeius heiraten würde, der sich selbst Magnus nannte, der Große. Reich genug, um jede zu heiraten, Herr über halb Umbria und Picenum und so gutaussehend, daß ihn alle für eine Reinkarnation Alexanders des Großen hielten — was für einen Mann hatte ihr Vater für sie gefunden! Dabei war sie schon fast verzweifelt gewesen, so klein war ihre Mitgift.
    Natürlich wußte sie, warum Pompeius sie geheiratet hatte: Er hatte die Hilfe ihres Vaters gebraucht, der zufällig der für die Anklage gegen Pompeius zuständige Richter war. Die Anklage war natürlich frei erfunden gewesen, ganz Rom wußte das. Cinna hatte verzweifelt nach Geld gesucht, um Soldaten anzuwerben, und wollte deshalb das Vermögen des Pompeius an sich reißen. Dem jungen Pompeius wurden Dinge vorgeworfen, für die im Grunde sein Vater Pompeius Strabo verantwortlich war: daß er sich nach der Eroberung der Stadt Asculum Picentum widerrechtlich einen Teil der Beute angeeignet habe, namentlich ein Jagdnetz und einige Stapel Bücher. Kleinigkeiten also. Denn es ging nicht um das Ausmaß des Vergehens, sondern um die Strafe. Wurde Pompeius verurteilt, so war es den Cinna hörigen Geschworenen, die das Strafmaß bestimmten, völlig freigestellt, seinen gesamten Besitz zu pfänden.
    Ein richtiger Römer hätte beschlossen, den Fall vor Gericht auszufechten und notfalls die Geschworenen zu bestechen. Nicht so Pompeius, dessen Gesicht den Gallier in ihm verriet. Er hatte es vorgezogen, die Tochter des Richters zu heiraten. Das war im Oktober gewesen, und im Verlauf der Monate November und Dezember hatte Antistias Vater sich als Meister der Untätigkeit erwiesen. Der Prozeß gegen seinen Schwiegersohn fand nie statt; er wurde hinausgezögert durch schlechte Omen, Vorwürfe der Bestechlichkeit gegenüber den Geschworenen, Senatsversammlungen und verschiedene andere Hindernisse. Schließlich überredete der Konsul Carbo Cinna im Januar, woanders nach dem so dringend benötigten Geld zu suchen. Pompeius’ Vermögen war nicht mehr in Gefahr. Gerade achtzehn, war Antistia mit ihrer Aussteuer zu Pompeius’ Besitzungen im Nordosten der italischen Halbinsel gereist und hatte sich in den trutzigen schwarzen Mauern seiner Burg den bräutlichen Freuden hingegeben. Sie war ein hübsches Mädchen, reif für das eheliche Bett, und so war ihr Glück lange Zeit ungetrübt gewesen. Doch dann begann eine nagende Unruhe sie heimzusuchen. Schuld daran war nicht ihr Mann, den sie über alles bewunderte, sondern dessen Gefolge, Diener und andere, die Antistia verachteten und sie dies auch deutlich spüren ließen. Sie hatte das tapfer ertragen — solange Pompeius jeden Abend nach Hause kam. Doch nun wollte er in den Krieg ziehen, wollte Legionen ausheben und für Sulla kämpfen! Was sollte sie tun, wenn ihr geliebter Magnus sie nicht mehr vor den Beleidigungen seiner Leute schützen konnte?

    Pompeius versuchte immer noch, Varro zu überreden, sich ebenfalls Sulla anzuschließen, doch der pedantische kleine Mann, der so altklug daherredete, obwohl er erst zwei Jahre im Senat war, wehrte ab.
    »Wie viele Truppen hat Sulla denn?« fragte er.
    »Fünf Veteranenlegionen, sechstausend Reiter, einige Freiwillige aus Mazedonien und dem Peloponnes und fünf Kohorten Spanier, die dem dreckigen Schwindler Marcus Crassus gehören. Insgesamt etwa neununddreißigtausend Mann.«
    Varro rang die Hände. »Ich sage es nochmals, Magnus, werde erwachsen! Ich komme soeben aus Ariminum, wo sich Carbo mit acht Legionen und einer riesigen Reiterei aufhält — und das ist erst der Anfang! Allein in der Campania befinden sich sechzehn weitere Legionen! Drei Jahre lang haben Cinna und Carbo Truppen ausgehoben, und jetzt stehen in Italien und dem italischen Gallien hundertfünfzigtausend Soldaten unter Waffen. Mit ihnen kann Sulla es nicht aufnehmen!«
    »Sulla wird sie schlagen«, erwiderte Pompeius ungerührt. »Schließlich bringe ich ihm drei Legionen der kampferprobten Veteranen meines Vaters. Carbos Soldaten sind blutige Anfänger.«
    »Du willst tatsächlich ein eigenes Heer aufstellen?«
    »Ja.«
    »Aber du bist erst
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