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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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sie hätte es mit einem Feind und nicht mit einem Freund zu tun.
    »So lautet der offizielle Urteilsspruch, nicht wahr? Ein komisches Wort – offiziell. Man kann fast alles offiziell machen, indem man es auf Papier schreibt und oft genug wiederholt.«
    Jessica wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie hatte keine Ahnung, was er damit andeuten wollte. Sie verflocht ihre Finger miteinander und sah ihn mit ihren grünen Augen eindringlich an. »Was willst du damit sagen, Dillon? Glaubst du, Vivian hat das Haus vorsätzlich in Brand gesteckt?«
    »Die arme vernachlässigte Vivian.« Er seufzte. »Du rufst zu viele Erinnerungen wach, Jess. Erinnerungen, die ich nicht gebrauchen kann.«
    Auf ihrem Schoß verschlangen sich ihre Finger enger miteinander. »Das tut mir leid, Dillon. Die meisten meiner Erinnerungen an dich sind wunderbar und liegen mir sehr am Herzen.«
    Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück, der sorgsam so aufgestellt war, dass sein Körper im Schatten blieb. »Erzähl mir von dir.Was hast du in letzter Zeit gemacht?«
    Sie sah ihm fest in die Augen. »Ich habe Musik studiert und arbeite bei den Eternity Studios als Toningenieurin, aber ich glaube, das weißt du.«
    Er nickte. »Es heißt, du seist brillant in deinem Job, Jess.« Er beobachtete, wie sich ihre Mundwinkel hochzogen, und versteifte sich. Ihr Mund faszinierte ihn, und diese Faszination widerte ihn an. Sie ließ zu viele Sünden hochkommen, an die er nicht denken wollte. Jessica Fitzpatrick hätte nie wieder in seinem Leben auftauchen sollen.
    »Du hast das Haus weit von den Klippen zurückgesetzt«, sagte sie.
    »Mir hat der Standort nie gefallen. Er war zu gefährlich. « Er taxierte ihre Figur, fast schon beleidigend. »Erzähl mir von den Männern in deinem Leben. Ich nehme an, es gibt den einen oder anderen? Bist du hergekommen, um mir zu sagen, du hättest jemanden gefunden und wolltest dir die Kinder vom Hals schaffen?« Die Vorstellung erzürnte ihn. Heiße Lava ergoss sich in dickflüssigen, bedrohlichen Schwaden in seinen Blutkreislauf.
    Sie nahm seine Gereiztheit wahr, ohne sie an etwas festmachen zu können. Sobald sie sich auf etwas konzentrierte, bewegte er sich mit einem Satz von der Stelle und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Das Gespräch kam ihr vor wie eine der Schachpartien, die sie vor vielen Jahren so oft in der Küche ihrer Mutter gespielt hatten. In einem Wortgefecht konnte sie es nicht mit ihm aufnehmen, und das wusste sie. Dillon konnte jemandem mit einem Lächeln im Gesicht das Herz herausreißen. Sie hatte miterlebt, wie er – charmant und verschlagen – die eine Bemerkung machte, die seinen Gegner wie Glas zersplittern lassen würde.
    »Führen wir Krieg, Dillon?«, fragte Jessica. »Wenn ja, dann solltest du mir nämlich die Spielregeln erklären.Wir sind hergekommen, um Weihnachten mit dir zu verbringen. «
    »Weihnachten?« Er spuckte das Wort geradezu aus. »Weihnachten feiere ich nicht.«
    »Aber wir feiern Weihnachten, deine Kinder, deine Familie, Dillon. Du erinnerst dich doch noch daran, was eine Familie ist, oder? Wir haben dich seit Jahren nicht mehr gesehen; ich dachte, du freust dich vielleicht.«
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Freuen, Jess? Du dachtest, ich würde mich freuen? Das hast du
keinen Moment lang geglaubt. Lass uns ein bisschen ehrlicher miteinander sein.«
    Sie begann langsam, aber sicher wütend zu werden. »Ich bezweifle, dass du weißt, was Ehrlichkeit bedeutet, Dillon. Du belügst dich selbst in so vielen Dingen, dass es dir zur Gewohnheit geworden ist.« Sie erschrak über ihre mangelnde Selbstbeherrschung. Der Vorwurf rutschte ihr heraus, bevor sie ihn zurückhalten konnte.
    Er streckte die Beine aus, entspannt und belustigt und weiterhin im Schatten. »Ich habe mich schon gefragt, wann dein Temperament wohl ausbricht. Ich erinnere mich noch an die alten Zeiten, als du explodiert bist, wenn dir jemand zu sehr zugesetzt hat. Es ist immer noch da, wenn auch tief verborgen, aber du bist immer noch leicht zu entflammen, stimmt’s, Jess?«
    Dillon erinnerte sich allzu lebhaft daran. Er war ein erwachsener Mann gewesen, um Gottes willen, gerade siebenundzwanzig Jahre alt und mit zwei Kindern und einer rauschgiftsüchtigen Wahnsinnigen als Ehefrau. Und er war von einem achtzehnjährigen Mädchen besessen gewesen. Das war abartig und ekelhaft. Jessica war immer so lebendig gewesen, so leidenschaftlich verliebt in das Leben, dass es sein Verständnis restlos
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