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Mörderischer Blues

Mörderischer Blues

Titel: Mörderischer Blues
Autoren: Carter Brown
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und hielt sie
höflich offen.
    »Nach Ihnen, Honey«, sagte ich
mit der lässigen Ritterlichkeit eines Sir Galahad .
    Aber ich sollte niemals
erfahren, ob sie wirklich zuerst hinausging, denn im nächsten Augenblick sah
ich Sterne. Der Schlag traf mich direkt hinter dem rechten Ohr, und für mich
explodierte die ganze Welt, bevor ich in einen tiefen, schwarzen Abgrund sank.
     
    Die Kabine war leer, als ich
schließlich wieder zu mir kam, und zumindest das wunderte mich nicht im
geringsten. Mit einiger Mühe gelang es mir, auf die Beine zu kommen. Ich
versuchte, den dumpfen Schmerz in meinem Schädel zu ignorieren, und fragte
mich, mit was für einem Instrument Woolrich wohl zugeschlagen haben mochte. Ein
Blick auf die Uhr belehrte mich, daß es fast zehn Uhr dreißig war. Die Nacht
war noch jung, und Woolrich hatte eine Menge Zeit, um sich zu verdünnisieren.
Ich nahm an, daß er zuerst einmal auf seine Jacht gehen würde.
    Als ich das Restaurant passiert
hatte, sah ich im hellen Lichtschein drei Männer auf mich zukommen. Einer von
ihnen erkannte mich zuerst.
    »Was glaubst du wohl?« Fleischklops
Murphys Stimme war belegt und schwer verständlich. »Ist das nicht der von der
Herde verstoßene kastrierte Bulle?«
    » Yeah !«
rief Fingers Malloy schrill. »Wo bist du gewesen,
Trottel? Hast du wieder irgendwo den Müll abgeholt?«
    Ihre anzüglichen Bemerkungen
schienen sie schrecklich zu amüsieren. Sie brachen in Gelächter aus, das aber
schon Sekunden später plötzlich verstummte, als ihre Köpfe mit einem dumpfen,
hohlen Ton gegeneinander gestoßen wurden.
    »Seid still, ihr Holzköpfe!«
schnarrte der dritte Mann und ließ sie gleichzeitig los.
    Fleischklops und Fingers
taumelten nach verschiedenen Seiten auseinander, während er auf mich zu kam.
    »Ich bin Lou Baron«, krächzte
er. »Ich weiß zwar nicht, wer, zum Teufel, Sie sind, aber vielleicht können Sie
mir sagen, was hier los ist. Diese beiden Trottel jedenfalls sind so betrunken,
als hätten sie was zu feiern.«
    »Vielleicht«, antwortete ich.
»Sie suchen Woolrich, weil Sie einen Schuldschein von ihm über zwanzigtausend
Dollar haben, nicht wahr?«
    »Stimmt«, antwortete er
erleichtert. »Ich hätte es mir früher überlegen sollen, daß es wenig Zweck hat,
diese beiden Schwachköpfe zu schicken, um die Summe zu kassieren. Als es mir
schließlich einfiel, habe ich die nächste Maschine genommen, die hierher ging.«
    Baron war ein kurzer, stämmiger
Bursche mit einem unverhältnismäßig großen Kopf und abfallenden, kräftigen
Schultern. Er stand leicht vorgeneigt, sich auf den Zehenspitzen wiegend, und
seine langen Arme pendelten locker an seinen Seiten. Er machte mich ein bißchen
nervös, dieser Bursche. Ich konnte das Gefühl nicht loswerden, daß er mich beim
ersten falschen Wort meinerseits in Stücke reißen und den Krokodilen vorwerfen
würde; vorausgesetzt freilich, daß er selber gerade keinen Hunger hatte.
    »Ich bin Danny Boyd«, erzählte
ich ihm. »Gloria Van Ravens Studio hat mich beauftragt, sie zurückzubringen,
damit sie zu arbeiten anfangen kann.« Dann berichtete ich ihm den Rest — wie
Woolrich mich in der Kabine von hinten niedergeschlagen hatte. Mit diesem
dumpfen pochenden Schmerz in meinem Schädel hatte ich keinen anderen Wunsch als
den, daß Lou Baron Eddie-Boy treffen und ihm ein paar langen möge, wenn es
ging, in jedes Auge einen.
    »Lassen Sie uns mal auf der
Jacht nachsehen, Boyd«, schlug Baron vor. »Vielleicht ist der dorthin
zurückgekehrt. Wenn ich ihn jedenfalls zwischen die Finger kriege, dann…«
    »Wenn es geht, so, daß ich
dabei zusehen kann«, unterbrach ich ihn gutgelaunt. »Das ist alles, was ich
möchte!«
    Ein paar Minuten später
erreichten wir die Jacht, und der gedämpfte Ton eines getragenen Trompetensolos
wurde lauter, als wir die Gangway entlang an Deck gingen.
    »Wer ist der Bursche, der da
Trompete spielt?« fragte Baron.
    »Muscat Mullins«, antwortete
ich. »Er ist als Gast oder so etwas hier.«
    »Das hätte ich mir denken
können«, knurrte er. »Der Landstreicher hat mal eine Zeitlang in meinem Club
gespielt, das heißt, so er gerade auf den Beinen stehen konnte.«
    »Was er da spielt, ist
reichlich sanft für Muscat«, sagte ich geistesabwesend und blieb einen Moment
stehen, um zu lauschen. »Ja, jetzt habe ich es. Das ist > O , didn’t he ramble < (Oh, hat er sich nicht bewegt?). Sie
kennen das Stück doch? Es ist ein Dixieland-Trauerstück.«
    »Das einzige Stück, das ich
kenne,
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