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Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady

Titel: Modesty Blaise 04: Ein Gorilla für die Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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erklärte Tarrant trocken.
    «Das habe ich gesehen. Denen weine ich keine Träne nach.» Collier setzte seine Tasse ab.
    «Die Finger! Die Finger!» schrie Professor Barbi wütend. «Nur ein Schwachsinniger lenkt die Klinge aus dem Handgelenk. Was Sie in der Hand haben, Signorina, ist ein Degen und kein Tennisschlagholz!»
    «Tennisschläger», erwiderte Modesty hilfreich. «Verzeihung. Kein Tennisschläger. Darum führen Sie ihn bitte mit den Fingern. Und jetzt noch einmal, bitte!»
    «Das ist ganz anders als in den Filmen», sagte Collier, der den beiden zusah. «Wenn ich mir einen Streifen mit Errol Flynn anschaue, dann gibt es da einen Kampf von fünf Minuten, bei dem die Schwerter wie Windmühlenflügel umherwirbeln. Was ich hier sehe, ist ein bißchen Tipp-Tapp mit den Klingen, ein rasches Geplänkel, und dann tritt dieser Bursche da zurück und schreit sie an.»
    Tarrant lachte. «Das hier ist leider kein Sport für Zuschauer. Oder besser vielleicht nur für Eingeweihte.
    Dieses Geplänkel eben bestand aus einer Umgehungsfinte, einer Oktavbindung, einer Zedierungsparade und einem Ausfall in flacher Linie, einer einfachen Parade, einer kombinierten Ripost, einer Kontraparade, und dann wieder Ausgangsstellung mit gesenkter Klinge. Niemand hat einen Treffer erzielt.»
    «Es hat ungefähr eine Sekunde gedauert», sagte Collier. «Da lobe ich mir Errol Flynn. Der pflegte es mit vieren zu gleicher Zeit aufzunehmen.»
    «Der hatte eben den Drehbuchautor auf seiner Seite Du lieber Himmel!» Tarrant legte die Hand vor den Mund und bemühte sich, ein ernstes Gesicht zu wahren.
    Ein Fechtgang war gerade beendet. Modesty und Barbi standen da und schauten einander sekundenlang an. Dann wandte der Fechtlehrer sich um, schritt zu einem niedrigen Tisch nahe bei der Piste und legte dort seine Maske und den Degen nieder.
    «Tut mir leid», sagte Modesty.
    Barbi ignorierte sie und wischte sich Gesicht und Hals mit einem Taschentuch ab.
    «Was soll das alles?» erkundigte sich Collier ruhig.
    «Sie hat
en flèche
angegriffen», sagte Tarrant, «das ist ein vorschnellender Ausfall. Barbi parierte mit einer Quartripost, ein nach dem Gesetz der Logik beinahe unfehlbarer Treffer. Aber sie, noch immer
en flèche
, wehrt mit Primparade ab, was nicht gerade üblich ist, und führt dann einen Abhebestoß durch, was einfach absurd ist. Allerdings hat er seinen Zweck erreicht.»
    Mit dem Degen in der rechten Hand und der unter den Arm geklemmten Maske kam Modesty auf sie zu.
    Beide Männer erhoben sich.
    «Jetzt haben Sie etwas angerichtet», sagte Tarrant.
    Sie zog eine Grimasse. «Ich hoffe nicht. Aber ich konnte doch nicht nur deshalb aufgeben, weil das
en flèche
fehlschlug, oder? Hallo, Steve.» Sie hielt ihm die Wange hin.
    Er drückte einen leichten Kuß darauf und sagte dann: «Dein Gesicht ist ganz verschwitzt. Von Damen wird aber erwartet, daß sie nur sanft erglühen.»
    «Dann versuch du einmal, in so einem Plastron und einem Fechtanzug mit Brustschützern herumzuspringen.»
    «Brustschützer?» Prüfend faßte er sie an. «Tatsächlich. Dann werde ich es lieber nicht versuchen. Es könnte Mißverständnisse geben …»
    Er brach ab. Professor Barbi kam mit Maske und Degen auf sie zu. Sein Blick richtete sich streng auf Modesty Blaise, und seine fest aufeinandergepreßten Lippen gaben ihm einen Ausdruck von unerbittlicher Entschlossenheit.
    Tarrant sprach ein wenig lauter, als er zu Modesty sagte: «Da ist natürlich auch Professor Forrester. Oder noch besser Lebrun. Der ist sehr gut.»
    «Lebrun?» schrie Professor Barbi in ungläubigem Zorn. Er starrte Tarrant böse an und wandte sich dann an Modesty. Ganz plötzlich schmolz das schmale, aristokratische Gesicht zu einem traurigen Lächeln.
    Er streckte seine linke Hand aus, um ihre zu dem förmlichen Salut zu ergreifen, der einem Fechtkampf folgt.
    «Verzeihen Sie meine Unhöflichkeit, Signorina, aber Sie sind wirklich äußerst nervenaufreibend.»
    «Ich weiß. Nächste Woche werde ich mich tüchtig anstrengen.» Sie lächelte ihm gewinnend zu. «Sie werden doch kommen?»
    «Ich kann nicht anders.» Barbi blickte zu Tarrant und seufzte. «Eine Stunde pro Woche, und mit dem Degen, Signore. Das ist absurd, finden Sie nicht? Überlassen Sie sie mir drei Stunden am Tag und mit dem Florett, dann weise ich Ihnen in sechs Monaten eine Fechterin vor, die alle Ihre Forresters und Lebruns wie – wie Klempner erscheinen läßt!»
    Als Professor Barbi gegangen war, lächelte Modesty
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