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Mittsommersehnsucht

Mittsommersehnsucht

Titel: Mittsommersehnsucht
Autoren: Elfie Ligensa
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euer Glück!«
    Im Durcheinander des Gratulierens wäre beinahe das Läuten an der Haustür überhört worden.
    Birgit ging zur Tür und öffnete. »Kommt rein!« Sie führte Haakon ins Wohnzimmer, wo inzwischen alle wieder Platz genommen hatten. Schnell entzündete Birgit die beiden Leuchter, die auf dem schmalen Highboard an der Längsseite des Raums standen. Und auch die Kerzen des Adventskranzes wurden angezündet, obwohl der zweite Advent noch bevorstand.
    »Lucia ist gekommen!«, verkündete sie wenige Minuten später und führte Kirstin herein, die sich in der Zwischenzeit in einem anderen Zimmer umgezogen hatte. Sie trug nun ein langes weißes Kleid, das eine Nachbarin aus ihrem eigenen alten Brautkleid genäht hatte. Auf dem Kopf hatte sie die Lichterkrone der heiligen Lucia, und um die Taille war ein rotes Seidenband geschlungen. Stolz hielt sie eine dicke weiße Kerze in der Hand, während sie vorsichtig, damit die Lichterkrone ihr nicht vom Kopf rutschte, in die Mitte des Zimmers ging. Dort stellte sie sich auf und begann mit heller Stimme ein Lucia-Lied zu singen, bevor sie das traditionelle Safrangebäck verteilte, das bereits auf einem großen roten Glasteller bereitstand.
    »Wer hat denn die lussekatter gebacken?«, erkundigte sich Carina.
    »Birgit natürlich«, erklärte Johan Ecklund voller Stolz. »Die Kleine kann’s ja noch nicht. Und unsere Andrea … die hat zu viel zu tun.«
    So war es in der Tat. Die Praxis hatte regen Zulauf, und es hatte sich rasch herumgesprochen, dass die junge deutsche Ärztin viel konnte. Sogar kleine Operationen führte sie durch, man musste also nicht gleich in die Klinik fahren, wenn man sich eine tiefe Risswunde oder eine Verstauchung zugezogen hatte.
    An diesem Tag allerdings war die Praxis geschlossen, und Andrea konnte unbeschwert mit den Menschen, die ihr lieb geworden waren, feiern.
    Erst kurz vor Mitternacht gingen die letzten Gäste, die sich hervorragend unterhalten hatten und bester Stimmung waren. Birgits Punsch hatte ebenso dazu beigetragen wie das hervorragende koldtbord , das traditionelle norwegische Büfett mit Lachs, Garnelen, Zander, Lamm- und Rentierfleisch, Heringssalat und Kuchen. Doch auch Andreas delikate Kartoffel- und Wurstsalate hatten Lob geerntet.
    Carina und Knut schliefen im Doktorhaus, das hatte Birgit ihnen gleich zu Beginn angeboten, damit sie ausgelassen mitfeiern konnten.
    »Wir helfen noch beim Aufräumen«, bot Carina an.
    »Lass nur, das machen wir morgen.« Andrea gähnte verhalten. »Die Esswaren hat Birgit schon verstaut, alles andere kann ruhig hier stehen bleiben.« Sie umarmte die Freundin. »Bis morgen.«
    »Gute Nacht!«
    »Ach je, das hätte ich fast vergessen …« Knut holte das Päckchen aus seiner Jacke. »Das hat mir der Posthalter vom Schiff für dich mitgegeben.«
    »Danke.« Andrea sah auf das kleine Paket, das keinen Absender trug.
    »Mach mal auf!«, forderte Magnus sie neugierig auf.
    »Gleich.« Sie winkte den letzten beiden Gästen noch einmal zu und blieb an der Tür stehen, bis drüben im Doktorhaus das Licht anging. Es hatte aufgehört zu schneien, es war eisig kalt, doch windstill.
    Noch in der Diele riss sie das dünne Papier von dem schmalen Karton und stieß einen unterdrückten Schrei aus. »Mein Troll! Ich habe ihn wieder!«
    »Welchen Troll?«
    »Den einzigen lächelnden Troll, den ich je in Norwegen gesehen habe.« Sie hielt die kleine Holzfigur in den Händen, streichelte kurz mit dem Finger über das Gesicht mit der langen Knollennase, ehe sie den Troll auf ein schmales Regal gleich neben der Tür stellte. »Pass gut auf uns auf«, sagte sie.
    »Bist du etwa abergläubisch?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Seit ich den kleinen Kerl kenne – ja. Lachst du mich jetzt aus?«
    »Niemals! Ich weiß, dass das die Trolle nicht mögen.« Magnus zwinkerte ihr zu. »Was hältst du von einem kleinen Spaziergang?«
    »Jetzt noch?«
    »Warum nicht? Schau nur, das Nordlicht wird immer stärker.« Magnus wies zum Himmel, wo gelb-grüne Lichter einen wilden Tanz am Nachthimmel aufführten. »In einer solchen Nacht kann man einfach nicht schlafen gehen.«
    »Einverstanden.« Andrea gab ihm einen raschen Kuss. »Deine romantische Anwandlung muss ich unbedingt ausnutzen.«
    »Willst du damit sagen, ich sei unromantisch?« Magnus tat empört.
    »Nun ja, wenn ich da Vergleiche ziehe … zum Beispiel mit Hugh Grant in Notting Hill oder Tom Hanks in Schlaflos in Seattle … da fällst du schon stark ab, mein
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