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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika
Autoren: Annie Proulx
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die gewonnen hatten, eingraviert waren. Die Mönche Mesquite und Hesychast erhielten jeder eine Gürtelschnalle und ein Paar Sporen aus der Werkstatt angesehener Schmiede, Bruder Mesquite einen Satz Sporen von Kevon Burns of Spearman, Bruder Hesychast ein Paar Sporen von Shamrock’s Pat Vaughn.
     
    Bob gönnte sich einen zweiten Lunch in Form eines dritten Bisonburgers, spülte ihn mit schwarzem Kaffee hinunter und genoß zum Dessert zwei Zimtschlangen, die er vorgebeugt mit vorsichtig abgewinkeltem Arm aß, um sich nicht mit dem Puderzucker zu bestäuben, als Sheriff Hugh Dough, beide Arme eingegipst und in Begleitung seiner Schwester Opal, neben ihm auftauchte.
    »Ihr Onkel hat Sie zu erreichen versucht. Ich habe ihm gesagt, daß ich es Ihnen ausrichten werde. Es geht um die Schießerei in Denver, in die Tazzy Keister verwickelt war. Tazzy Keister, wissen Sie noch? Ihr Onkel hat gesagt, ich soll Ihnen sagen, daß der Tote ein Mr. Quantum Goliath ist. Der Präsident von Global Pork Rind. Tazzy war auf der Suche nach Ihnen , Bob Dollar. Zuerst war sie bei der Arbeiterbaracke auf der Busted Star Ranch. LaVon hat gesehen, wie sie weggefahren ist. Sie können von Glück sagen, daß Sie bei den Shattles gewohnt haben. Aber jetzt ist sie eingebuchtet, keine Sorge.«
    »Was wird mit ihr geschehen? Und was wird aus dem Sohn? Und weiß LaVon von der Schießerei?«
    »Tazzy wird vor Gericht kommen. Der Junge ist bei seiner Oma. Ich nehme an, wenn er groß genug ist, wird er das tun, was die meisten Jungen aus Texas tun, die nicht wissen, was sie tun sollen – er wird zur Marine gehen. Ja, LaVon weiß vonder Schießerei. Sie hört auf dem Kurzwellensender den Polizeifunk. Sie hat mich angerufen und mir gesagt, daß sie Tazzy gesehen hat. LaVon weiß fast alles als erste.«
    »Komm, Hugh, laß uns das Barbecue versuchen«, sagte Opal Head. »Ich füttere dich auch.«
    »In Ordnung, aber zuerst muß ich für kleine Jungen. Laß uns kurz im Gefängnis vorbeischauen.«
     
    Kurz vor zwei Uhr schlenderte Bob zu dem Stand, wo die Lose für den Quilt verkauft wurden, blieb jedoch unterwegs bei einem Wohltätigkeitsverkauf hängen, den Janine Huske betreute. Die Dame saß unter einer weißen Segeltuchmarkise, das gerötete Gesicht durch einen weißen Spitzenhut mit falschem Vergißmeinnichtschmuck vor der Sonne geschützt.
    »Hallo, Bob Dollar«, rief sie. »Wollen Sie rechtzeitig Ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen? Von Topfuntersetzern bis zu Türstoppern haben wir alles, was das Herz begehrt. Wie wäre es mit einem hübschen Jadeelefanten aus Burma?«
    Bob trat zu ihr und gab ihr die Hand, warf einen Blick auf die Waren, die auf dem Tisch aus Sägeböcken und Brettern ausgebreitet waren. Ein Mischmasch aus Reader’s Digest -Büchern, Nippes und Briefbeschwerern. Es verschlug ihm schier den Atem, als er eine Holzschublade sah, die mit Modeschmuck vollgehäuft war, Bakelit und Zelluloid und Polymere, die er nicht identifizieren konnte. Die sagenhafte Brosche, an die er sich vom Quiltkränzchen erinnerte, war deutlich zu erkennen. Janine Huske, die seinem Blick folgte, sagte: »Das hat alles Freda Beautyrooms gehört. Ich fand es ein bißchen herzlos von ihrem Sohn, das ganze Zeug so mir nichts, dir nichts zum Flohmarkt zu geben – so, wie es daliegt, hat er es hergebracht. Teilweise sind die Sachen richtig hübsch, natürlich nicht mehr Mode und bloß Plastik. Die hübscheren Teile hätte ich gern ein bißchen ausgestellt, aber dafür ist kein Platz«, und sie machte eine Bewegung zu den verfleckten Aschenbechern und vergilbtenBoudoirlampen, die sich auf der Verkaufsfläche breit- machten.
    Bob nahm einen grünen irisierenden Schlüsselanhänger in die Hand, der die Form eines winzigen Koffers hatte, in der Mitte mit einem Scotchterrier in ovaler Umrahmung verziert. Armbänder, deren klotzige Glieder mit Gummischnüren verbunden waren, gab es in zahllosen Färbungen. Einige davon, mit bunten Tupfen und Ovalen, hielt Bob für etwas Besonderes, konnte sich aber nicht mehr an die Bezeichnung erinnern. Es gab ein transparentes gelbliches Scharnierarmband mit roter geometrischer Musterung und ein schwarzes, das mit falschen Perlen besetzt war. Ein Gewirr von Ohrringen in den exzentrischsten Formen lag am Boden der Schublade und bildete dort einen Teppich ineinander verworrener Anhänger und Befestigungen.
    »Was kostet die ganze Schublade?« fragte Bob mit bemüht ruhiger Stimme.
    »Oh, das weiß ich wirklich nicht. Ich soll die
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