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Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag

Titel: Mithgar 12 - Der schwaerzeste Tag
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Vorstehers, um mit ihm zu speisen; selten nehmen andere Mitglieder des Gehölzes teil, und wenn, dann nur auf besondere Einladung des Familienoberhaupts. Vor allem wenn »offizielle Dinge« zu besprechen sind, entschuldigen sich die jüngeren Sprösslinge am Ende des Mahls höflich und lassen die Älteren allein mit den Besuchern zur Klärung ihrer »gewichtigen Angelegenheiten«.
    Was den »Nabel« des Dorflebens betrifft, so gibt es in jedem Weiler wenigstens ein Gasthaus, meist mit gutem Bier - manche Gasthäuser stehen in dem Ruf, ein überdurchschnittlich gutes Bier auszuschenken; dort versammeln sich die Bokker, und insbesondere die Greiser, einige täglich, andere einmal die Woche, wieder andere noch seltener; sie kauen Altbekanntes durch und lauschen neuen Geschehnissen, sie spekulieren, was der Hochkönig in Pellar treibt, und reden darüber, in welchem Zustand die Dinge ganz allgemein inzwischen sind.
    Es gibt vier Stämme nördlicher Wurrlinge: Siven, Othen, Quiren und Paren, die jeweils in Höhlen, Pfahlbauten im Moor, Baumhäusern oder steinernen Feldhäusern wohnen. (Vielleicht rühren die zähen Legenden von intelligenten Dachsen, Ottern, Eichhörnchen, Hasen und auch anderen Tieren von den Siedlungsgewohnheiten des Kleinen Volkes her.) Und Wurrlinge leben oder lebten in praktisch jedem Land der Welt, auch wenn zu allen Zeiten manche Länder viele Wurrlinge beherbergen und andere wenige oder gar keine. Es scheint in der Geschichte des Kleinen Volkes Wanderungen gegeben zu haben, allerdings zogen in jenen Tagen der Wanderjahre auch viele andere Völker über das Antlitz der Welt.
    In der Zeit, in der sowohl das Buch des Raben als auch das Schönberg-Tagebuch entstanden, lebten die meisten nördlichen Wurrlinge in zwei Gegenden: dem Weitimholz, einem gestrüppreichen Wald in der Wildnis nördlich von Harth und südlich von Rian, oder in den Sieben Tälern, einem Land der Sümpfe, Wälder und Wiesen im Westen des Spindelflusses und nördlich des Flusses Wenden. Die Sieben Täler, das weitaus größere dieser beiden Wurrlingsgebiete, wird gegen Äußere durch eine furchterregende Barriere aus den Dornen des Spindeldorns geschützt, der in den Flusstälern überall im Land wächst. Dieses Gewirr aus lebenden Dolchen bildet einen wirksamen Schutzschild rund um die Sieben Täler, der nur die Allerentschlossensten nicht zurückhält. Einige wenige Straßen führen in langen Dornentunneln durch diese Barriere hindurch, und in Friedenszeiten - welche die Regel sind - bewacht niemand diese Wege, und wer ins Land kommen möchte, kann dies tun. In Krisenzeiten jedoch stehen entlang der Straßen Bogenschützen der Wurrlinge hinter beweglichen Barrikaden aus Spindeldorn Wache, um Gewalttäter und anderes unangenehmes Volk draußen zu halten, während sie all denen Zutritt gewähren, die in einer berechtigten Angelegenheit kommen. Jener kalte November des Jahres 4E2018, in dem diese Geschichte beginnt, war eine Krisenzeit.
    Die Sonnenfinsternis des Schwärzesten Tages Tucks Tagebuch lässt keinen Zweifel daran, dass es sich bei der Sonnenfinsternis des 22. Februar 4E2019 im Gebiet des Eisernen Turms um eine totale Finsternis handelte. Aus dem Zusammenhang lässt sich weiterhin folgern, dass diese sehr lange dauerte. Möglicherweise führt der Text jedoch in die Irre, denn wenn wir annehmen, dass die Himmelsmechanik im System Erde-Mond-Sonne von Mithgar damals denselben Gesetzen folgte, wie sie es heute tut, dann kann die totale Verfinsterung am Eisernen Turm nicht länger als sieben Minuten und siebenunddreißig Sekunden gedauert haben. (Das ist auf dem Weg des Kernschattens die maximale Dauer einer totalen Verfinsterung an jedem beliebigen Punkt auf der Erdoberfläche.) Und einige simple Mutmaßungen über den wahrscheinlichen Längen- und Breitengrad von Modrus Festung lassen darauf schließen, dass die totale Verfinsterung unterhalb dieser Zeit geblieben sein dürfte. Und zu guter Letzt erscheint für eine normale Sonnenfinsternis eine Dauer von zwei bis vier Minuten als vernünftige Annahme.
    Doch weder zwei oder vier, ja nicht einmal sieben Minuten scheinen für all das auszureichen, was während der Zeit der totalen Verfinsterung am Eisernen Turm geschehen ist. Könnten, zum Beispiel, Merrili und die Wurrlinge nach Einbruch der Dunkelheit eine Streitmacht von Kriegern in den Innenhöfen um sich geschart haben und bis in die Spitze des Eisernen Turms gelangt sein… und das alles in sieben Minuten oder weniger?
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