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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman
Autoren: Matt Beynon Rees
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Ellbogen geflickt und mit Ölfarbe und Weinsoße befleckt war. Caravaggio strich Mario durch die schwarzen Haare.
    «Ich hab Ranuccio gehetzt wie ein fettes Schwein, das den Bauch voller Bohnen hat», sagte Mario.
    Ach ja, Ranuccio
. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Das Geld, das er am Tag zuvor beim Tennis verloren hatte.
Kein guter Mann, um bei ihm Schulden zu haben.
    Der Kellner verschwand im Dunkeln. Caravaggio wusste, dass er heute Abend nicht mehr arbeiten würde, nachdem erOnorio getroffen hatte. Er rief dem Kellner nach: «Pietro, dann bring mir eben den Ricotta.»
    Sie setzten sich an einen Tisch neben der Küche. Caravaggio wollte sich mit dem Rücken zur Wand auf die Bank setzen, aber Onorio kam ihm zuvor, behielt die Tür im Auge und war sogar noch in seinem wüsten Zustand wachsam.
    Caravaggio setzte sich auf einen im Schatten stehenden Hocker. «Ich habe Menica gesucht», sagte er.
    «Hab sie eben erst gesehen», sagte Onorio. «Mit Gaspare, dem kleinen Poeten. Deinem größten Verehrer.»
    «Ich habe neue Bewunderer, gegen die Gaspare ein ganz kleiner Fisch ist.»
    «Rieche ich da etwa einen Auftrag?»
    Der Kellner stellte den Teller mit Ricotta und einen Laib dunklen Brots auf den Tisch. Onorio wickelte den Käse aus den öltriefenden Blättern, in denen er gereift war. Er roch daran, bestellte Wein und riss das Brot in Stücke.
    «Ja, ein Auftrag. Aber mein neuer Bewunderer wird sich auch darum bemühen, meine
alten
Arbeiten ihren derzeitigen Besitzern zu stehlen», sagte Caravaggio.
    «Bei Jesus, hast du den Heiligen Vater persönlich getroffen?»
    Caravaggio lächelte. «Knapp vorbei. Den Kardinalnepoten.»
    Onorio teilte das Brot, reichte Mario und Caravaggio je ein Stück. «Sieh dich vor, Michele. Der Mann ist gefährlich. Schlimmer noch, er ist Kunstliebhaber.»
    Mario kicherte. Der Wein stieg ihm in die Nase, sodass er prusten musste. Onorio klopfte ihm auf den Rücken. Mario rotzte Schleim auf den Fußboden und griff zu seinem Brot.
    «Ich meine es ernst», sagte Onorio. «Kardinal Borghese hat bereits dem Cavaliere D’Arpino gesagt, er schulde ihm eine irrsinnige Summe an Steuergeld. Er will anstelle des Geldes Zugriff auf seine Kunstsammlung bekommen. Reiner Raub.»
    «Zum Glück hab ich keine Schulden.»
    «Pietro, eine Kerze, Herrgott noch mal. Ich kann nichts sehen, um die Kornkäfer aus dem Brot zu pulen.» Onorio spuckte in die Ecke. «Du
hast
sehr wohl etwas, das er dir rauben könnte.»
    «Mein Genius? Meine Freiheit? Sei nicht so dramatisch.»
    «Dein Leben, Michele. Er hält es in seiner raffgierigen kleinen Bürokratenfaust. Diese sauber geschrubbten Hände greifen nach allem, was sie wollen, und wenn das geschieht, gerätst du dazwischen und landest zerquetscht auf dem Boden.»
    «Ich kann mir mein Leben selbst ruinieren. Dazu brauche ich keinen päpstlichen Beistand.»
    «Hast du deswegen gestern Ranuccio beleidigt?»
    «Hab ich das?»
    Der Kellner brachte eine Kerze und noch einen Krug Chianti.
    «Hattest du etwa einen deiner Ausfälle?», sagte Onorio. «Ja, du hast beim Tennis ein paar Punkte verloren. Nicht sonderlich überraschend, weil du so besoffen warst, dass du kaum stehen konntest. Und dann hast du zu Ranuccio gesagt, dass er dir das Geld, das er von dir gewonnen hat, aus dem Arsch –»
    Caravaggio lachte. «Tatsächlich?»
    «‹Hol’s dir hier raus›, hast du gesagt. ‹Komm schon, hol’s dir.› Du hast versucht, dich vorzubeugen und ihm deinen Arsch zu zeigen, bist aber hingefallen und hast dir deine Klamotten zerrissen. Ich musste dich wegtragen.»
    Mario kaute einen Bissen des weichen Käses. «Und ich musste Ranuccio festhalten, damit er dich nicht umbringt.»
    «Du?» Caravaggio klopfte Mario auf die Schulter. «Der ist doch doppelt so groß wie du.»
    «Ich bin Sizilianer. Ich steche unter der Gürtellinie zu. Je größer er ist, desto leichter ist es für mich, den tödlichen Stoß anzubringen.»
    «Schneid ihm seinen beschissenen
Cazzo
ab und wirf ihn den Schweinen zum Fraß vor, mein kleiner Halsabschneider aus dem Süden», sagte Onorio.
    Sie tranken auf Marios tödliche Klinge. Mario wischte sich die klebrigen Finger am Brot ab und hob seinen Becher. «
Cent’anni
. Hundert Jahre Gesundheit», sagte er. «Ranuccios
Cazzo
für die Schweine.»
    Eine unverschleierte Frau betrat die Taverne. Sie war klein und hübsch und trug ein teures Kleid, das jedoch an der Schulter zerrissen war, und ihr Blick war unstet und wirr.
    «Noch besser, seinen
Cazzo
für
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