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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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haben doch gesagt …«
    »Um mich an die Franzosen auszuliefern. Das war von Anfang an der Plan.«
    »Ja, und jetzt scheint er aufgegangen zu sein«, ertönte eine Stimme, und Jonathan Hicks trat aus der Dunkelheit hervor. Er hielt eine doppelläufige Pistole, die er jetzt spannte. Von seinem Standort aus konnte er auf jeden von ihnen schießen.
    »Hicks!«, keuchte Mary. Bis zu diesem Moment hatte sie überhaupt nicht mehr an ihn gedacht. Er sah wild und zerzaust aus, ganz anders als ihr Freund in White Ladies. Sie umklammerte Hollands Arm gleichermaßen angstvoll wie beschützend.
    Völlig überrascht war Sergeant Riley aufgesprungen und stand nun zögerlich herum. Er schätzte die Entfernung zu seiner Waffe ab und fragte sich, ob der andere sie gesehen hatte. »Ich bin ein Police Constable«, warnte er, »und ich befehle Ihnen, die Waffe herunterzunehmen.«
    Gereizt zog Hicks die Stirn kraus. »Und ich empfehle Ihnen, die Klappe zu halten, Mr. Police Constable. Ich bin im Moment nicht empfänglich für Anweisungen der Obrigkeit.«
    »W-Was wollen Sie?«, flüsterte Mary. Ihre Stimme zitterte, doch sie behielt die Waffe im Auge.
    »Wenn Dinge aufgehen, gibt es in der Regel ein paar lose Enden, die zusammengeknüpft werden wollen«, erklärte Hicks, »und Captain Holland ist eines davon. Genau wie Sie, leider. Ich will Ihnen nichts Böses, Miss, aber es ist ein verdammter Jammer, dass Sie nach London kommen mussten. Ich hab Ihnen ja geraten, es nicht zu tun, nicht wahr?«
    Mary schüttelte den Kopf. »Sie können ja nicht mehr klar denken«, drängte sie, und tatsächlich sah Hicks ganz verändert aus. Sie zwang sich, langsam zu sprechen. »Captain Holland ist unschuldig, das wissen wir doch alle. Mr. Hudson. Jeder. Wenn Sie jetzt einem von uns etwas antun, tun Sie sich damit keinen Gefallen. Bitte, legen Sie Ihre Pistole weg.«
    »Nein, wissen Sie, ihn umzubringen wird uns sogar einen sehr großen Vorteil bringen. Wir hätten das nicht tun müssen, aber Déprez - ich hab ihm gesagt, er soll nicht zur Bow Street zurückgehen. Aber er wollte ja nicht hören. Er ist so verdammt ehrgeizig - und stur -, und das kommt dann dabei raus. Aber Sie sind ja auch so, Miss: stur. Aber das ist ja nicht mein Fehler. Also gehen Sie jetzt einfach mal von Holland weg, seien Sie ein braves Mädchen.«
    Für Holland wurde Hicks wegen seiner wachsenden Unsicherheit unberechenbar; er glich einer Bombe, die jeden Moment hochgehen konnte. »Mary, tun Sie, was er sagt«, befahl er. »Gehen Sie aus der Schusslinie.« Er versuchte, von ihr wegzurücken, konnte sich jedoch kaum bewegen.
    »Sie verstehen das nicht! Mr. Déprez ist weggelaufen«, sagte sie nachdrücklich. »Sein Plan ist aufgegangen, und es gibt für Sie nichts mehr zu tun - bitte.«
    »Er hat seine Haut gerettet und Sie zurückgelassen, damit Sie das Ganze ausbaden«, fügte Holland hinzu.
    Hicks knurrte verärgert über diese spöttischen Bemerkungen. »Wir werden ja sehen, wer das Ganze ausbaden wird. Jetzt gehen Sie weg von ihm«, wiederholte er, »oder Sie kriegen selbst was ab.« Er winkte mit seiner Pistole, aber Mary blieb standhaft.
    »Überlegen Sie doch, was passiert, wenn Sie das tun«, warnte sie. »Die Polizei - Mr. Hudson - wird Sie sicher erwischen. Seine Leute sind hier überall - überall im Park; Sie kommen hier niemals weg. Und Sie können doch nicht … kaltblütig auf … einen verletzten Mann schießen.«
    »Lassen Sie’s nicht draufankommen, Miss, oder i-ich kann nicht für die Konsequenzen garant … Ich werde schießen, dann sind Sie selbst dran schuld, nicht ich!«
    »Mary - gehen Sie!«, befahl Holland.
    Niemand bewegte sich, Hicks’ Pistole zitterte leicht unter seinem festen Griff. Obgleich er ins Schwitzen geraten war, versuchte er, sich zusammenzureißen und seine Drohung wahrzumachen. Zur selben Zeit maß Riley die Entfernung zwischen ihnen ab und wollte schon losspringen.
    »Halten Sie Ihre Gäule im Zaum, Kleiner«, erklang eine weitere Stimme warnend, woraufhin ein Schmalgesichtiger an seiner Seite erschien und eine Pistole gegen Rileys Brust drückte. Beiläufig kickte er die Pistole des Sergeants ins Gebüsch und stieß ihn zu Boden. »Der Kleine hier wollte sich an einer Heldentat versuchen«, informierte er Hicks.
    »O nein, das können wir jetzt aber gar nicht gebrauchen«, stimmte Hicks zu und schluckte heftig. »Sie hätten die Sache … besser regeln sollen, Rede.«
    »Ganz wie Sie wollen.« Schnell trat Rede hinter Holland, und
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