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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Autoren: Todtsteltzers Ende
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war ihre Stätte,
war voll ausgewachsen ihrer Stirn entsprungen. Er
spürte, wie die gemauerten Flure von hier aus in alle
Richtungen liefen und niemals irgendwo endeten,
wie sie sich in einem vielschichtigen Labyrinth endlos verzweigten und wieder vereinten. Ein fahles
graues Licht kam von überallher zugleich und warf
keinerlei Schatten. Ein künstlicher Ort, geschaffen
außerhalb oder innerhalb von Raum und Zeit, eine
Konstruktion, erzeugt und aufrechterhalten von einer
monströsen Willensanstrengung.
    Die feineren Einzelheiten der Umgebung erschienen Owen sinnlos, als wären sie nachträglich hinzugefügt worden oder einfach als Produkte eines zunehmend verrückten Verstandes nachträglich eingesickert. Es roch nach toten Rosen und dem Schweiß
einer Frau. Schweißperlen liefen langsam, aber beständig an den Mauern herab. In weiter Ferne glaubte
Owen jemanden weinen zu hören; es war ein
Schluchzen und Heulen wie von einem gebrochenen
Herzen. Und unterhalb dieses Klagens knirschte und
mahlte etwas bedächtig und verdrossen, wie eine
Maschine, die von Hass angetrieben wurde. Alles
hier fühlte sich ... ungesund an - wie die endlosen
Korridore, durch die man in Fieberträumen läuft und
läuft, ohne je ein Ziel zu erreichen. Owen suchte sich
eine Richtung aus und ging los.
    Geister begegneten ihm, durchwanderten selbst die
leeren Korridore, bewegten sich in seiner Umgebung
und durch ihn hindurch, als wäre er es, der hier überhaupt nicht vorhanden war. Sie alle sahen aus wie er,
Visionen von ihm selbst aus verschiedenen Zeiten
seiner persönlichen Vergangenheit: zuzeiten jung
und unsicher, zuzeiten kühn und heldenhaft, zuzeiten
verletzt und blutig. Die Bilder wirkten oft undeutlich,
verzerrt und verwittert wie die Gesichter von Statuen, zerfressen von langen Zeiträumen. Oder vielleicht... durch verblassende Erinnerungen.
    Habe ich jemals wirklich so heldenhaft und selbstsicher ausgesehen?, fragte sich Owen. Oder hat sie
mich so gesehen? Ich wusste gar nichts davon.
    Owen wusste, was dies für ein Ort war oder sein
würde. Er war zuvor schon durch diese Flure gewandert - in seiner Vergangenheit, aber in der Zukunft
dieses Ortes. Hierher hatten die Blutläufer Hazel
D'Ark nach ihrer Entführung von Lachrymae Christi
gebracht. Sie hatten ihr eine Falle gestellt und sie
entführt, als Hazel und Owen nach der Abwehrschlacht um die Mission von St. Beatrix geschwächt
waren. Die Blutläufer führten sie hierher in ihr Geheimversteck, um sie zu foltern und zu vivisezieren,
denn sie wollten ihr ihre wunderbaren Kräfte und ihr
Potenzial rauben. Owen folgte ihnen hierher, und
gemeinsam löschten er und Hazel die Blutläufer in
einem Anfall heißen, wilden Zorns aus. Und sie erlebten die abschließende Zerstörung dieses Ortes mit
und entkamen nur Augenblicke, ehe er für immer
verschwand. Aber das war damals gewesen, und jetzt
war heute.
    Hazel hatte diesen Ort erschaffen. Das wusste
Owen mit einer Gewissheit, wie er sie nur über irgendetwas empfand. Die Natur dieser Umgebung
war ihm klar, denn die Steinkorridore redeten beinahe mit ihm und flüsterten dabei Hazels Namen. Er
spürte sogar die Historie dieses Ortes, wie auf einer
der uralten handgeschriebenen Schriftrollen verzeichnet, die er vor so langer Zeit studiert hatte, damals nur ein Gelehrter, ein wenig bedeutender Historiker. Versunken in ihrem Wahnsinn, angetrieben
von Verlust und Verlangen hatte Hazel das Ende ihrer Kräfte erreicht, als ihr auch die Zeit ausging. Und
so verließ sie Raum und Zeit, jene Dimensionen, die
sie im Stich gelassen hatten, und erschuf eine eigene
geheime Welt, eine Taschendimension, um sich darin
zu verstecken und Pläne zu schmieden. Man konnte
nicht feststellen, wie lange Hazel schon darin hauste,
denn die Zeit verlief hier anders, wenn sie überhaupt
lief. Langsam jedoch veränderte sich Hazel, wuchs
und entwickelte sich wie eine Raupe in einem Kokon
des Wahnsinns, um schließlich aus ihrem Steingewebe hervorzubrechen und wieder in Raum und Zeit
hineinzuplatzen, wiedergeboren als der Schrecken.
Das war eine fast elementare Kraft, die nur noch wenig von Hazels Gewissen in sich trug und getrieben
wurde von einem Verlangen und einem Irrsinn, an
deren Gründe sie sich kaum noch erinnerte.
    Und so losgelöst aus Hazels persönlicher Geschichte, verlor der Schrecken jeden Bezug zu Raum
und Zeit und tauchte vor langer Zeit in weiter Ferne
wieder auf, in der Galaxis der Illuminati.
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