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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer
Autoren: Seidel Jana
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noch ein wenig, und schon reißt er mich in seine Arme. Für ein höfliches Hallo reicht die Zeit nicht, wir müssen uns sofort küssen, und zwar ausgiebig. Bis ein ungehobelter Klotz, der sich als Julis Freund Alexander entpuppt, auf meine Schulter tippt und sich räuspert. »Ich will euch nicht unterbrechen, aber hast du meine Freundin zufällig auch mitgebracht, oder muss ich mir Sorgen machen, dass sie von einem Tiger gefressen wurde?«
    Â»Oh«, ich werde rot, »natürlich nicht. Sie müsste gleich da sein«, stammele ich verwirrt und verpasse auch Alexander eine kleine Umarmung.
    Und da kommt Juli auch schon angestürmt und umarmt erst Alexander und dann Hrithik.
    Â»Eigentlich müssten wir jetzt ja noch alle gemeinsam ein Bier trinken. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich Tanja jetzt gerne sofort nach Hause entführen«, sagt Hrithik, und alle schauen ihn dankbar an. Wenn ich Alexander und Juli so ansehe, scheinen sie auch nicht so erpicht darauf, nur eine weitere Sekunde mit uns Zeit zu verschwenden.
    Â»Ist genehmigt«, sagt Alexander und grinst.
    Juli und ich umarmen uns noch einmal ganz fest.
    Â»Morgen mit den anderen im Weinstein, ja?«
    Â»Sicher doch«, sage ich und mache mich dann mit Hrithik auf den Heimweg.
    Im Auto richten wir zum ersten Mal direkt das Wort aneinander. »Ich war so blöd«, entfährt es mir.
    Â»Ich war einfach dämlich«, ächzt Hrithik zur gleichen Zeit. Wir lachen beide. Alle Querelen erscheinen auf einmal so unwichtig, dass es sich nicht einmal lohnt, darüber zu reden.
    Â»Wirf den Motor an, und bring mich nach Hause«, sage ich deshalb nur.
    Â»Ach übrigens, den Job im Altersheim bist du los. Die Heimleiterin hat auf unseren Anrufbeantworter gequatscht. Du brauchst dir keine weiteren Schichten mehr geben zu lassen. Wegen irgendeiner Sache mit einem Stefan und deiner allgemeinen Unzuverlässigkeit.«
    Bei den letzten Worten hat er Frau Fröhlichs sehr freudlose Stimme bemerkenswert zickig nachgemacht.
    Â»Nicht schlimm.«
    Â»Aber wer ist Stefan?«, fragt er betont beiläufig. Überrascht schaue ich ihn an. Wittert er einen Grund zur Eifersucht? Wenn er Stefan doch nur kennen würde. Kurz fasse ich alle Ereignisse zusammen.
    Â»Er war mit euch in Indien?« Jetzt sieht Hrithik trotzdem sauer aus.
    Â»Ja, aber wir hatten das weder so geplant, noch wollten wir ihn dabeihaben. Frag Juli, wenn du mir nicht glaubst. Er ist ein harmloser Junge, der bestenfalls Schwesterninstinkte weckt. Er tat mir leid, deswegen habe ich versucht, ihm mit dem Job zu helfen. Und dann saß er plötzlich im Flieger. Er hatte sich bei der Fluglinie eingehackt und unsere Flugdaten herausgefunden und …«
    Hrtithik runzelt besorgt die Stirn. Ich gebe zu, mein Plan, ihn harmlos klingen zu lassen, ist nicht ganz aufgegangen.
    Â»â€¦ glaub mir, er ist eher ulkig als gefährlich. Außerdem ist er sowieso in Indien geblieben, um zu sich selbst zu finden.«
    Hrithik schüttelt grinsend den Kopf.
    Nach einer kurzen Schweigepause fragt er vorsichtig: »Und dein Vater? Ist es gut gelaufen?«
    Â»So gut, dass deine Eltern sich auf unserer Hochzeit mit ihm arrangieren müssen.«
    Er streichelt kurz zärtlich mein Knie, bevor er die Hand wieder ans Lenkrad legt.
    Â»Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen«, sagt er ernst.
    Danach quatsche ich wie ein Wasserfall auf ihn ein. Geduldig hört er sich alles an, was ich erlebt habe, auch alle Ideen für den Laden teile ich mit ihm – als Entschuldigung, weil ich den Job vor ihm verschwiegen hatte.
    Â»Du magst das Geschäft wirklich, oder?«
    Â»Ja, ich glaube, ich finde es richtig toll.«
    Â»Das ist gut. Ich habe dir etwas unterschlagen. Als ich dich in den Laden gefahren habe, nachdem wir uns gestritten haben, bin ich hinterher noch mal zurückgekommen. Wir haben uns so viel an den Kopf geworfen, was ich nicht stehen lassen wollte. Ich bin dann aber doch nicht reingegangen, weil es mir unangenehm war. Aber ich habe dich einen Moment durchs Fenster beobachtet. Du hast so selbstbewusst und zufrieden gewirkt, dass ich dachte: Diese bezaubernde Buchhändlerin möchte ich gerne näher kennenlernen.«
    Â»Das hast du gedacht?« Ich bin gerührt.
    Â»Ja, auch wenn du mich für einen oberflächlichen Trottel mit einer heimlichen Liebe zu Golfplätzen, Rautenpullis und aufgetakelten Blondinen hältst.«
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