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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Veronica Wings
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bemerken müssen, schließlich hatte er Sabine stundenlang im großen Saal beobachten können. »Sie braucht Hilfe. Bitte kommt mit mir. Die Comtesse wird Euch am Aufgang zum Söller erwarten.«
    Fleurette trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen, während Philippe sein Pferd gespannt, aber doch fast etwas unwillig in den Stall zurückbrachte. Warum beeilte der Ritter sich nicht ein wenig? Sabine stand sicher längst auf einem Absatz der Freitreppe, die von den Wirtschaftshöfen auf den Turm des Schlosses führte. Wie leicht konnte sie dort jemand entdecken!
    Als Philippe endlich erschien, zwang ihn Fleurette zu flotterer Gangart. Leichtfüßig eilte sie ihm voraus über den Hof und die Treppen hinauf. Hier wartete tatsächlich Sabine, eingehüllt in den dunklen Mantel, in dessen Schutz sie sonst zu den heimlichen Gebetsversammlungen schlich.
    »Philippe, wie gut, dass du da bist.« Sabine begrüßte ihn ohne Förmlichkeiten und ohne die übliche Scheu.
    Philippe war nahe daran, sie in die Arme zu nehmen. Sie sah so hilflos und erschrocken aus.
    »Was ist denn geschehen, meine Liebste?«, fragte er leise. Die zärtliche Anrede floh in einer Mischung von Selbstverständlichkeit und Trotz von seinen Lippen.
    Sabine schien sie kaum zu bemerken. »Philippe, mein Vater will mich mit diesem ... diesem ...«
    »Lüstling!«, half Fleurette aus. Die kleine Zofe hatte sich etwas zurückgezogen, blieb aber in der Nähe ihrer Herrin. Sie schwankte deutlich zwischen Neugier und Diskretion. Sabine strafte sie mit einem unwilligen Seitenblick.
    »Diesem offensichtlich sehr weltlich empfindenden Ritter zur Frau geben. Ich habe dem nicht zugestimmt, aber mein Vater hält es für notwendig.«
    Philippe sah sie bedauernd an. »Also hat es keinen Sinn, wenn ich meine Werbung auch noch anbringe?«, erkundigte er sich. »Ich meine, solange du nicht ja gesagt hast, gibt es doch vielleicht noch einen Ausweg.«
    »Es gibt einen Ausweg«, sagte Sabine fast wild. »Aber er führt nicht über deinen Antrag. Machen wir uns nichts vor, Philippe, mein Vater ist fest entschlossen. Aber ich kann nicht mit diesem Mann zusammen sein. Ich fürchte mich vor ihm.«
    »Sabine, es ist ganz normal, dass ein Mädchen sich zunächst ein bisschen fürchtet«, begütigte Philippe, obwohl es ihm das Herz zerriss, sich die geliebte Frau in den Armen eines anderen vorzustellen.
    »Vor dir hätte ich mich nicht gefürchtet«, meinte Sabine. »Dir hätte ich mich anvertraut.«
    Philippe schöpfte Hoffnung. Sie meinte doch nicht ...
    »Sabine, wenn du möchtest, dass wir es vielleicht ... ich meine, dass ich dich vielleicht noch etwas einweise ... Die Liebe ist durchaus eine Kunst, Sabine. Eine Frau muss dafür geöffnet werden. Und natürlich ist es sehr viel angenehmer, wenn sie die erste Nacht mit einem Mann verbringt, dem sie vertraut.« Der junge Ritter griff nach der Hand des Mädchens.
    Sabine wich verwirrt zurück. Sie sah ihn an, als sei er nicht recht bei Trost. »Was um des gütigen Himmels willen meinst du, Philippe? Du ... bietest mir nicht wirklich an, das Lager mit dir zu teilen?«
    Philippe zuckte die Schultern. »Du sagtest eben, du hättest Angst, die Ehe mit Caresse zu vollziehen.«
    »Aber das heißt doch nicht ... Lass jetzt diese Albernheiten, Philippe. Ich brauche deine Hilfe. Wir müssen fliehen!« Sabine straffte sich.
    »Fliehen?« Philippe runzelte die Stirn. »Aber wo willst du denn hin?«
    »Na, wohin wohl, Philippe? Nach Italien, wo man uns nach wie vor duldet. Du wirst mich entführen – wir können ja einen Brief zurücklassen, der unsere heimliche Verlobung enthüllt. Und wir reiten ans Meer. Wenn es uns gelingt, ein Schiff zu finden, können wir unserer Bestimmung gemäß leben.« Sabine sah ihn beifallheischend an, Fleurette ungeduldig. So langsam musste dieser Ritter doch verstehen, worum es ging.
    »Das heißt ... du als Parfaite, und ich ...« Philippe versteifte sich.
    »Du wirst eine Frau unseres Glaubens finden und mit ihr glücklich werden«, meinte Sabine eher desinteressiert. Eigentlich war es ihr ziemlich gleichgültig, was Philippe machte, wenn die Grenze überschritten war.
    »Aber wenn sie uns kriegen? Dann ... dann verbrennen sie uns!« wandte Philippe ein.
    »Ach was, natürlich nicht!« Das war Fleurette. »Ihr entführt doch keine Parfaite, Ihr entführt eine Dame! Aus reiner Liebe! Wenn man Euch erwischt, werdet Ihr sagen, Ihr hättet das Lager miteinander geteilt. Ich kann das bestätigen. Dann ist die
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