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Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen

Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen

Titel: Meine Welt hinter den Sternen - Vestin, A: Meine Welt hinter den Sternen
Autoren: Ajdana Vestin
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Schreibtisch hervor und machte mich an die Arbeit. Bis um 07.00 Uhr früh hatte ich noch genügend Zeit und es war ja immerhin besser zu lernen, als durch Albträume geplagt zu werden. Oder etwa nicht? Und dann begann ich auch schon zu schreiben.
     
     
    „Endlich fertig!“, rief ich glücklich und steckte die Hefte zurück in die Schultasche. Heute hatte ich wieder mal alles geschafft. Die Hausaufgaben waren erledigt. Ich lief ins Badezimmer, um mich zu duschen. In einem dicken Strahl fiel das warme Wasser auf meinen Körper hinab. Ich merkte, wie der Schweiß herunterlief und mit ihm all die schrecklichen Erinnerungen der letzten Nacht.
    Schließlich stieg ich aus der Dusche und sah wieder in den Spiegel. Ein müdes und etwas geschafftes Mädchen blickte mir entgegen. Ich trocknete mich ab und schlüpfte in meine frisch gewaschenen Sachen. Langsam wurde mir wärmer und ich föhnte die Haare. Ich band sie zu einem langen Zopf zusammen und schminkte mir etwas die Augen. Ich wollte doch gut aussehen und nicht zu über-müdet.
    Ich ging die Treppenstufen hinunter. Wie erwartet befand sich unten niemand. Alles war stockfinster. Ich schaltete das Licht ein und steuerte auf den Kühlschrank zu, um mir wie jeden Morgen mein Marmeladenbrot zu machen. Kirschmarmelade, meine Lieblingsmarmelade. Ich -konnte nie genug davon bekommen. Meine Großeltern schliefen noch. Wie jeden Morgen, wenn ich aufstand. Ich war immer froh, wenn ich allein frühstücken konnte, denn die Anwesenheit meiner Großeltern war nicht immer leicht zu ertragen. Entweder sie sagten gar nichts oder nörgelten ständig an mir rum.
    Als ich fertig gegessen hatte, strich ich mir noch ein Brot für die Schule und packte es anschließend in die Schul-tasche. Jetzt musste ich mich aber beeilen, denn es war schon halb acht. In einer halben Stunde würde die Schule beginnen. Schnell zog ich den schwarzen Anorak an, packte die Schultasche und stolperte aus der Haustür. Das Haus war von einem Gartenzaun umgeben. Überall wuchsen die schönsten Blumen. Hinter dem Haus stand eine riesengroße Eiche. Dort hatte einmal meine Schaukel gehangen. Mein Großvater hatte sie vor einiger Zeit entsorgt, da sie schon alt und morsch gewesen war.
    Ich überquerte die Straße und lief den Bürgersteig entlang. Die Schule war nicht weit von unserem Haus entfernt. Nur ein paar Hundert Meter. Ich ging gerne in der Stadt, auch wenn jetzt, um diese Zeit, noch keine Geschäfte offen hatten. Obwohl ich ganz in Gedanken versunken war, grüßte mich, wie jeden Morgen, der nette Eisverkäufer Fabio. Hin und wieder schenkte er mir ein Eis, natürlich nur an heißen Sommertagen. „Hallo Fabio! Schöner Tag heute, nicht wahr?“, rief ich zu ihm hinüber. „Oh ja! Viel Spaß in der Schule!“, schrie er zurück und wandte sich wieder seinem Eisstand zu, den er gerade zu putzen begann. Ich lächelte. Fabio war wirklich sehr aufgeweckt und hatte außerdem das beste Eis der ganzen Stadt. Schon seit langer Zeit kannte ich ihn, eigentlich seit ich neun Jahre alt war. Ja, seit ich zu meinen Großeltern gezogen war. Ohne meine Eltern. Ohne Erinnerungen, ohne Bilder von den Eltern, nur mit meinem Bären und meinen Sachen hatten mich meine Großeltern von unserem damaligen Haus abgeholt. Ich hatte keine Ahnung, wo unser Haus gestanden hatte. Unser Haus, in dem wir nur so wenige glückliche Jahre hatten verbringen dürfen. Aber so war es vorherbestimmt.
    „He, pass doch auf!“, sagte Johannes, ein Junge aus meiner Klasse. Ich hatte ihn unabsichtlich angerempelt. „Entschuldigung, das wollte ich nicht. Ehrlich“, antwortete ich und lächelte schüchtern. „Schon in Ordnung“, murmelte er und lief ins Schulhaus. Johannes, ein großer, gut aus-sehender Junge mit haselnussbraunen Haaren. Er hatte -grüne Augen, so grün, wie die Blätter im Frühling waren. -Johannes war eigentlich ganz nett. Johannes saß rechts neben mir an einem anderen Tisch. Er beleidigte mich nicht wie so viele anderen in der Klasse und akzeptierte mich so, wie ich war. Manchmal half er mir sogar in Mathematik, wenn ich wieder mal mit den Gedanken woanders war. Hin und wieder ließ ich ihn auch dafür in Englisch abschreiben, denn in diesem Fach war ich die Bes-te. Letztes Jahr hatte ich es wieder mal geschafft, an unserer Schule, einem staatlichen Gymnasium, lauter Einser zu haben. Stolz war ich nach Hause gelaufen und hatte es meiner Großmutter gezeigt. Diese hatte nur die Augenbrauen hochgezogen und gesagt: „Ich
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