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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz
Autoren: Christine Dorsey
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zusammengelebt hatte, um dann achtlos zur Seite geschoben zu werden.
    »Ich werde dich dafür bezahlen, dass du sie für mich abholst.« Robert balancierte seinen Körper zwischen der Birkenkrücke und seinem gesunden Bein. »Lady Caroline Simmons müsste innerhalb der nächsten vierzehn Tage in Charles Town eintreffen. Zum Teufel, sie kann sogar schon da sein.«
    Wolf öffnete den Mund, um ihm zu sagen, was er mit seinem Geld und seiner vornehmen englischen Frau tun konnte, doch dann sah er seine Mutter vor sich. An dem Tag, als er zehn Jahre alt gewesen war. An dem Tag, als man ihr ihren Sohn weggenommen hatte. Obwohl sie erst später an einem Fieber gestorben war, hatte Robert MacQuaid ihren Tod auf dem Gewissen. Er hatte ihren Geist gebrochen. Und ihr Tod war unbestraft und ungerächt geblieben ... bis jetzt.
    Als Wolf aufsah, waren seine Augen hart. Sein Vater spielte ihm gerade die perfekte Rache in die Hand und merkte es nicht einmal ... noch nicht. Aber er würde es merken, dafür würde Wolf schon sorgen. Sein breiter, sinnlicher Mund verzog sich zu einem falschen Lächeln.
    Er würde seine Rache haben, und niemand konnte ihn aufhalten. Lady Caroline Simmons hatte gegen ihn keine Chance.
    »Ich werde deine Frau holen«, erklärte Wolf, ehe er das Haus verließ und mit dem Wald draußen verschmolz.
     

1
    Spätsommer 1759 Charles Town, South Carolina
    Sie war nicht das, was er erwartet hatte. Aber das waren Frauen nie.
    Wolf lehnte an der weiß gestrichenen Wand des überfüllten Schankraums vom Coopers Inn und betrachtete die Frau, die einen Ozean überquert hatte, um seine Stiefmutter zu werden. Wenn der Gedanke ihn nicht so wütend gemacht hätte, wäre es zum Lachen. Robert wünschte sich eine Dame mit Stil, und diese Frau war bereit, sich dafür zu verkaufen. Doch umsonst. Denn diese Porzellanpuppe würde hier draußen nicht einmal vierzehn Tage überdauern.
    Sie hob den Kopf und sa h sich im Raum um, und ihre großen Augen erinnerten ihn an ein verängstigtes Reh, sodass Wolf leichte Gewissensbisse empfand. Wegen all dem, was ihr passieren würde. Wegen dem, was er mit ihr machen würde. Doch rasch unterdrückte er jede Regung von Mitleid.
    Lady Caroline Simmons mit ihrem mondstrahlfarbenen Haar und dem Gesicht wie eine Kamee hatte ihr Schicksal selbst besiegelt, als sie zugelassen hatte, dass die Gier sie aus ihrem Element lockte. Ihre Ankunft in South Carolina bot Wolf die perfekte Gelegenheit, die Schande seiner Mutter zu rächen. Und Wolf war nicht der Mann, der einen Wink des Schicksals ignorierte.
    Wolf bemühte sich um einen ansprechenden Gesichtsausdruck, stieß sich von der Wand ab und durchquerte den verräucherten Raum. Nur wenige Männer sprachen mit ihm, als er vorbeikam, auch wenn viele Augen ihm folgten.
    »Lady Caroline?« Wolf blieb vor dem Ecktisch stehen. Sie sa h nicht sofort auf, sondern fuhr fort, das Spitzentüchlein in ihrem Schoß zu falten und zu entfalten.
    »Ja?« Lady Carolines Stimme brach, und nervös räusperte sie sich. Die Mutige zu spielen fiel ihr noch schwerer, als sie den Blick hob und den Mann ansah, der sie angesprochen hatte. Er war groß und imposant, schlank, aber kräftiger als die meisten Männer. Zumindest kam er Caroline so vor, als er so vor ihr aufragte. »Ich bin Caroline Simmons«, brachte sie schließlich hervor.
    Sie umklammerte das Spitzentüchlein, um nicht die Hände zu wringen. Dieser Mann machte sie nervös. Es war nicht so, dass er kein Gentleman zu sein schien. Im Gegenteil. Verglichen mit den meisten Männern im Schankraum war er sehr gut gekleidet, sein Anzug aus grauer Wolle war elegant geschnitten, sein Leinenhemd schneeweiß. Doch insgeheim dachte Caroline, dass seine Kleider weder die rohe Macht noch eine gewisse Wildheit ganz verbergen konnten, die von ihm ausgingen.
    Sie blinzelte und verdrängte ihre Gedanken, als er sich vorstellte. Sie hörte nur seinen Nachnamen und die Tatsache, dass er sie abholte.
    »MacQuaid«, keuchte Caroline und versuchte, ihren Schreck zu verbergen. »Sie sind Robert MacQuaid?« Obwohl sie keine Ahnung hatte, wie ihr Verlobter aussah, hatte sie nicht diesen ... diesen überwältigenden Mann erwartet.
    »Nein.« Wolf lächelte kurz. »Ich bin Raff MacQuaid, sein Sohn.«
    »Oh.« Caroline widerstand dem Drang, ihre Handflächen an die heißen Wangen zu pressen. Dass dieser Mann ihr künftiger Stiefsohn sein würde, war kaum weniger verwirrend. Sie wusste, dass Robert zwei Söhne hatte, aber irgendwie hatte
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