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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz
Autoren: Christine Dorsey
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beibehalten würde.«
    Raffs Stimme fuhr kaum hörbar dazwischen. »Handel? Das erinnert mich daran, wie skrupellos englische Händler sein können.«
    Caroline lauschte, und der Assistent ebenso, wie sie bemerkte, aber sie konnte die Antwort des Gouverneurs nicht verstehen. Doch Raffs folgende Worte waren laut genug, um klar durch die geschlossene Tür zu dringen. »Und doch wollt ihr, dass wir unsere Häuser verlassen und für euch gegen eure Feinde kämpften.«
    »Die Franzosen sind auch eure Feinde.«
    »Nur weil wir eure Verbündeten sind, gebunden durch einen Vertrag, den ihr Engländer nicht einhaltet.«
    »Hören Sie doch mal, Raff. Sie können doch unmöglich glauben, die Franzosen würden -«
    Raff schnitt ihm das Wort ab. »Ich werde mich mit Little Carpenter beraten, wenn ich in die Lager zurückkomme.
    Vielleicht sieht er euren Verrat in einem angenehmeren Licht als ich.«
    Ehe Caroline darüber nachdenken konnte, was das heißen sollte, flog die Tür auf, und Raff stürmte ins Wartezimmer. Er ertappte sie mit verrenktem Hals in offensichtlicher Lauschposition. Caroline sprang auf und zermarterte sich das Hirn nach einer plausiblen Erklärung.
    Aber ihr Begleiter schien sie gar nicht zu sehen. Er blieb stehen, als der Gouverneur, der müde und ein wenig vor den Kopf geschlagen aussah, mit erschöpfter Stimme etwas rief. Was, konnte Caroline nicht verstehen, weil ihr das Wort fremd war. Doch Raff schien es zu verstehen, denn er wandte sich um und sah den älteren Mann an.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Der Gouverneur hob die Arme, und die reiche Spitze fiel zurück. »Wenn ich selber mit den führenden Köpfen spreche, findet sich vielleicht ein Kompromiss.«
    Raff kniff die Augen zusammen und musterte Lyttletons fleischiges Gesicht. »Ich werde den Ani'-Yun'wiya, meinem Volk, von Ihren Worten berichten. Davon hängt viel ab.«
    Caroline erschauerte. Sie konnte nicht anders. Die Luft in dem kleinen Zimmer hatte sich plötzlich verändert, ähnelte der Atmosphäre kurz vor einem gewaltigen Sturm. Es hätte Caroline nicht überrascht, wenn die schweren Seidenvorhänge an den Fenstern plötzlich wie Banner zu wehen begonnen hätten.
    Aber es war kein Wind ... und kein Sturm. Nur die erhöhte Spannung zwischen zwei Männern, die einander anstarrten. Dann wandte Raff sich abrupt ab und schien Caroline zum ersten Mal, seit er das Zimmer betreten hatte, zu bemerken. Nach einer kurzen Verbeugung vor dem Gouverneur ergriff er ihre Hand und zog sie förmlich aus dem Raum. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss.
    Sie waren schon halb die Treppe hinunter, ehe Caroline es schaffte, das Geländer zu ergreifen und ihre Schritte zu verlangsamen. Ihr Herz klopfte heftig, und mit großen Augen sah sie auf ihren Begleiter herunter, der zwei Stufen unter ihr stehen geblieben war. Sein Gesichtsausdruck änderte sich.
    »Ich muss mich entschuldigen.« Wolf ließ ihre Hand los und sah, dass ihre blasse Haut unter seinem Griff rot geworden war. Er zwang sich zu einem Lächeln, obwohl es in ihm nach der Unterredung mit Gouverneur Lyttleton immer noch brodelte. »Wir sollten aufbrechen, solange es noch hell ist.« Er schickte sich an, die Treppe hinabzusteigen, aber die Berührung ihrer Finger auf seinem Ärmel hielt ihn zurück.
    »Warten Sie.« Caroline biss sich auf die Unterlippe. Sie stellte nur selten in Frage, was das Schicksal ihr zuteilte. Sie sollte einfach stillschweigend akzeptieren, dass sie Zeuge einer Konfrontation geworden war, und es dabei belassen. Aber irgendwie schaffte sie das nicht. Was immer eben passiert war, war wichtig für Raff MacQuaid, sehr wichtig sogar. Das konnte er auch bei noch so viel Verstellung nicht vor ihr verbergen. »Was haben Sie damit gemeint, dass viel davon abhängt? Warum sind Sie so wütend?«
    Er antwortete nicht, sondern sah sie nur auf eine Weise an, die ihr Herz schneller schlagen ließ. Dann wandte er sich ab und stieg langsam die Treppe herab. Überrascht hob Caroline ihre Röcke und beeilte sich, ihm zu folgen. Als sie fast unten waren, überholte sie ihn und stellte sich vor ihn. »Sagen Sie es mir«, forderte sie und wunderte sich, dasss sie so kühn war. »Sie haben gesagt >Mein Volk<. Was soll das heißen?«
    Sie stand mit leicht ausgebreiteten Armen vor ihm, als wollte sie ihm den Weg versperren, bis er ihre Frage beantwortet hatte. Wolf fragte sich, ob sie sich bewusst war, wie leicht er sie beiseite schieben könnte ... in Stücke brechen könnte, wenn er
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