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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz
Autoren: Christine Dorsey
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MacQuaids Antrag angenommen, obwohl es für sie bedeutete, England und ihren Bruder zu verlassen.
    Es gab bestimmt keinen zweiten, der eine mittellose Frau heiraten würde, die zudem nicht mehr ganz jung war.
    Raff MacQuaid hatte lange Beine, und dementsprechend groß waren seine Schritte. Obwohl ihre Hand auf seinem Arm lag - blass im Vergleich zu seiner bronzefarbenen Haut-, musste sie sich beeilen, um mit ihm Schritt halten zu können, als sie über den belebten Gehweg der Broad Street gingen. Soldaten in leuchtend roter Uniform mischten sich mit Arbeitern von den Minen. Dann sah sie einen Mann, der ein Eingeborener aus der Neuen Welt sein musste. Sein Kopf war kahl rasiert, nur in der Mitte erhob sich ein langes Haarbüschel aus dem wohl geformten Kopf. Er war groß und trug lederne Reithosen, zu denen die reich bestickte Jacke kaum passte.
    Caroline war fasziniert und überlegte, ob sie ihren Begleiter nach dem Indianer fragen sollte. Aber ein Blick auf Raff MacQuaids Profil verriet ihr, dass er nicht durch müßige Fragen belästigt werden wollte. Caroline zögerte sogar zu fragen, wie lange sie noch bis zu Robert MacQuaids Haus zu gehen hatten.
    Als er so plötzlich an einem Eckgebäude stehen blieb, dass Caroline fast auf ihn geprallt wäre, sah sie dann doch fragend auf. Das Haus war groß, aus Backstein gebaut und mit seinen vier Säulen sehr imposant. Sie glaubte nicht, dass es ein Wohnhaus war, wunderte sich aber, dass Raff MacQuaid sie die Stufen emporführte.
    »Erwartet Ihr Vater mich hier?«, fragte sie zögernd, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
    Sein Lachen war tief und leise, und Caroline spürte, wie sie errötete.
    »Mein Vater erwartet Euer Ladyschaft zu Hause... westlich von hier am Fuße der Berge.«
    Berge ? Sie hatte keine Berge gesehen. Doch ehe sie fragen konnte, wo hier in dem flachen Land Berge waren, öffnete er die schwere Tür und schob sie in die Halle. »Hier werden wir den Gouverneur sprechen.«
    Besser gesagt, er wird ihn sprechen, dachte Caroline gut zwei Stunden später, als sie mit geradem Rücken auf dem harten Stuhl im Wartezimmer saß. Auf einem kleinen Tischchen neben ihr wurde eine Tasse Tee kalt, die der junge Mann hinter dem Mahagoni-Schreibtisch ihr geholt hatte. Seine Perücke war zu groß für sein schmales Gesicht, und er saß über ein Stück Pergament gebeugt da. Während er eifrig mit seiner Feder kritzelte, glaubte Caroline, dass er nur so tat, als würde er das Gebrüll nicht hören, das durch die geschlossene Tür drang. Die Tür, hinter der Roberts Sohn verschwunden war.
    Caroline rückte unruhig hin und her, bemerkte, dass der junge Assistent ihr einen Blick zuwarf, und sah rasch auf ihre verschränkten Hände hinunter. Worum auch immer es in dem Streit zwischen Raff MacQuaid und dem Gouverneur der Kolonie ging, er war laut und heftig. Zumindest von Raffs Seite aus. Ab und zu erklang die Stimme des Gouverneurs, die sich um Ausgleich bemühte. Aber der Sohn ihres Verlobten wollte nichts davon wissen.
    »Dann bedeutet der Vertrag von 1730 nichts?«, hörte sie ihn mit seiner tiefen Stimme fragen. »Soll ich das meinen Leuten erzählen, wenn ich zurückkomme? Dass der englische König in all seiner Weisheit beschlossen hat, sein Wort zu brechen?«
    Caroline hielt den Atem an und biss sich auf die Unterlippe, während sie auf die Antwort des Gouverneurs auf eine Frage wartete, die schon an Hochverrat grenzte. Beinahe rechnete sie damit, den Gouverneur aüs der Tür stürmen und nach den Wachen rufen zu sehen, um ihren Begleiter festnehmen zu lassen.
    Doch wieder klangen seine Worte sanft und beruhigend ... fast konnte sich Caroline vorstellen, wie der Gouverneur die Hände rang. Er sagte irgendetwas davon, dass Überfälle auf die Kolonisten bestraft werden sollten.
    »Und was ist mit den Kriegern der Cherokesen, die getötet worden sind und deren Skalps man an den Gouverneur von Virginia verkauft hat? Ist es nicht nur natürlich, sie zu rächen?«
    »Das englische Gesetz schreibt fest -«
    »Es ist immer das englische Gesetz. Was ist mit dem Cherokesen-Gesetz?«
    In dem Schweigen, das folgtet , konnte Caroline die Spannung förmlich spüren, die hinter der elegant verkleideten Wand lauerte. Dann ergriff der Gouverneur wieder das Wort. »Mir ist bewusst, dass es zwischen den Engländern und den Cherokesen zu Spannungen kommt. Aber das ist nichts, was nicht aus der Welt zu schaffen wäre.« Er schwieg einen Moment. »Wenn man den Handel vielleicht
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