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Mein glaeserner Bauch

Mein glaeserner Bauch

Titel: Mein glaeserner Bauch
Autoren: Monika Hey
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die Gefahr besteht, dass es während der Schwangerschaft oder der Geburt zu Komplikationen kommen könnte, oder wenn ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung des Kindes vorliegt.
    Vorgeburtliche Therapien bestehen dann meistens aus einer Ernährungs- und Verhaltensumstellung sowie der Einnahme von Medikamenten, die über den Blutkreislauf der Mutter auch das Ungeborene erreichen sollen. Vor allem diese medizinischen Maßnahmen der Schwangerenvorsorge sind es, die heute die Überlebens- und Entwicklungschancen von Kindern verbessern.

    Auch ich wollte natürlich, dass mein Kind gut versorgt ist, und ich hatte volles Vertrauen zu meiner Gynäkologin. Eine knappe Woche nachdem sie meine Schwangerschaft festgestellt hat, habe ich wieder einen Termin bei ihr. Heute werden serologische Untersuchungen bei mir durchgeführt. Wie es später auch in meinem Mutterpass steht, sind dies Bluttests, mit denen meine Blutgruppe und eventuelle Antikörper im Blut bestimmt werden. Ich bin jetzt in der zehnten Woche schwanger.
    Von der Ärztin lasse ich mir zusätzlich eine Überweisung geben für einen Blutzuckerbelastungstest. Im selben Gespräch werde ich von ihr auf Untersuchungen hingewiesen, mit denen eventuelle Chromosomenabweichungen festgestellt werden können: Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie.
    Schon seit Ende der sechziger Jahre gibt es die Amniozentese, ein Verfahren, Fruchtwasser direkt aus der Gebärmutter zu entnehmen und die Chromosomen der darin enthaltenen Zellen des Kindes zu bestimmen. Diese Untersuchung wird allerdings meistens erst im zweiten Schwangerschaftsdrittel vorgenommen.
    Nachdem die gesetzlichen Krankenkassen die Amniozentese 1976 in ihren Leistungskatalog aufgenommen hatten, etablierte sich in der Bevölkerung sehr bald die Fruchtwasseruntersuchung als Standardverfahren der Schwangerenvorsorge. Zur frühzeitigen Erfassung von Chromosomenabweichungen kam in den achtziger Jahren die Chorionzottenbiopsie hinzu und machte so eine Vorverlegung der Pränataldiagnostik vom zweiten ins erste Schwangerschaftsdrittel möglich. Etwa neunzig Prozent dieser Eingriffe werden mit dem Ziel durchgeführt, eine Chromosomenstörung des Kindes – und hierbei vorwiegend die Trisomie 21, das Down-Syndrom –, auszuschließen. 22
    Ich weiß auch von Frauen im Freundeskreis, dass sie eine Fruchtwasseruntersuchung haben durchführen lassen. Aber ich war in der Frage bereits skeptisch, als ich selbst noch nicht schwanger war. Schon bei den Freundinnen konnte ich mir nicht vorstellen, wie sie mit der Gefahr einer möglichen Fehlgeburt durch den Eingriff klarkommen wollten.
    Darüber hinaus ist für mich auch kein Schwangerschaftsabbruch vorstellbar, der nach einem problematischen Befund bei solch einer Untersuchung ja im Raum stehen würde. Darum lehne ich das Angebot der Gynäkologin, gendiagnostische Untersuchungen in Anspruch zu nehmen, entschieden ab.
    Das Thema ist für mich damit schnell erledigt. Ich will mich gar nicht erst verunsichern lassen. Will mich weiterhin auf mein Kind freuen dürfen. Schriftliches Material zur Pränataldiagnostik oder auch zu weiteren Möglichkeiten der Beratung, etwas, das ich zuhause vielleicht nachlesen könnte, wird mir von der Gynäkologin nicht angeboten.
    Zwei Wochen später, gegen Ende der zwölften Woche, soll ich wiederkommen zum nächsten Ultraschalltermin. Den lehne ich natürlich nicht ab, denn ich will alles tun, um eine mögliche Unter- oder Fehlversorgung meines Kindes rechtzeitig zu erkennen und ihr zu begegnen.

    Der Begriff »Pränataldiagnostik« ist nicht gleichzusetzen mit Schwangerenvorsorge, obwohl er wörtlich übersetzt nichts anderes bedeutet als: Untersuchungen vor der Geburt. Als Fachbegriff wird er jedoch verwendet für Untersuchungen, die gezielt nach Fehlbildungen oder Chromosomenabweichungen des Ungeborenen fahnden beziehungsweise diese ausschließen sollen. Zu den Standardleistungen der Schwangerenvorsorge, die von der Krankenkasse bezahlt werden und die jede Frau im Verlauf einer normalen Schwangerschaft in Anspruch nehmen kann, gehört die Pränataldiagnostik allerdings nicht.
    Die reguläre Schwangerenvorsorge ohne Pränataldiagnostik umfasst im Normalfall zehn bis zwölf Untersuchungen. In den ersten Monaten finden diese Termine jeweils alle vier Wochen statt, ab zwei Monate vor dem errechneten Geburtstermin dann alle zwei Wochen. Zu den Vorsorgemaßnahmen, die von den Krankenkassen bezahlt werden, gehört in jedem Schwangerschaftsdrittel auch eine
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