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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau
Autoren: Jason Dark
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war nicht sehr hoch. »Es hat zwei Tote hier gegeben?« fragte ich wie beiläufig.
    »Ja…«
    »Aber keine Touristen - oder?«
    »Nein.«
    Ich konnte keine weiteren Fragen mehr stellen. Die Ehefrau des Wirts erschien und brachte die schwarze Jacke. Das war ein Stück mit Museumswert. Der Stoff glänzte. Dabei wußte man nicht, ob er so abgeschabt war oder Naturglanz besaß.
    »Dann geh auch«, sagte sie. »Ich mache das hier schon.« Die Worte vernahm ich an der Tür, als ich hinaus in den Sonnenschein trat und die dunkle Brille aufsetzte.
    Beruflich hatte ich einiges mit Friedhöfen und Beerdigungen zu tun. Man kann schon sagen, daß Friedhöfe zu meinen Spezialitäten gehören. Daß ich im Urlaub freiwillig einer Beerdigung beiwohnen würde, damit hätte ich vor zwei Tagen auch nicht gerechnet. Dabei hätte ich jetzt schon zum Strand gehen und mich dort sonnen können.
    Irgendwie war es für mich einfach nicht zu schaffen, dem gewohnten Trott zu entwischen.
    Ich stellte mich in die Deckung eines Lieferwagens und wartete auf den Wirt. Um den Friedhof zu finden, war es am einfachsten, wenn ich ihm folgte.
    Er kam aus der Bodega gestürmt, zog seine Jacke glatt und trug den steifen Zylinder noch in der Rechten. Dann marschierte er los. Immer die Straße entlang, bis zu einer Kreuzung, wo es links abging. Nicht zum Strand, sondern zu einem Wäldchen, hinter dem die Umgehungsstraße herführte.
    Der Friedhof lag neben dem Wald. Er hatte aus der Entfernung ruhig ausgesehen. Daß dies täuschte, merkte ich erst, als ich ihn betreten hatte. Von der Straße her vernahm ich den Lärm der schnell vorbeifahrenden Autos. Ein wahres Sausen, das fast nie abbrach. Man hatte den kleinen Gottesacker sehr gepflegt. Die Wege waren mit Kies bestreut. Ich sah viele Figuren an den Gräbern stehen. Oftmals sollten sie Heilige darstellen.
    Blumen schmückten die Gräber, und eine kleine Leichenhalle war ebenfalls vorhanden.
    Einige Einwohner hielten sich vor der dunklen Tür auf. Sie begrüßten den Wirt mit Handschlag.
    Ich sah keinen Grund, die Leichenhalle zu betreten, blieb außen stehen, peilte aber durch eines der Fenster in das Innere, wo sich die Trauergäste mittlerweile eingefunden hatten.
    Ich konnte den schwarzen Sarg erkennen und die ebenfalls aus schwarzem Holz bestehenden Bankreihen. Sie waren bis auf den letzten Platz besetzt. In der ersten Reihe saßen die Angehörigen und weinten. Ich hatte mir vorgenommen, bei der Beisetzung im Hintergrund zu bleiben. Möglicherweise gelang es mir, bei den Gesprächen etwas Wichtiges aufzuschnappen.
    Weiß gestrichene Bänke fielen mir auf. Im Schatten einer schlanken Pinie ließ ich mich auf einer nieder. Die wahre Friedhofsstille konnte mich nicht einhüllen, dafür war der Lärm, der von der Straße herrüberdrang, einfach zu groß.
    Ich streckte die Beine aus und schloß die Augen hinter den dunklen Brillengläsern. Irgendwann hörte ich das dünne Bimmeln der Totenglocke.
    Auch an gleichmäßig und monoton klingenden Autolärm kann man sich gewöhnen. Ich mußte wohl eingenickt sein, denn ich schreckte regelrecht hoch, als ich plötzlich Schritte hörte, die auf dem Kies knirschten.
    Sie kamen von links, wo die Schatten des Gehölzes auf den Weg fielen. Ich schaute in diese Richtung und stand sofort unter Strom!
    Welch eine Frau!
    Es gibt Männer, die geraten bei jedem Rock ins Schwärmen, bei mir dauerte es immer etwas, bis ich unruhig wurde, aber diese Person, die da über den Weg schlenderte, die war schon ein Klopfer. Das war geballter Sex hoch drei!
    Ich bekam eine trockene Kehle und konnte nicht vermeiden, daß ich sie anstarrte wie ein Schüler seine erste Freundin.
    Ihr Haar war pechschwarz, lockig und fiel halblang. Diese Farbe sah man nur bei Südländerinnen. Um die Stirn trug sie einen Reif, der sich aus kleinen Metallplättchen zusammensetzte. Sie reflektierten und blendeten, wenn Sonnenstrahlen darauf tupften. Das runde Gesicht wirkte wie von einem Maler gezeichnet. Die Nase war gerade, der Mund voll, die Lippen sinnlich. Blaue Augen, die einen Stich ins Grüne bekommen hatten, schienen mich durchbohren zu wollen. Ich konnte keine Falschheit in diesem Blick erkennen, eher Spott und das Wissen darum, welch einen Eindruck die Person auf die Männerwelt machte. Bekleidet war die Frau mit einer hellroten, sehr weit geschnittenen Hose. Ihr Oberkörper wurde von einem weißen, locker fallenden Pullover bedeckt. Bei jedem Schritt bewegten sich dort die ungebändigten Hügel
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