Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
wiederaufgebaut worden.
Als Amy merkte, was er vorhatte, zögerte sie merklich, und Heath fürchtete schon, sie würde auf dem Absatz kehrtmachen.
Zu seiner Erleichterung gab sie sich einen Ruck und ging doch hinein. Als sie einander an einem Tisch am Fenster gegenübersaßen, merkte er ihrem Blick an, wie verärgert sie war.
„Ich nehme grünen Tee. Aber nicht zu stark“, sagte sie schließlich mit gereiztem Unterton.
Heath runzelte die Stirn. Mit einem Mal kamen ihm das laute Stimmengewirr und der intensive Kaffeegeruch zum Bewusstsein. „Es ist wirklich sehr voll hier. Möchtest du lieber woanders hingehen?“
„Nein! Ich wollte nirgends mit dir hingehen. Ich dachte, du fährst mich zurück zur Arbeit.“
„Mach ich ja. Aber zuerst will ich mit dir reden.“
„Aber ich nicht mit dir.“
Überrascht war er von dieser Aussage nicht. Doch es verletzte ihn, es so deutlich aus ihrem Mund zu hören. Seit der Nacht, in der Roland gestorben war, hatte sie sich von ihm zurückgezogen. All seinen Bemühungen zum Trotz ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie von ihm nichts wissen wollte.
Mit gerunzelter Stirn sagte er: „Ich bleibe dabei: Wir müssen reden.“
„Und worüber?“, fragte sie widerwillig.
„Über das Baby.“
„Oh“, sagte sie nur.
Sicher würde sie ihm gleich zu verstehen geben, dass ihn das nichts anging. Doch zu seiner Überraschung schwieg sie. So unauffällig wie möglich musterte er sie. Anders als gestern war sie heute nicht mehr blass, sondern sah richtig gut aus. Auf ihren Wangen lag ein rosiger Schimmer, und ihr dunkles Haar glänzte.
Amy hatte nie attraktiver ausgesehen. Leider war sie für ihn unerreichbarer denn je …
„Warum siehst du mich so an?“
„Wie denn?“
„Wie ein wissenschaftliches Objekt unter dem Mikroskop.“
„Also das bist du für mich ganz sicher nicht“, sagte er lachend. Zögernd fügte er hinzu: „Ich dachte nur eben, wie schön du aussiehst.“
Amy errötete.
Wahrscheinlich war es besser, das Thema zu wechseln. „Stört dich der Kaffeegeruch? Nicht dass dir übel wird …“
„Zum Glück leide ich weder an Übelkeit noch an Heißhunger“, sagte sie und zwinkerte ihm fast belustigt zu. „Kein Grund zur Sorge.“
Heath seufzte erleichtert. „Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich dich hierher gebracht habe. Freut mich, dass die Schwangerschaft dir keine Probleme bereitet.“ Ihr Wohl lag ihm wirklich sehr am Herzen. Wenn sie das doch nur bemerken würde …
Während sie einen Zahnstocher nahm und die Verpackung aufriss, nickte sie. „Ich habe ja gar nichts davon bemerkt.“
„Wahrscheinlich vor lauter Kummer und Arbeit. Du hattest viel um die Ohren“, vermutete Heath.
In diesem Moment erschien eine Bedienung, um die Bestellung aufzunehmen. „Sicher, dass du nur etwas trinken möchtest?“, fragte Heath. „Keinen Käsekuchen oder ein Stück Nusskuchen?“
Als Amy entschieden den Kopf schüttelte, bestellte er die Getränke. Leider war durch die Ablenkung die vertrauliche Situation zwischen ihnen zerstört.
Heath lehnte sich zurück und betrachtete Amy, die unruhig mit dem Zahnstocher spielte. Schon immer war sie so zart gewesen. Zierlich und adrett, etwas ganz Besonderes. Als kleines Mädchen hatte sie Ballettunterricht genommen, was ihrer straffen Körperhaltung und den anmutigen Bewegungen noch immer anzusehen war.
Ihre schlanken Hände waren sorgfältig manikürt. Die dezent lackierten Nägel passten perfekt zu ihrer zartrosa Bluse mit dem abgerundeten Kragen, von der sehr sittsam nur der oberste Knopf geöffnet war. Um den Hals trug sie ein goldenes Kettchen mit einem herzförmigen Medaillon, bei dessen Anblick Heath immer etwas wehmütig wurde. Ihr halblanges Haar hatte sie ordentlich hinter die Ohren gesteckt.
Von Kopf bis Fuß eine Lady – eben typisch Amy Wright. Keine Frau, die er kannte, konnte sich mit ihr vergleichen.
Wenn Roland nicht verunglückt wäre, hätte er sie in zwei Wochen geheiratet.
Als sie aufblickte, machte Heath ein freundliches, aber möglichst ausdrucksloses Gesicht. Er war geübt darin, sich seine wahren Gefühle nicht anmerken zu lassen, nicht nur ihr gegenüber.
„Ich habe dir noch gar nicht gesagt, dass deine Mutter gestern früh angerufen hat – kurz vor meiner Ohnmacht.“
Vor Kurzem hatte Kay erfahren, dass ihr Mann Phillip ihr zu Anfang ihrer Ehe untreu gewesen war und einen nicht ehelichen Sohn hatte – Rafael. Um etwas Abstand zu gewinnen, war Kay zu ihrem Bruder
Weitere Kostenlose Bücher