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Max und Moritz - Eine Bubengeschichte in sieben Streichen

Max und Moritz - Eine Bubengeschichte in sieben Streichen

Titel: Max und Moritz - Eine Bubengeschichte in sieben Streichen
Autoren: Wilhelm Busch
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Lehren
    Muß man mit Vergnügen hören. –

    Daß dies mit Verstand geschah,
    War Herr Lehrer Lämpel da. –
     
    – Max und Moritz, diese beiden,
    Mochten ihn darum nicht leiden;
    Denn wer böse Streiche macht,
    Gibt nicht auf den Lehrer acht. –
     
    Nun war dieser brave Lehrer
    Von dem Tobak ein Verehrer,
    Was man ohne alle Frage
    Nach des Tages Müh und Plage
    Einem guten alten Mann
    Auch von Herzen gönnen kann. –
     
[363]
    – Max und Moritz, unverdrossen,
    Sinnen aber schon auf Possen,
    Ob vermittelst seiner Pfeifen
    Dieser Mann nicht anzugreifen. –
     
    – Einstens, als es Sonntag wieder
    Und Herr Lämpel brav und bieder
    In der Kirche mit Gefühle
    – Saß vor seinem Orgelspiele,

    Schlichen sich die bösen Buben
    In sein Haus und seine Stuben,
     
    Wo die Meerschaumpfeife stand;
    Max hält sie in seiner Hand;

    Aber Moritz aus der Tasche
    Zieht die Flintenpulverflasche,
    Und geschwinde, stopf, stopf, stopf!
     
    Pulver in den Pfeifenkopf. –
    Jetzt nur still und schnell nach Haus,
    Denn schon ist die Kirche aus. –

[364]
    – Eben schließt in sanfter Ruh'
    Lämpel seine Kirche zu;
    Und mit Buch und Notenheften,
    Nach besorgten Amtsgeschäften,
    Lenkt er freudig seine Schritte
    Zu der heimatlichen Hütte,

    Und voll Dankbarkeit sodann
    Zündet er sein Pfeifchen an.
     
[365]
    »Ach!« – spricht er – »die größte Freud'
    Ist doch die Zufriedenheit!!!«

    Rums!! – da geht die Pfeife los
    Mit Getöse, schrecklich groß.
    Kaffeetopf und Wasserglas,
    Tobaksdose, Tintenfaß,
    Ofen, Tisch und Sorgensitz –
    Alles fliegt im Pulverblitz. –

[366]
    Als der Dampf sich nun erhob,
    Sieht man Lämpel, der gottlob!
    Lebend auf dem Rücken liegt;
    Doch er hat was abgekriegt.
     
    Nase, Hand, Gesicht und Ohren
    Sind so schwarz als wie die Mohren,
    Und des Haares letzter Schopf
    Ist verbrannt bis auf den Kopf. –

    Wer soll nun die Kinder lehren
    Und die Wissenschaft vermehren?
    Wer soll nun für Lämpel leiten
    Seine Amtestätigkeiten?
    Woraus soll der Lehrer rauchen,
    Wenn die Pfeife nicht zu brauchen??
     
[367]
    Mit der Zeit wird alles heil,
    Nur die Pfeife hat ihr Teil. –

    Dieses war der vierte Streich,
    Doch der fünfte folgt sogleich.
     

Fünfter Streich
    Wer in Dorfe oder Stadt
    Einen Onkel wohnen hat,
    Der sei höflich und bescheiden,
    Denn das mag der Onkel leiden. –
    – Morgens sagt man: »Guten Morgen!
    Haben Sie was zu besorgen?«
    Bringt ihm, was er haben muß:
    Zeitung, Pfeife, Fidibus. –
    Oder sollt' es wo im Rücken
    Drücken, beißen oder zwicken,
    Gleich ist man mit Freudigkeit
    Dienstbeflissen und bereit. –
    Oder sei's nach einer Prise,
    Daß der Onkel heftig niese,
    Ruft man »Prosit!« allsogleich,
    »Danke, wohl bekomm' es Euch!!« –
    Oder kommt er spät nach Haus,
    Zieht man ihm die Stiefel aus,
    Holt Pantoffel, Schlafrock, Mütze,
    Daß er nicht im Kalten sitze –
    Kurz, man ist darauf bedacht,
    Was dem Onkel Freude macht. –
     
    – Max und Moritz ihrerseits
    Fanden darin keinen Reiz. –
    Denkt euch nur, welch' schlechten Witz
    Machten sie mit Onkel Fritz! –

[368]
    Jeder weiß, was so ein Mai-
    Käfer für ein Vogel sei. –
    In den Bäumen hin und her
    Fliegt und kriecht und krabbelt er.

    Max und Moritz, immer munter,
    Schütteln sie vom Baum herunter.

[369]
    In die Tüte von Papiere
    Sperren sie die Krabbeltiere. –

    Fort damit, und in die Ecke
    Unter Onkel Fritzens Decke!!
     
[370]

    Bald zu Bett geht Onkel Fritze
    In der spitzen Zippelmütze;

    Seine Augen macht er zu,
    Hüllt sich ein und schläft in Ruh.

[371]
    Doch die Käfer, kritze kratze!
    Kommen schnell aus der Matratze.

    Schon faßt einer, der voran,
    Onkel Fritzens Nase an.

[372]
    »Bau!!« – schreit er – »Was ist das hier?!!«
    Und erfaßt das Ungetier.

    Und den Onkel, voller Grausen,
    Sieht man aus dem Bette sausen.

[373]
    »Autsch!!« – Schon wieder hat er einen
    Im Genicke, an den Beinen;

    Hin und her und rund herum
    Kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.

[374]
    Onkel Fritz, in dieser Not,
    Haut und trampelt alles tot.

    Guckste wohl! Jetzt ist's vorbei
    Mit der Käferkrabbelei!!

[375]
    Onkel Fritz hat wieder Ruh'
    Und macht seine Augen zu. –
     
    Dieses war der fünfte Streich,
    Doch der sechste folgt sogleich.

Sechster Streich
    In der schönen Osterzeit,
    Wenn die frommen Bäckersleut'
    Viele süße Zuckersachen
     
    Backen und zurechtemachen,
    Wünschten Max und Moritz auch
    Sich so etwas zum Gebrauch. –

    Doch der Bäcker, mit Bedacht,
    Hat das
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