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Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Titel: Mass Effect 01 - Die Offenbarung
Autoren: Drew Karpyshyn
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N7-Spezialtrainingsprogramm auf Arcturus aufgenommen zu werden, waren hart. Jeder Rekrut auf der Station war aus den besten Männern und Frauen der Allianz handverlesen worden. Aber die wenigen Namen, die auf Grissoms Liste standen, gehörten den Rekruten, die sich sogar aus dieser Elite noch herausgehoben hatten.
    Es klopfte an der Tür - zweimal schnell und kurz.
    „Herein", sagte der Admiral.
    Die Tür öffnete sich, und Second Lieutenant David Edward Anderson, der erste Name auf Grissoms Liste, trat ein. Obwohl er gerade erst seine Ausbildung abgeschlossen hatte, war er bereits für höhere Offiziersränge vorgesehen. Wenn man in seine Akte sah, wusste man auch schnell, warum. Grissoms Liste war alphabetisch sortiert. Aber wenn man Andersons Noten an der Akademie und die Bewertungen seiner Ausbilder las, hätte sein Name generell ganz oben auf der Liste gestanden.
    Der Lieutenant war groß, einen Meter neunzig stand in seiner Akte. Mit gerade mal 20 Jahren wuchs er noch und würde seine breite Brust und die massigen Schultern erst später voll ausbilden. Seine Haut war dunkelbraun, sein schwarzes Haar nach Allianzvorschrift kurz geschoren. Seine Gesichtszüge waren, wie bei den meisten Bürgern in der multikulturellen Gesellschaft des späten zweiundzwanzigsten Jahrhunderts, ein Mix aus mehreren ethnischen Charakteristiken. Vorherrschend war der afrikanische Einfluss, aber Grissom glaubte, auch mitteleuropäische und indianische Spuren ausmachen zu können.
    Anderson ging zackig zum Schreibtisch, salutierte und wartete in Habachtstellung.
    „Rühren, Lieutenant", befahl Grissom und grüßte ebenfalls gewohnheitsmäßig.
    Der junge Mann tat wie ihm befohlen, entspannte seine Haltung, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wartete breitbeinig. „Sir?", fragte er. „Darf ich etwas sagen?" Obwohl er ein Offizier niedrigen Rangs war, der einem Rear-Admiral eine Bitte vortrug, sprach er selbstsicher, und in seiner Stimme war keinerlei Zögern zu vernehmen.
    Grissom schaute finster, bevor er nickte. Aus der Akte wusste er, dass Anderson in London geboren und aufgewachsen war. Aber er sprach ohne erkennbaren Akzent. Seine Sprechweise war wahrscheinlich das Produkt aus interkulturellen Einflüssen durch e-Unterricht und das Infonetz in Kombination mit dem weltumspannenden Bombardement von Videos und Musik.
    „Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es mir eine Ehre ist, Sie persönlich zu treffen, Admiral", sagte der junge Mann. Er klang nicht schleimig oder schmeichlerisch, wofür Grissom dankbar war. Er verkündete es eher wie eine Tatsache. „Ich erinnere mich daran, dass ich Sie nach dieser Mission auf Charon in den Nachrichten gesehen habe. Da war ich gerade zwölf. In dem Moment habe ich beschlossen, der Allianz beizutreten."
    „Wollen Sie, dass ich mich alt fühle?"
    Anderson begann zu lachen, denn er dachte, dass Grissom einen Witz gemacht hatte. Aber das Lächeln erstarb unter Grissoms wütendem Blick.
    „Nein, Sir", antwortete Anderson, seine Stimme klang immer noch fest und stark. „Ich wollte nur anmerken, dass Sie für uns alle ein Vorbild sind."
    Grissom hatte erwartet, dass der Lieutenant ins Stottern gekommen wäre und dann versucht hätte, eine Entschuldigung zu stammeln. Aber Anderson kam nicht so schnell aus dem Konzept. Grissom machte eine schnelle Eintragung in die Akte.
    „Hier steht, dass Sie verlobt sind, Lieutenant."
    "Ja, Sir. Sie ist Zivilistin. Lebt daheim auf der Erde."
    „Ich war auch mit einer Zivilistin verheiratet", erzählte ihm Grissom. „Wir haben eine Tochter. Ich habe sie seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen."
    Anderson war für einen Moment verwirrt. Er hatte nicht mit einer persönlichen Enthüllung gerechnet. „Das ... das tut mir leid, Sir."
    „Es ist schwierig, eine Ehe am Laufen zu halten, wenn man bei der Allianz ist", warnte ihn Grissom. „Wenn man sich um seine Frau zu Hause auf der Erde kümmern muss, macht das eine Sechs-Monats-Patrouille nicht gerade leichter."
    „Vielleicht doch, Sir", konterte Anderson. „Es ist doch schön zu wissen, dass jemand zu Hause auf einen wartet."
    In der Stimme des jungen Mannes schwang keinerlei Wut mit. Aber es war klar, dass er sich nicht einschüchtern ließ, auch nicht von einem Admiral. Grissom nickte und schrieb einen weiteren Eintrag in die Akte.
    „Wissen Sie, warum ich dieses Gespräch angeordnet habe, Lieutenant?", fragte er.
    Nach einem Moment schüttelte Anderson den Kopf. „Nein, Sir."
    „Vor zwölf Tagen
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