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Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Aufstand der Roboter (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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Immer wieder stieß ich bei meiner Selbstbefragung auf die eine Antwort: Ich mußte ihn zu Tode treffen, bevor ihm dies bei mir gelang. In den letzten entscheidenden Sekundenbruchteilen würde alles in in Captain Monniers bewährten Händen liegen. Ich hatte beschlossen, den Angriff gleichsam aus der Hand zu fliegen und dem Kampfcomputer nur den unumgänglichen Teil der Aufgaben zu überlassen. Dabei ging ich von der Annahme aus, daß man sich an Bord der Ischariot auf ein sogenanntes Vollcomputergefecht vorbereitete; der Ischariot-Kampfcomputer würde nichts unversucht lassen, um den Delta-VII-Kampfcomputer auszumanövrieren. Wir mußten Schwäche in Stärke verwandeln: Die Zeit, die er benötigen würde, um zu begreifen, daß er es nur mit der Intelligenz eines Menschen zu tun hatte, mußte uns den nötigen Vorsprung verschaffen.
    Der Kampfcomputer rechnete mir mittlerweile die schmelzenden Entfernungswerte vor. Im besten Fall verblieben uns noch sieben Minuten. Alle grundsätzlichen Befehle waren erteilt; die roten Alarmleuchten zeigten an, daß sämtliche Schotten gesichert waren; sowohl das schwere wie das leichte Waffensystem wartete darauf, seine gespeicherten Energien in Gedankenschnelle dem Gegner entgegenzuschleudern.
    Straff anliegende Gurte engten meine Bewegungsfreiheit ein, als ich mich meinem neuen Bordingenieur zuwandte. Einen Herzschlag lang glaubte ich, Antoine Ibaka auf dem gewohnten Platz zu sehen; dann jedoch mußte ich mich berichtigen. Die einzige Ähnlichkeit zwischen Antoine Ibaka und Henry Mboya, Lieutenant (VEGA), bestand in der ebenholzgleichen Schwärze der Hautfarbe.
    Bisher hatte ich keine Zeit gefunden, Lieutenant Mboya näher kennenzulernen; alles, was ich von ihm wußte, war, daß er sich auf eine persönliche Weisung des Präsidenten an Bord von Delta VII eingefunden hatte. Auf einmal war ich erfüllt von dem Verlangen, Versäumtes nachzuholen und in Erfahrung zu bringen, mit wem an meiner Seite ich nach Ablauf der Sieben-Minuten-Frist überlebt haben oder gestorben sein würde.
    »Nervös, Lieutenant?«
    »Das war vorhin, Sir.«
    »Ihr Name, Lieutenant, gibt mir Rätsel auf. Woher stammen Sie?«
    »Aus Kenia, Sir. Kennen Sie Kenia?«
    »Flüchtig.«
    »Herrliches Land!« Lieutenant Mboyas Augen leuchteten. »Sie sollten dort mal einen Urlaub verbringen.«
    »Und Löwen schießen?«
    »Nicht schießen, Sir! Der wahre Jäger jagt den Löwen wieder mit dem Speer.«
    »Wenn Sie mir zeigen, wie‘s gemacht wird ...«
    »Mit Vergnügen, Sir.«
    »Abgemacht, Lieutenant. Aber zuerst, denke ich, erlegen wir diesen Bastard. Haben Sie schon einmal an einem Raumgefecht teilgenommen?«
    »Nur ganz passiv, Sir. Ich befand mich an Bord eines Schiffes, das zur Landung gezwungen wurde. Kollegen im Schwesterschiff glaubten wohl, sie hätten eine Chance. Ich mußte mit ansehen, wie sie vernichtet wurden.«
    »Nun«, sagte ich und hoffte, daß ich hinreichend Zuversicht und unerschütterlichen Optimismus ausstrahlte, »diesmal haben wir den Speer in der Hand!«
    »Ja, Sir.«
    »Es freut mich, Sie an Bord zu haben, Lieutenant. Das wollte ich Ihnen noch sagen.«
    »Danke, Sir.«
    Die Frist war unerbittlich weiter zusammengeschmolzen. Eine Minute noch, und die Ischariot mußte als glühender Stecknadelkopf für das bloße Auge erkennbar werden. Die Zieloptik enthüllte bereits gnadenlos ihre schlanken, delphingleichen Linien mit dem roten Flammensymbol und der gleichfalls feuerroten Schrift, die sich meinem Gedächtnis untilgbar eingebrannt hatte. Bei unserer letzten Begegnung hatte sie das Duell vermieden – vielleicht, weil sie Delta VII überschätzt hatte. Diesmal mußte sie sich stellen.
    Der General selbst war an Bord. Seine wohllautende Stimme schlug aus unserem Bordlautsprecher. »Ich nehme an, ich habe es mit Commander Brandis zu tun.«
    Ich drückte auf die Sprechtaste. »So ist es, General.«
    Oft genug in der Vergangenheit hatte ich diese Stimme gehört. Erde und Himmel hatten unter ihr gezittert. Den Anhängern der Reinigenden Flamme waren durch sie gottgleiche Weisungen zugekommen. Milliarden Menschen hatten ihr bedingungslos gehorcht, Flotten und Heerscharen, auf der Erde und in den unendlichen Weiten des Raumes, waren von ihr in Bewegung versetzt worden.
    Nun sprach sie auf einmal zu mir: eine gewöhnliche menschliche Stimme, die Müdigkeit und Erschöpfung verriet.
    »Ruth O‘Hara ist noch immer in meiner Hand, Commander. Ich habe Befehl gegeben, sie zu töten, falls Sie die Verfolgung
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