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Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen

Titel: Maria, Mord und Mandelplätzchen
Autoren: Michelle Stöger
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ungeliebte Weihnachtsdienst schien abwechslungsreicher zu werden, als sie befürchtet hatten. »Wenn ich es Ihnen sage. Ich bin bei der Kripo Kempten. Hier in Leutkirch wissen Sie halt nichts über mich, aber in Kempten bin ich der Polizei bekannt.« Kluftinger horchte seinen Worten nach und fand, dass sie in dieser Situation wenig entlastend klangen. Wieder sahen sich die Beamten an, und der kleinere von beiden hob misstrauisch eine Augenbraue. »Wissen Sie was? Dann zeigen Sie uns doch einfach Ihren Dienstausweis«, sagte er. »Ja meinen Sie, ich nehm meinen Dienstausweis mit, wenn ich nachts im Wald …« Kluftinger stockte. Er lief knallrot an und fuhr fort: »Ach, lassen Sie mich doch einfach mit meiner Frau telefonieren. Sie kann mir meinen Ausweis bringen.«
    »Geben Sie mir die Nummer, ich ruf an. Obwohl ich nicht glaube, dass wir damit weiterkommen. Aber heut ist ja Weihnachten …«
     
    Kluftinger saß auf der Bank vor dem Tresen des großen Büros wie ein armer, bußfertiger Sünder. Hätte er doch nur diesen saudummen Baum in einen Wasserkübel gestellt. Hätte er nur einmal auf Erika gehört. Hätte er … Die Tür ging auf. Erika betrat den Raum, sichtlich aufgelöst, blass und nervös. Trotzdem erschien sie ihm wie ein Engel. Seine Andacht erstarb jedoch schnell, als nach ihr Annegret Langhammer, ihre beste Freundin, hereinkam. Für ein paar Sekunden hielt er die Luft an, dann entspannte er sich wieder. Er war nicht dabei, Gott sei Dank. Dr. Schlaumeier mit seinen guten Ratschlägen hätte Kluftinger jetzt auf keinen Fall ertragen. Auf Annegrets Mann, den Altusrieder Arzt und sein Intimfeind, konnte er in dieser kompromittierenden Situation ganz gut verzichten. »Da bist du ja! Bist du verletzt? Ich hab gleich die Annegret angerufen, du hast ja das Auto mitgenommen, wir sind sofort hergekommen, was ist denn passiert?« Erika sprach, ohne Luft zu holen. Kluftinger wusste gar nicht, wo er mit einer Erklärung hätte anfangen sollen. Und so beschränkte er sich auf ein »Nix passiert. Danke fürs Kommen. Und jetzt bitte den Ausweis.« Verwirrt reichte Erika ihrem Mann das Dokument, das er siegessicher an die Polizisten weitergab. Der große, hagere Beamte nahm ihn entgegen und bekam große Augen: »Entschuldigen Sie, Herr Hauptkommissar. Sie sind also tatsächlich der Kluftinger. Schon viel von Ihnen gehört …« Er hielt inne, da erneut die Tür aufging. Kluftingers ohnehin roter Kopf hätte nun im Dunkeln geleuchtet, denn was er sah, ließ seine Backen glühen: In der Tür stand grinsend, in einen Daunenmantel gehüllt, der aussah, als habe man ihn aufgepumpt, mit riesigen Antarktis-Überlebensschuhen und gekrönt von einer Pelzmütze, Dr. Martin Langhammer. »Ho, ho, ho«, polterte er mit tiefer Stimme. »Von drauß’ vom Walde komm ich her, das Auto korrekt geparkt nun wär!« Kluftinger verzog das Gesicht. Bevor er etwas sagen konnte, mischte sich aber der kleine Polizist ein. »Wobei, eigentlich tut das alles nichts zur Sache. Sie haben sich illegal einen Baum verschafft. Polizist hin oder her. Ein Delikt, das wir verfolgen müssen.« Schnell blickte Kluftinger zu Langhammer, der sich neben Annegret und Erika gestellt hatte und ihn mit einem überlegenen Grinsen bedachte. Nie würde Kluftinger diesen Ausdruck in seinem Gesicht vergessen. Hilfesuchend blickte der Kommissar zum anderen Polizisten. Der hatte schließlich schon viel von ihm gehört. »Also … sicher hat der Herr Kluftinger eine gute Erklärung für sein Handeln, nicht wahr?«, warf der ihm tatsächlich einen Rettungsanker zu, den er sofort ergriff. »Äh … ja genau. Hab ich, hab ich. Also … ich … äh … ein Bekannter von mir, aus Altusried, der hat mich also gebeten, noch schnell einen Baum bei ihm im Wald zu schlagen. Für unser … Kinderheim. Eine milde Gabe, wissen Sie?«, log Kluftinger, und zu seinem eigenen Erstaunen gewann er dadurch wieder etwas Sicherheit zurück. Vor allem als er sah, dass Langhammer auf einmal schuldbewusst den Kopf senkte. Im gleichen Moment fuhr ein Stoßgebet aus der Leutkircher Polizeistation gen Himmel: Verzeih mir, liebes Christkind, dass ich an deinem Ehrentag so lügen muss! »… ja, und dann … und dann hab ich mich irgendwie verlaufen. Ich hatte ja den Baum und konnte nicht schnell gehen.« Kluftinger steigerte sich immer mehr in seine Geschichte. »Die Dunkelheit brach herein. Nach langem Suchen sah ich dann Ihr Licht. Gott sei Dank.«
     
    »Siehst du?«, sagte der
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