Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
Vom Netzwerk:
Schuhe. Und im Arm: ein Dalmatiner.
    Â»Ja, ich könnte Ihnen jetzt seine Nummer geben, aber wissen Sie, das ist hier ein Geben und Nehmen«, sagt Marlies Müller. Ich muss ans Kempinski denken. »Irgendwie muss ich ja auch mein Geld verdienen«, sagt sie – und legt eine Preisliste auf den Tisch. Je nach Mitgliedschaftsdauer wird gezahlt. Am günstigsten komme ich ab einer Zeit von 18 Monaten weg. Mit 77 Euro monatlich. Frau Müller schaut mich an. »Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen, Frau Kilian«, sagt sie, »ich mach Sie umsonst.« Ich muss verzweifelt aussehen. Na ja, das deutete Milosz ja auch schon an.
    Â»Ach – und keine Sorge, ich inseriere Sie dann natürlich unter einem Pseudonym, Eva oder Doreen oder so«, sagt Frau Müller noch. Tja, jetzt stehe ich wohl auch in der Zeitung.
    Dafür bekomme ich Timos Nummer.
    Und eine SMS von Milosz. Was denn die Suche nach dem Traumprinzen mache? Sehr witzig. Ich halte ihn gern auf dem Laufenden, wenn er das möchte.
    Vielleicht traue ich mich deshalb, Timo anzurufen. Soll Monsieur Matuschek ruhig sehen, dass ich das mit der Suche ernst meine. Schade nur, dass ich niemanden erreiche. Weder heute, noch morgen. Dafür rufen plötzlich Singles mich an.
Der Lagerist
    Â»Hey, ich bin der Kim. Ich hab deine Nummer von der Frau Müller. Die sagt, du bist ganz frisch reingekommen und siehst klasse aus. Und wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: eine langweilige und eine spannende. Entweder wir unterhalten uns jetzt stundenlang und quatschen über alles und jeden, um uns dann zu treffen und doof zu finden – oder wir treffen uns gleich und gucken, ob wir uns sympathisch finden.«
    Okay. So fühlt sich das also an, wenn man als Frischfleisch angepriesen wird. Armer Timo. Also, Feuerwehrmann Timo. Ich lasse mir meinen Ekel nicht anmerken und sage Kim, dass ich das genauso sehe. Stimmt ja auch, wozu Zeit verschwenden. Obwohl ich schon noch gern wüsste, wie oft er so was jetzt schon gemacht hat. »Ja, seit ’nem halben Jahr bin ich dabei«, sagt Kim. »Und seitdem hole ich mir regelmäßig aus der Agentur neue Nummern, ist ganz praktisch.«
    Ja, fast wie auf dem Basar, denke ich und frage, was er denn so macht, beziehungsweise woran ich ihn erkenne beim ersten Treffen. »Joa, ich bin 1,79 Meter groß, trage eine Brille, bin 35 Jahre alt, komme aus Pankow und arbeite im Transportbereich«, sagt Kim. Bei letzterer Beschreibung weiß ich jetzt zwar nicht, ob es gut oder schlecht wäre, ihn daran zu erkennen, aber ist ja auch egal, ich werde es schließlich sehen.
    Wir verabreden uns am Gendarmenmarkt für nächsten Mittwoch, und Kim sagt noch, ich solle mich nicht erschrecken, er komme mit dem Motorrad. Ah ja. Mach ich nicht. Hoffe ich.
    Einen Tag später. Das Telefon klingelt wieder – Kims Nummer blinkt auf. Er wolle noch mal meine Stimme hören, sagt er. Das klang gestern entschiedener, denke ich und sage ihm, dass das zwar nett sei, ich jedoch gerade auf der Arbeit und daher beschäftigt. Okay, okay, sagt Kim, es sei nur so, dass er gerade Urlaub habe und bei seinen Eltern in Leipzig sei. Von daher könne man ja doch mal in Ruhe sprechen jetzt. Ja, theoretisch schon, nur praktisch halt nicht. Ich sage ihm, dass wir das nun mal auf den Mittwoch verschieben müssen, da ich wie gesagt gerade leider nicht freihabe. »Hm, das finde ich ja schade jetzt«, sagt Kim. Und legt eine Kunstpause ein. »Kim, es tut mir leid, aber es passt gerade wirklich nicht«, sage ich und verdamme den Umstand, mir nicht ein zweites Handy für die Agentur angeschafft zu haben. »Ja, ist okay«, sagt Kim und klingt jetzt leicht säuerlich. Er wünscht mir noch einen guten Tag und legt auf. Hm, ob er wirklich kommt am Mittwoch?
    Er kommt. Ich stehe etwas früher als verabredet vor Fassbender & Rausch am Gendarmenmarkt und halte Ausschau nach einem Brille tragenden 35-Jährigen. Ein potenzieller Kandidat steht schon dort. Dunkelhaarig, besagte Brille, mit einem Jutebeutel in der Hand. Und der schaut mich auch leicht irritiert suchend an. Ich bleibe stehen. Er auch. Er guckt weg. Und wieder hin. Und wieder weg. Dann geht er. Hm.
    Das ist natürlich weniger schön. Ich schaue an mir runter und überlege, ob ich das jemals irgendwann irgendwem erzählen können werde. Wie peinlich. Der ist einfach gegangen! Hätte er das nicht dezenter verpacken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher