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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer
Autoren: Johanna Lindsey
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sie umfing, konnte sie zwar nichts sehen, spürte aber, dass sie nach oben getragen wurde, und hörte, wie die Person, die sie nach oben trug, schwerer atmete.
    Eine Tür wurde geöffnet. Sie knarzte. Wenig später wurde sie auf etwas Weiches geworfen. Ein Bett?
    Judith wünschte sich nichts sehnlicher, als dass endlich der Umhang oder die Decke von ihr genommen würden. Als sie entschied, dass es Zeit war, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, versuchte sie mit aller Kraft, sich zu befreien, und begann zu strampeln.
    »Hör auf damit«, knurrte eine Stimme. »Sei ruhig und brav, dann passiert dir auch nichts.«
    Judith hielt inne. Ruhig war sie die ganze Zeit über gewesen. Sie hörte, wie sich die Tür öffnete, doch etwa nicht, weil man sie allein ließ. Eine weitere Person war eingetroffen.
    »Dachte ich mir doch, dass du das warst, der sich an der Hintertür vom Schankraum vorbeigeschlichen hat«, ließ ein Mann mit anklagender Stimme verlauten. »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt, Weib? Als du mich hierhergeschleppt hast, um deine Tante zu besuchen, hast du nichts davon gesagt, dass du einen ganzen Tag lang verschwinden würdest. Da wach ich heute Morgen auf, und du bist nicht da. Was soll ich nur davon halten?«
    Während er sprach, hatte er sich dem Bett genähert, wich jetzt aber laut nach Luft schnappend zurück, drehte sich um und fauchte die Frau an. »Was ist das denn?«
    »Dein Schlüssel zum Reichtum«, sagte sie glucksend.
    Dann wurde der Umhang weggerissen. Einen Moment lang blendete Judith das Licht der Lampe, doch es dauerte nicht lange, da hatten sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Judith den Mann mit dem flammend roten Haar und den hellblauen Augen an. Er war weder hässlich, noch machte er einen sonderlich bösartigen Eindruck. Außerdem war er ordentlich gekleidet, sah beinahe aus, als entstamme er dem niederen Adel. Sie bemerkte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich, während er auf sie herabstarrte. Sie hatte Angst, doch aus unerfindlichem Grund schien es, dass der Mann mehr Angst vor ihr hatte als umgekehrt.
    Mit entsetztem Gesichtsausdruck wandte er sich an die Frau. »Ihre Haare? Seine Augen?«, stammelte er. »Hast du wirklich gedacht, ich würde nicht merken, zu wem sie gehört?«
    »Ich hatte nie vor, dir das zu verheimlichen.«
    »Du hast den Verstand verloren, eine andere Entschuldigung gibt es nicht!«, rief er. »Sieh dir doch nur mal die Hakennase an. Hast du etwa gedacht, ich wäre damit auf die Welt gekommen? Oder die Narben in meinem Gesicht. Weißt du eigentlich, wie viele Knochen mir der Scheißkerl gebrochen hat? Ich kann von Glück reden, dass ich noch lebe, nach der Abreibung, die er mir verpasst hat. Und du entführst seine Tochter? Wie konntest du nur? Warum?«
    »Jedes Mal, wenn du was getrunken hattest, musste ich mir dein Geheule anhören, wegen des Vermögens, das eigentlich dir zustünde. Im Grunde müsstest du dich freuen, dass ich mich endlich deiner Meinung angeschlossen habe. Ja, das Geld hätte dir zugestanden, hätte nie an dieses junge Ding gehen sollen, das weder damals noch heute etwas damit anfangen konnte, jetzt, wo sie auch noch in eine steinreiche Familie eingeheiratet hat. Auf diesem Weg kommt es wieder nach Hause, zu uns zurück.«
    Geordie Cameron schüttelte energisch den Kopf. Er hatte nie bereut, diese Frau geheiratet zu haben – bis heute. Er hatte sie angeheuert, damit sie sein erstes Geschäft in Edinburgh führte, da er von solchen Dingen keine Ahnung hatte. Irgendwann war er ihren Flirtversuchen erlegen und hatte um ihre Hand angehalten. Sie stammte aus der Unterschicht, was ihm seinerzeit jedoch nichts ausgemacht hatte. Damals wäre auch er zu einer Kindesentführung fähig gewesen. Genau betrachtet, hatte er versucht, die Mutter des Kindes dazu zu zwingen, ihn zu heiraten. Letztlich war es Roslynn durch ihre Großzügigkeit gelungen, ihn davon abzubringen.
    »Was ein Mann redet, wenn er zu tief ins Glas geblickt hat, kann man nicht für bare Münze nehmen. Vor Jahren schon habe ich die Hoffnung auf das Vermögen aufgegeben. Mein Großonkel hatte jedes Recht, es an wen auch immer zu geben, und meine Cousine stand ihm nun mal näher als ich, weshalb er sie bedacht hat. Mir hätte er sowieso nie was gegeben, so sehr, wie er mich gehasst hat.«
    »Nichtsdestotrotz hättest du …«
    »Schweig, Weib, und hör mir zu. Ich werde dir sagen, warum du den Verstand verloren hast. Meine Cousine Roslynn
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