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Lyon - A.M.O.R. 01

Lyon - A.M.O.R. 01

Titel: Lyon - A.M.O.R. 01
Autoren: S Madea
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er. „Mein Name ist Tropical. Ich bin ein magischer Ozelot, Tochter der Göttin Bastet und ab jetzt …“, sie seufzte herzzerreißend, „… bin ich dein Begleiter.“
    „Bitte?“ Lyon wusste nicht, ob er lachen oder einfach verschwinden sollte.
    „Auch noch ein zurückgebliebener Hinterwäldler“, murmelte Tropical, setzte sich auf das Hinterteil, schlang den langen Schwanz um die Vorderpfoten und betonte jedes langsam gesprochene Wort. „Ich gehöre zu der sehr seltenen Rasse der Geisterkatzen. Seit einer Ewigkeit streife ich durch die Lande auf der Suche nach demjenigen, den ich behüten und leiten soll. Und da bist du nun. Oder besser gesagt, da bin ich nun, denn wie das Wort Geist schon sagt, bin ich unsichtbar. Außer für dich. Ich hatte mir zwar keinen verwirrten Kerl mit Haaren bis zum Arsch gewünscht, aber was soll’s.“
    „Ich bin der Falsche“, brummte Lyon und verwandelte sich lautlos gleitend in einen Nebel. Er hatte nicht den Kopf dafür, sich über den Ozelot und dessen Gerede Gedanken zu machen. Er sollte es vermutlich, aber er floh stattdessen, schwebte einem seltsamen Impuls folgend in ungeheurer Geschwindigkeit an den Ort, den er sich geschworen hatte, nie wieder aufzusuchen. Dort hatte er sich entschlossen, der Welt und seiner Rasse den Rücken zu kehren, um sie dadurch zu beschützen.
    Amorphen wohnte ein geringer Anteil Magie inne, die es ihnen erlaubte, ihre Schutzaura zu bilden und sich in ihre Atome aufzulösen. Sie waren wie Amöben Einzeller und Gestaltwechsler. Die anderen Zellen verbanden sich zu einer vollkommenen Einheit um sie. Amorphen konnten viele Formen annehmen, doch jeweils nur einen humanoiden Körper.
    Lyon durchdrang die präventiven Nebelschleier seiner Ahnen, flog durch eines der zahlreichen eingefallenen Dächer von Schloss Salassar. Einst eine herrschaftliche Residenz, im Krieg ausgebaut zu einer Festung, glich sie dank seiner Mutter Mara eher dem romantischen Schloss Chambord als einer Wehranlage. Seit Jahrhunderten lebte niemand mehr hier, zerfiel das robuste Mauerwerk, forcierten Regen und Sonne die Zerstörung seines ehemaligen Zuhauses, das in Vergessenheit geraten war wie auch der königliche Name Salassar.
    Moder und Tonnen von Staub begrüßten ihn, als er sich im Gewölbe eine Flasche Cognac schnappte und sich mit ihr auf die oberste Stufe der doppelläufigen Wendeltreppe setzte. Ob Adina an ihn dachte?
    Er riss sich den Mantel vom Leib, die Knöpfe des Hemdes hüpften über den Steinboden, bis sie ins Leere stürzten. Er fluchte, weil er die Frau nicht aus dem Kopf bekam, und köpfte die Cognacflasche mit der Handkante. Der Weinbrand floss seine Kehle hinab und ein wohliges Gefühl breitete sich aus. Der Geschmack entsprach nicht annähernd der weichen Würze seines Lieblingsgetränks seit 1894, dem Remy Martin XO, doch die Wirkung trat hoffentlich rasch auf dieselbe Weise ein. Nährendes Blut konnte er allerdings niemals ersetzen.
    Lyon stützte das Kinn mit der Handfläche. Falls sie von ihm träumte, kam es sicherlich einem Albtraum gleich, auch ohne seine Freddy Krueger Visage gesehen zu haben. Menschen sahen ihn, wie er es wollte, nahmen die Besonderheiten seines vampirischen Äußeren und seine Entstellung nicht wahr, sofern er dies nicht zur Abschreckung beabsichtigte. Adinas Sinne waren die eines niederen Menschen, nicht ausgeprägt und geschärft wie die eines Amorphen. Zudem war sie anscheinend unter Homo sapiens aufgewachsen, hatte von nichts einen Schimmer, ahnte nicht, welche Macht ihr in die Wiege gelegt worden war.
    Dafür gab es eine einfache Erklärung. Je reiner der Amorph, desto früher setzte die Verwandlung ein. Er hatte seinen metabolischen Vampirkörper kurz nach seinem 30. Menschenlebensjahr erhalten. Sicherlich entsprang Adina dem Samen eines übereifrigen, triebgesteuerten Jung-Amorphen, der eine Menschenfrau zur falschen Zeit geliebt hatte. Das trübte ihre Reinheit, verringerte die Wahrscheinlichkeit einer Wandlung. In ihrem Alter würde die Metamorphose aller Voraussicht nach nicht mehr einsetzen. Die meisten dieser Mischlinge blieben normale Menschen mit ausgezeichneter Seh- und Hörfähigkeit, der Neigung zu einem körperlich anstrengenden Beruf und der Vorliebe zum englischen Steak.
    Was wühlte Adina bloß für Gedanken auf? Ihm war fast 500 Jahre lang kein Amorph begegnet, er wusste nicht, wie sie sich entwickelt hatten. Sogar damals lebten sie bereits unter Menschen, teilten deren Gewohnheiten, versteckten ihre
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