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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart
Autoren: Guttenberg Biographie
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zerknirscht einsehen, dass
Guttenberg wieder mal den Nerv der Menschen getroffen hatte und die CSU das
Ende der Wehrpflicht mittragen würde - anders, als der Vorsitzende zunächst
dachte.
    Nun geht es vielmehr um seinen,
Seehofers, Stuhl. Denn es wird nicht nur über Guttenbergs Chancen gesprochen,
Kanzler zu werden, sondern auch über die Möglichkeit, ihm den CSU-Vorsitz zu
geben. In den Wochen vor dem Treffen in München sagen hinter vorgehaltener Hand
viele CSU-Leute, darauf laufe es über kurz oder lang ohnehin hinaus. So aufgeheizt
ist die Stimmung mittlerweile, dass nicht nur die Bundeskanzlerin, der
Verteidigungsminister selbst und zahlreiche andere Unions-Politiker versuchen,
die Sache abzukühlen und es in keinem Falle zu einem Showdown zwischen Seehofer
und Guttenberg kommen zu lassen. Auch die Parteitagsregie tut alles, um das zu
vermeiden. Guttenbergs Redezeit in der Wehrpflichtdebatte wird auf etwa zehn
Minuten begrenzt, nachdem er monatelang immer etwa eine Stunde zu diesem Thema
ausgeführt hatte. Der gesamte Tagesordnungspunkt Wehrreform landet auf dem
späteren Freitagabend in der Hoffnung, dass da die Aufmerksamkeit nicht mehr so
groß ist.
    Guttenberg selbst hält sich
zurück, verkneift sich jeden Triumph wegen seines Sieges in der
Wehrpflichtfrage und springt Seehofer sogar bei im Kampf um die Durchsetzung
einer innerparteilichen Frauenquote. Er bemüht sich aber, dieses nicht so
heftig zu tun, dass es gleich wieder heißt, er habe Seehofer retten müssen.
Der Eindruck entsteht trotzdem, denn Guttenberg spricht als vorletzter Redner
vor dem Parteichef, sozusagen als die Nummer zwei, und die Entscheidung fällt
knapp aus.
    Nach nicht einmal zwei Jahren hat
der bis dahin einmalige Hype um einen deutschen Spitzenpolitiker ein Ausmaß
angenommen, das nur noch eingeschränkt kontrollierbar ist. Die Hauptperson in
diesem wundersamen Stück aus dem Politiktheater behauptet zwar, die ganze
Aufregung um seine Person nicht verstehen zu können und immer nur demütig den
Aufgaben eines Ministers nachzugehen. Tatsächlich findet er aber immer wieder
einen neuen Dreh, um von sich reden zu machen. Kurz vor Weihnachten löst er in
Politik und Medien abermals eine heftige Debatte aus, als er zum siebten Mal im
Jahr 2010 die deutschen Truppen in
Afghanistan besucht, in Mazar-i-Sharif mit dem Talkmaster Johannes B. Kerner
eine Sendung produziert und zur großen Überraschung fast aller einen besonderen
Gast mit an den Hindukusch bringt: seine Frau Stephanie.
    Eines jedenfalls ist unbestritten:
Karl-Theodor zu Guttenberg hält Deutschland seit zwei Jahren in Atem und macht
nicht den Eindruck, als wolle er damit so bald aufhören. Wie war das mit den
Glocken der Hölle? Vier Kernbotschaften enthält der Text des AC/DC-Songs:
    »Ich komme wie ein Hurrikan.«
    »Ich nehme dich mit in die Hölle.«
    »Ich werde keine Gefangenen
machen.«
    »Keiner legt sich mit mir an.«
     
    DIE GUTTENBERGS
     
    Das Erbe: Adel,
Politik, Widerstand
     
    Stammhalter
     
    Es ist ein grauer Wintertag, die
Temperatur liegt um drei Grad über null, als das Leben jenes Mannes beginnt,
der fast 40 Jahre später viele Deutsche so
begeistern sollte, wie wenige Politiker in der Geschichte der Bundesrepublik
es vor ihm geschafft haben. Am Sonntag, dem 5. Dezember 1971, geschieht
etwas sehr Wichtiges im Leben der traditionsbewussten fränkischen Familie von
und zu Guttenberg: Der Stammhalter wird geboren. Es ist das erste Kind des
Enoch Freiherr von und zu Guttenberg und seiner jungen Ehefrau Christiane. Just
acht Tage vor der Geburt des Kindes hat Dani, wie Christiane zu Guttenberg
seit ihrer Kindheit genannt wird, ihren 20. Geburtstag
gefeiert. Ihr Mann, von Beruf Musiker und Dirigent, ist gerade 25 Jahre alt.
Am 14. Februar 1971 hatten die
beiden in Eltville im Rheingau geheiratet, dem Heimatort Christiane zu
Guttenbergs, einer geborenen Gräfin zu Eitz. Zehn Monate später wird in einem
Münchner Krankenhaus das erste Kind des Paares geboren. Karl-Theodor soll es
heißen, zu Ehren des Großvaters väterlicherseits.
    Diese Art der Namensgebung ist
Familientradition. Der Vater des kleinen Karl-Theodor heißt Georg Enoch, und so
hieß auch schon dessen Großvater. Die auch in anderen Familien adliger
Abstammung übliche Sitte, die Namen des Großvaters auf den ersten männlichen
Enkel zu vererben, bleibt also gewahrt - nur der Bindestrich zwischen Karl und
Theodor unterscheidet den Namen des Neugeborenen von dem seines Großvaters.
Beim alten
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