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Lohn, Preis und Profit

Lohn, Preis und Profit

Titel: Lohn, Preis und Profit
Autoren: Karl Marx
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Wert und Arbeit
    Bürger, ich bin jetzt an einen Punkt gelangt, wo ich auf die wirkliche Entwicklung der Frage eingehen muß. Ich kann nicht versprechen, daß ich dies in sehr zufriedenstellender Weise tun werde, weil ich sonst gezwungen wäre, das ganze Gebiet der politischen Ökonomie durchzu-nehmen. Ich kann, wie die Franzosen sagen würden, bloß »effleurer la question«, die Haupt-punkte berühren.
    Die erste Frage, die wir stellen müssen, ist die: Was ist der Wert einer Ware? Wie wird er bestimmt?
    Auf den ersten Blick möchte es scheinen, daß der Wert einer Ware etwas ganz Relatives und ohne die Betrachtung der einen Ware in ihren Beziehungen zu allen anderen Waren gar nicht zu Bestimmendes ist. In der Tat, wenn wir vom Wert, vom Tauschwert einer Ware sprechen, meinen wir die quantitativen Proportionen, worin sie sich mit allen anderen Waren austauscht.
    Aber dann erhebt sich die Frage: Wie werden die Proportionen reguliert, in denen Waren sich miteinander austauschen?
    Wir wissen aus Erfahrung, daß diese Proportionen unendlich mannigfaltig sind. Nehmen wir eine einzelne Ware, z.B. Weizen, so finden wir, daß ein Quarter Weizen sich in fast unzähli-gen Variationen von Proportionen mit den verschiedensten Waren austauscht. Indes, da sein Wert stets derselbe bleibt, ob in Seide, Gold oder irgendeiner anderen Ware ausgedruckt, so muß er etwas von diesen verschiedenen Proportionen des Austausches mit verschiedenen Artikeln Unterschiedliches und Unabhängiges sein. Es muß möglich sein, diese mannigfachen Gleichsetzungen mit mannigfachen Waren in einer davon sehr verschiedenen Form auszu-drucken.
    Sage ich ferner, daß ein Quarter Weizen sich in bestimmter Proportion mit Eisen austauscht oder daß der Wert eines Quarters Weizen in einer bestimmten Menge Eisen ausgedruckt wird, so sage ich, daß der Weizenwert und sein Äquivalent in Eisen irgendeinem Dritten gleich sind, das weder Weizen noch Eisen ist, weil ich ja unterstelle, daß beide dieselbe Größe in zwei verschiedenen Gestalten ausdrücken. Jedes der beiden, der Weizen und das Eisen, muß daher unabhängig vom anderen reduzierbar sein auf dies Dritte, das ihr gemeinsames Maß ist.
    Ein ganz einfaches geometrisches Beispiel veranschauliche dies. Wie verfahren wir, wenn wir die Flächeninhalte von Dreiecken aller erdenklichen Form und Größe oder von Dreiecken mit Rechtecken oder anderen gradlinigen Figuren vergleichen? Wir reduzieren den Flächeninhalt jedes beliebigen Dreiecks auf einen von seiner sichtbaren Form ganz verschiedenen Ausdruck. Nachdem wir aus der Natur des Dreiecks gefunden, daß sein Flächeninhalt gleich ist dem halben Produkt aus seiner Grundlinie und seiner Höhe, können wir nunmehr die verschiedenen Flächeninhalte aller Arten von Dreiecken und aller erdenklichen gradlinigem Figuren miteinander vergleichen, weil sie alle in eine bestimmte Anzahl von Dreiecken zerlegt werden können.
    Dieselbe Verfahrensweise muß bei den Werten der Waren stattfinden. Wir müssen imstande sein, sie alle auf einen allen gemeinsamen Ausdruck zu reduzieren und sie nur durch die Proportionen zu unterscheiden, worin sie eben jenes und zwar identische Maß enthalten.
    Seite 14
    Da die Tauschwerte der Waren nur gesellschaftliche Funktionen dieser Dinge sind und gar nichts zu tun haben mit ihren natürlichen Qualitäten, so fragt es sich zunächst: Was ist die gemeinsame gesellschaftliche Substanz aller Waren? Es ist die Arbeit. Um eine Ware zu produzieren, muß eine bestimmte Menge Arbeit auf sie verwendet oder in ihr aufgearbeitet werden. Dabei sage ich nicht bloß Arbeit, sondern gesellschaftliche Arbeit. Wer einen Artikel für seinen eignen unmittelbaren Gebrauch produziert, um ihn selbst zu konsumieren, schafft zwar ein Produkt, aber keine Ware. Als selbstwirtschaftender Produzent hat er nichts mit der Gesellschaft zu tun. Aber um eine Ware zu produzieren, muß der von ihm produzierte Artikel nicht nur irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen, sondern seine Arbeit selbst muß Bestandteil und Bruchteil der von der Gesellschaft verausgabten Gesamtarbeitssumme bilden.
    Seine Arbeit muß unter die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft subsumiert sein. Sie ist nichts ohne die anderen Teilarbeiten, und es ist erheischt, daß sie für ihr Teil diese ergänzt.
    Wenn wir Waren als Werte betrachten, so betrachten wir sie ausschließlich unter dem einzigen Gesichtspunkt der in ihnen vergegenständlichten, dargestellten oder, wenn es
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