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Loch

Loch

Titel: Loch
Autoren: R Laymon
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zurück.
    Er war auf den Beinen, verfolgte sie, hielt die Pistole in der rechten Hand und stieß die zur Faust geballte linke beim Rennen nach vorn. Eine Seite seines Gesichts war ein augenloser Blutfilm. Pamela hörte sich selbst ein Wimmern ausstoßen.
    Ich schaffe es nicht, dachte sie. Er wird mich immer weiter verfolgen, bis er dicht genug dran ist, und dann wird er schießen.
    Das glaubt er zumindest. Er ist dick und schlecht in Form und schlimm verletzt. Ich kann ihm bis in alle Ewigkeit davonlaufen.
    Wenn ich nicht von einem Hitzschlag umkippe . Wenn ich nicht wegen meiner verletzten Füße verblute.
    Pamela warf einen Blick hinter sich. Sie hinterließ Blutflecken auf dem Wüstenboden. Er kann mir bis in alle Ewigkeit folgen …
    Vielleicht könnte sie zum Auto laufen.
    Was soll das bringen?, fragte sie sich. Er hat die Schlüssel. Sie wusste nicht einmal mehr, wo das Auto stand. Der Highway lag zu ihrer Rechten; der Wagen schien nicht dort zu sein. Sie blickte über die Schulter zurück und entdeckte es weit in der Ferne.
    Gut, dass ich die Schlüssel nicht habe, weil ich sowieso von dem verdammten Ding weglaufe.
    Sie überlegte, die Richtung zu ändern und zur Straße zu rennen; früher oder später würde dort ein Auto vorbeikommen. Jedem, der sie sah, würde klar sein, dass sie Hilfe brauchte, und sie ihr wahrscheinlich gewähren. Doch wenn sie zur Straße lief, könnte Rodney zum Auto rennen. So weit war es nun auch wieder nicht entfernt. Er könnte einfach hineinspringen und sie einholen.
    Lieber nicht dichter an die Straße, dachte sie. Sie warf einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass er nicht aufholte. Er lag weit hinter ihr auf dem Boden. Pamela blieb stehen, schnappte nach Luft und wischte sich den Schweiß aus den Augen.
    Rodney sah aus, als wäre er mit dem Gesicht voran auf den Boden gefallen. Er schien sich nicht zu rühren.
    Na also! Pamela wandte sich ab und lief wieder los. Sie rannte schnell, wich Kakteen und Mesquite-Sträuchern aus, sprang über Steine, die ihr im Weg lagen. Sie vermutete, dass Rodney aufgrund der Hitze, der Anstrengung oder des Schocks wegen des verlorenen Auges zusammengebrochen war – doch er würde sich wahrscheinlich bald erholen und erneut die Verfolgung aufnehmen.
    Am Rand eines ausgetrockneten Flussbetts blieb sie stehen, um Atem zu holen. Der Abhang war ziemlich steil. Sie überlegte, ob sie hinunterklettern oder auf dem Hintern rutschen sollte.
    Rutschen, beschloss sie. Du willst doch nicht den Halt verlieren und einen Kopfsprung machen.
    Sie bückte sich und fasste die Seiten ihres Rocks. Dann blickte sie zurück, um nachzusehen, ob Rodney schon wieder hinter ihr her war. Sie konnte ihn nirgendwo sehen. Erschrocken drehte sie sich ganz um und stellte sich auf die Zehenspitzen. Keine Spur von ihm.
    Vielleicht liegt er noch am Boden, sagte sie sich. Ich kann ihn bloß wegen der ganzen Steine und Büsche und so nicht sehen.
    Rechts von ihr ragte ein ungefähr sechs Meter hoher Steinhaufen vom Wüstenboden auf. Sie eilte darauf zu. Er war weiter entfernt, als sie zunächst gedacht hatte. Weiter entfernt und höher.
    Auf dem Weg dorthin überlegte sie, ob sie nicht einen Fehler beging. Sie hätte weiter weglaufen sollen. Der Abstecher ließ ihren Vorsprung schmelzen. Rodney könnte wieder auf den Beinen sein und aufholen – mit jedem Schritt, den sie auf den verdammten Hügel zulief. Doch sie war schon so weit gekommen. Bis jetzt gab es keine Spur von Rodney.
    Schließlich erreichte sie den Fuß des Steinhaufens. Sie war außer Atem, ausgelaugt, schweißgebadet. Aber sie ruhte sich nicht aus, sondern begann hinaufzuklettern. Auf halber Höhe beschloss sie, es müsse für einen guten Ausblick reichen. Sie kroch auf eine Steinplatte, die einigermaßen glatt aussah und nicht zu steil abfiel. Mit angezogenen Knien stemmte sie die Füße auf den Boden, um nicht hinunterzurutschen.
    Sie beschirmte mit den Händen die Augen und spähte über die Wüste.
    Nach einer Weile entdeckte sie Rodney. Er lag noch immer ausgestreckt auf dem Boden.
    Seufzend wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Einen Augenblick lang beobachtete sie ihn einfach und genoss das Gefühl, in Sicherheit zu sein. Rodney lag am Boden. Er war weit weg. Solange sie beide an Ort und Stelle blieben, konnte er ihr nichts tun. Sie blickte zur Straße.
    Kein Fahrzeug in Sicht.
    Warum haben sie die überhaupt gebaut, wenn niemand sie benutzt? Extra für Rodney. Dann dachte sie: Könnte doch
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