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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Autoren: Tessa Hennig
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blickte auf ihre Armbanduhr. Schon Viertel vor neun. Sie mussten sich sputen, da sie mit ihr gegen neun zum Essen verabredet waren. Der uniformierte Page fragte sie bereits, ob er für sie den Wagen in der Tiefgarage des Hotels parken dürfe. Georg nickte und reichte dem Uniformierten den Autoschlüssel.
    »Hast du das Essen mit Lilly vergessen?«, fragte sie verwundert.
    Georg überlegte kurz, schüttelte den Kopf.
    »Wieso willst du dann den Wagen parken? Wir haben doch nur noch eine Viertelstunde.«
    Er schwieg einen Moment und rang sich dann ab: »Fahr ruhig allein. Ich bin schon sehr müde.«
    »Du kannst ihr ruhig persönlich sagen, dass der Ausflug ins Wasser fällt.« Davonstehlen kam nicht in Frage.
    Emma drückte auf die Schnellwahlnummer ihres Telefons.
    Der Hotelpage ging bereits in Richtung Fahrertür.
    »Attendez!«, rief sie ihm zu, was Georg mit einem genervten Blick kommentierte.
    Keine Antwort von Lilly. Sie ging nicht ans Telefon.
    »Lilly ist nicht zu erreichen.«
    »Sie wird unterwegs sein. Vielleicht hat sie es ja vergessen.«
    »Lilly doch nicht. Wir haben noch gestern Abend darüber gesprochen.«
    »Hinterlass ihr eine Nachricht auf der Mailbox. Sie meldet sich schon. Ich leg mich jetzt hin.«
    Wie konnte Lilly ihrem Vater nur so gleichgültig sein? Er wusste doch genauso gut wie sie, dass Lilly äußerst zuverlässig war und überpünktlich. Irgendetwas stimmte nicht. Sie hätte ihnen Bescheid geben, wenn sie verhindert wäre.
    »Wir sollten zu ihr fahren und nach dem Rechten sehen.«
    Georg verdrehte nur die Augen.
    »Sie ist auch deine Tochter.«
    Georgs wachsende Unruhe entlud sich ebenso schlagartig wie lautstark, so schneidend und aggressiv, dass selbst der Page zusammenzuckte. »Mach doch, was du willst!«, herrschte er sie an. Damit drehte er sich um und verschwand in Richtung der Promenade des Anglais, ohne sie auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Er ließ sie einfach stehen.
    Wieder einer seiner üblichen Aussetzer. Warum nur hatte er sich nicht im Griff? Vermutlich belastete ihn der existentielle Druck doch mehr, als Emma sich das bisher vorstellen konnte. Vielleicht hatte er das teure Hotel gerade deshalb gebucht. Nannte man so etwas nicht Eskapismus?
    »Madame?« Der Page wartete mit ihren Wagenschlüsseln in der Hand offenbar auf eine klare Ansage.
    »Non, je prends la voiture«, sagte sie. Am besten, sie fuhr gleich zu Lilly. Nachlaufen würde sie Georg jedenfalls nicht, und allein im Zimmer zu warten, bis er sich wieder beruhigt hatte, kam auch nicht in Frage. Lilly würde sich früher oder später melden, und ihre Gesellschaft würde ihr angesichts dieser desaströsen Anreise sicherlich guttun.
    © Ullstein Buchverlage GmbH Berlin, 2012

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