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Liebesmaerchen in New York

Liebesmaerchen in New York

Titel: Liebesmaerchen in New York
Autoren: Nora Roberts
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Taz ihn an, als verstehe er jedes Wort.
    Taz mochte auch Mitchs Gesicht. Es war freundlich und stark, und sein Mund drückte nur selten Missbilligung aus. Seine Augen waren hell und verträumt. Außerdem mochte Taz seine großen, kräftigen Hände, mit denen er ihn immer an genau den richtigen Stellen zu kraulen wusste. Taz war ein sehr zufriedener Hund. Er gähnte und schlief wieder ein.
    Als jemand an die Tür klopfte, wachte Taz auf, schlug mit dem Schwanz auf den Boden und gab ein Knurren von sich.
    »Ich erwarte niemanden. Du etwa?« Mitch erhob sich. »Ich gehe mal nachsehen.« Er trat mit seinen bloßen Füßen auf eine Erdnussschale und fluchte, machte sich aber nicht die Mühe, sie aufzuheben. Er ging um einen Stapel alter Zeitungen sowie einen Sack mit schmutziger Wäsche, den er vergessen hatte, zur Wäscherei zu bringen, herum. Bevor er die Tür öffnete, versetzte er einem Knochen, den Taz auf dem Boden hatte liegen lassen, einen Tritt, sodass er in die Ecke flog.
    »Ich bringe die Pizza.«
    Ein hoch aufgeschossener Junge von vielleicht achtzehn Jahren hielt ihm einen Karton hin, aus dem es verführerisch duftete. Mitch roch genießerisch daran. »Ich habe keine bestellt.«
    »Ist das nicht die Wohnung 406?«
    »Doch, aber ich habe trotzdem keine Pizza bestellt.« Er roch noch einmal und fügte hinzu: »Leider.«
    »Dann bin ich hier nicht bei Wallace?«
    »Nein. Ich heiße Dempsey.«
    »Mist.«
    Wallace, dachte Mitch und rieb sich das Kinn, während der Junge von einem Fuß auf den anderen trat. Wallace, heißt so nicht die langbeinige Brünette, die gerade die Wohnung 604 von Henley übernommen hat? Das lohnte sich doch herauszufinden.
    »Ich kenne die Familie Wallace«, erklärte er deshalb und zog ein paar zerknitterte Scheine aus der Hosentasche. »Ich bringe ihnen die Pizza nach oben.«
    »Also, ich weiß nicht. Ich glaube, ich sollte nicht …«
    »Keine Sorge«, unterbrach Mitch den Jungen und legte noch einen Schein dazu. Pizza und neue Nachbarn, dachte er, das ist vielleicht genau die Abwechslung, die ich jetzt brauche. Und so machte er sich mit dem Karton auf den Weg nach oben.
    »Das wird die Pizza sein«, rief Hester und hielt Radley gerade noch fest, bevor er zur Tür stürzen konnte. »Lass mich aufmachen. Du kennst doch die Regel?«
    »Mach keinem die Tür auf, den du nicht kennst«, zitierte Radley und verdrehte hinter dem Rücken seiner Mutter die Augen.
    Hester legte die Hand auf die Klinke und warf einen Blick durch das Guckloch. Hätte sie es nicht besser gewusst, so hätte sie geschworen, der Mann vor der Tür sähe ihr mit seinen klaren blauen Augen amüsiert entgegen. Sein Haar war dunkel und zerzaust, als wäre es schon lange nicht mehr gekämmt worden. Aber das Gesicht war faszinierend. Schmal, markant und unrasiert.
    »Mom, warum machst du denn nicht auf?«
    »Was?« Hester trat hastig einen Schritt zurück, als ihr aufging, dass sie den Boten reichlich lange angestarrt hatte.
    »Ich komme um vor Hunger«, drängte Red.
    Hester öffnete die Tür und bemerkte, dass zu dem faszinierenden Gesicht ein langer, kräftiger Körper gehörte. Und nackte Füße.
    »Haben Sie Pizza bestellt?«
    »Ja.« Draußen schneite es. Wieso hatte der Mann nackte Füße?
    »Gut.« Bevor Hester wusste, was geschah, war der Bote eingetreten.
    »Lassen Sie mich das nehmen«, sagte sie schnell. »Bring es in die Küche, Radley.« Sie stellte sich schützend vor ihren Sohn und überlegte, was sie notfalls als Waffe benutzen könnte.
    »Nette Wohnung.« Mitch sah sich beiläufig um und bemerkte die Umzugskartons.
    »Ich hole Ihnen das Geld.«
    »Das geht auf Kosten des Hauses.« Mitch lächelte sie an. Hester fragte sich, ob der Selbstverteidigungskurs, an dem sie zwei Jahre zuvor teilgenommen hatte, in dieser Situation etwas nützen würde.
    »Radley, bring die Pizza in die Küche. Ich bezahle inzwischen den Boten.«
    »Nachbarn«, korrigierte Mitch. »Ich wohne in 406, wissen Sie, zwei Stockwerke unter Ihnen. Die Pizza ist irrtümlicherweise bei mir abgegeben worden.«
    »Ach so.« Durch seine Erklärung wurde Hesters Nervosität nicht gemindert. »Tut mir leid, dass man Sie belästigt hat.« Hester griff nach ihrem Portemonnaie.
    »Das habe ich schon erledigt.« Er war sich nicht ganz klar darüber, ob sie auf ihn losgehen oder lieber fliehen wollte, fand aber, es habe sich auf jeden Fall gelohnt heraufzukommen. Sie war groß, so groß wie ein Mannequin, und sie hatte auch die entsprechende Figur. Ihr
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