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Liebe ist kein Beinbruch

Liebe ist kein Beinbruch

Titel: Liebe ist kein Beinbruch
Autoren: Stephanie Bond
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musste. Sobald das Medikament in seine Vene tropfte, entfernte sie vorsichtig das Klebeband, das seine offenen Wunden verschloss. Sie säuberte und verband die Schnittwunde medizinisch korrekt. Marcus stand neben ihr und sah ihr zu; schließlich erkundigte er sich nach dem Zustand der beiden Männer. Als seine Körperhaltung sich ein bisschen entspannte, war das die Bestätigung, dass die Männer bald wieder gesund sein würden.
    Porter beobachtete alles durch eine Glasscheibe. Während er Nikki bei der Arbeit zusah – jede Bewegung besänftigendund doch rasch und rationell -, war er erfüllt von Stolz und einer anderen Empfindung, die er nicht benennen konnte. Als dieser Notfall eintraf, war er so dankbar, so erleichtert gewesen, dass er sich an Nikki hatte wenden können. Wie sollten sie zurechtkommen, wenn sie fort war? Irgendwann würden sie einen anderen Arzt dazu überreden können, in ihre junge Stadt zu kommen – aber würde dieser Arzt auch den Mut dieser Frau haben?
    „Sie ist schon etwas Besonderes, nicht wahr?“
    Porter drehte sich um und erblickte Darren Rocha, der Nikki ebenfalls beobachtete. Porter setzte eine undurchdringliche Miene auf. „Sie ist ein großer Gewinn für unsere Gemeinschaft.“
    Der Mann seufzte nachdenklich. „Ist diese Gemeinschaft denn auch ein Gewinn für sie?“
    Porter versuchte im Stillen bis zehn zu zählen, doch er schaffte es nur bis drei. „Ich glaube kaum, dass ausgerechnet Sie der Richtige sind, der beurteilen kann, was gut für Nikki ist.“
    Darren hob eine Augenbraue. „Und ich nehme an, Sie sind der Richtige? Sie kennen sie seit … wie lange? Zwei Wochen?“
    „Es muss nicht unbedingt viel Zeit vergehen, um einen Menschen verstehen zu können“, erwiderte Porter betont und musterte das feine Outfit des Mannes und die teuren Schuhe.
    Rocha betrachtete Porter ebenfalls von Kopf bis Fuß und nahm das verschwitzte T-Shirt, die staubigen Jeans und das verschmutzte Gipsbein wahr. „Das sehe ich ganz genauso.“
    Porter wusste, dass seine Antipathie für diesen Mann unangebracht war. Darren Rocha hatte ihm persönlich nichts getan. Und die Tatsache, dass er spießige Klamotten trug, machte ihn nicht zu einem schlechteren Menschen. Porter akzeptierte die Wut in seinem Innersten als das, was sie war:Eifersucht. Er war eifersüchtig, weil dieser Mann Nikki vor ihm gekannt hatte und weil er sie gut genug kannte, um sie aus Sweetness wegzulocken.
    Nein, das war nicht fair, wie Porter zugeben musste. Er allein war verantwortlich dafür, dass Nikki ging.
    „Entschuldigen Sie mich.“ Porter wandte sich um und verließ das neue Gebäude. Er stieg auf eines der Geländefahrzeuge. Einen Moment lang saß er nur da, lauschte den Zikaden und blickte zu den Sternen hinauf. Hier in den Bergen war man dem Himmel ein Stückchen näher. Er schloss die Augen und atmete die warme, nach Geißblatt duftende Brise ein. Wie oft hatte er sich während seiner Zeit bei der Army in der trockenen, öden Wüste nach seinem Zuhause gesehnt? Wie oft hatte er gedacht, dass die Welt ein friedlicherer Ort wäre, wenn jeder in Sweetness in Georgia leben könnte?
    Aber anscheinend wollte nicht jeder hier leben.
    Er startete den Motor und fuhr zur Pension, wo gerade der Abspann des Films lief. Als die Lichter wieder angingen, humpelte Porter nach vorn und bat die Anwesenden um ihre Aufmerksamkeit.
    „Ich möchte alle hier wissen lassen – vor allem die Männer“, begann er und sah gerade den Arbeitern direkt ins Gesicht, die am lautesten verkündet hatten, sich nicht von einer Ärztin behandeln lassen zu wollen, „dass Dr. Salinger heute Abend zwei Bewohnern unserer schönen Stadt sehr geholfen hat. Riley Bates, der beinahe einen Herzinfarkt hatte, und Nelson Diggs, der andernfalls seine Hand nicht mehr hätte benutzen können – oder vielleicht sogar verloren hätte. Und wenn Nelson gleich zur Frau Doktor gegangen wäre, wäre es erst gar nicht so weit gekommen.“ Er ließ diese Information erst einmal einsickern. „Dr. Salinger hat uns ganz sicher mit mehr Fürsorge und Respekt behandelt, als wir ihr entgegengebracht haben. Es tut mir leid, euch sagen zu müssen, dass sie uns verlassen wird.“
    „Sie geht?“, fragte eine der Frauen und klang erschüttert. „Wir können nicht hierbleiben, wenn wir keinen Arzt haben.“
    Die Frauen nickten zustimmend. Viele von ihnen waren aufgesprungen. Er ließ sie ihrer Empörung Luft machen. Wenn die Männer begriffen, dass die Frauen ohne einen Arzt
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