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Liebe im Gepäck (German Edition)

Liebe im Gepäck (German Edition)

Titel: Liebe im Gepäck (German Edition)
Autoren: Sophie Berg
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schien das Aufsehen, das sie erregte, nicht im Geringsten zu bemerken. Wahrscheinlich war sie ganz und gar daran gewöhnt und hätte es eher vermisst, wäre es nicht so gewesen.
    Ein bulliger Mann mit dichten schwarzen Haaren und dunklem Vollbart kam den Weg heruntergeschlappt, wahrscheinlich ein Autogrammjäger.
    Doch zu Franziskas Erstaunen drehte sich Giselle zu ihm um und sagte: »Es sieht so aus, als hätten wir sie gefunden, Schorsch.«
    »Dann ab durch die Mitte«, sagte Schorsch.
    Franziska wurde kalt in ihrem nassen Badeanzug. Das durchweichte Frotteetuch brachte nicht viel Wärme.
    Nun war auch Marie näher gekommen und blickte ehrfürchtig zu Giselle auf: »Sind Sie es wirklich? Sind Sie tatsächlich Giselle Verleinen?«, vergewisserte sie sich. »Mein Mann wird sich sonst wohin beißen, wenn er erfährt, dass er gerade dann mit dem Schlauchboot unterwegs ist, wenn Sie auf unserem Steg stehen. Werden Sie lange hier am See bleiben?«
    Giselle schüttelte gelangweilt den Kopf. »Nein. Wir fahren sofort zurück. Frau Querulin, wie lange brauchen Sie zum Anziehen?«
    »Sie sind wegen Franziska gekommen?«
    »Sie sind wegen mir gekommen?«
    »Ja natürlich, was sollte mich sonst hier ans Ende der Welt bringen? Wir haben es eilig, Frau Querulin, wenn ich bitten dürfte …«
    In Franziska regte sich Widerstand. Sie war hierher gekommen, um sich bei ihrer Freundin den Kummer von der Seele zu reden. Sie wollte diese Tage am See nutzen, um ihre Liebe zu betrauern. Um in aller Ruhe in Selbstmitleid zu versinken. Sie war nicht hier, um sich von irgendeiner arroganten Schnepfe herumkommandieren zu lassen. Mochte sie so berühmt sein, wie sie wollte.
    Da trat der dunkelhaarige Mann vor und reichte ihr seine überraschend feingliedrige Hand zur Begrüßung: »Schorsch Pernthaler. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Giselle Ihnen gesagt hat, worum es geht. Ihrem überraschten Gesicht nach zu schließen hat sie Sie einfach überfallen, stimmt’s?«
    Franziska lächelte ihm dankbar zu.
    Giselle verdrehte die Augen.
    »Es geht um Ihren Koffer, Frau Querulin. Ihr Väter hat Giselle für einen Werbeauftrag gebucht. Wir haben das erste Shooting in drei Tagen. Von einem großen Autokonzern liegt bereits die Erlaubnis vor, in seinem Gebäude zu fotografieren. Sie wissen schon, moderne Businessfrau und so. Auch vom Flughafen ist heute das O.k. gekommen, dass wir am Check-in-Schalter ein paar Aufnahmen machen können. Und dazu brauchen wirSie natürlich, Frau Querulin. Wir wollen ja schließlich Ihre Vorstellungen in Bilder umsetzen.«
    Franziska blieb der Mund offen stehen. Giselle Verleinen würde also wirklich ihren Koffer präsentieren? Das garantierte die Aufmerksamkeit in aller Welt. Das war großartig, das war unüberbietbar. Doch wie sollte sie sich die Gage dieses Topstars leisten können? Ihr Vater musste verrückt sein.
    »Die Verträge sind unterschrieben?«
    Schorsch nickte. »Alles unter Dach und Fach.«
    »Können wir jetzt gehen? Ich habe keine Lust, mir länger die Beine in den Bauch zu stehen.« Giselle Verleinen war unüberhörbar genervt.
    »Ich ziehe mir rasch etwas Trockenes an. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, Marie, dass ich so überstürzt abreise. Aber du siehst, die Pflicht ruft. Bei diesem Shooting möchte ich unbedingt dabei sein.«
    Maries Bedauern hielt sich in Grenzen. Sie hatte mit ihren Kindern genug um die Ohren. Außerdem hatte Stefan Urlaub und forderte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ihr innerliches Aufatmen versteckte sie jedoch hinter einem bedauernden Lächeln.
    Dann war Franziska verschwunden, den Weg hinauf zum Haus ihrer Freundin, das malerisch auf einem Hügel lag, mit prächtigem, unverbautem Blick auf den See.
    »Wie haben Sie uns hier gefunden?«, fragte Marie, um die entstandene Stille zu füllen.
    »Das war nicht schwierig«, antwortete Giselle gelangweilt, »wir hatten die Adresse von Herrn Querulin. Ihre Haushälterin hat uns herunter zum See geschickt.«
    »Kann ich ein Autogramm haben, bevor Sie fahren?«
    »Aber sicher.« Giselle machte Schorsch ein Zeichen. Eine Geste, auf die Schorsch prompt reagierte. Er zog eine Autogrammkarte aus der Innentasche seines Sakkos und überreichte sie Marie mit einem gutmütigen Lächeln.
    Dann machten sich die drei auf, um Franziska ins Haus zu folgen.

    Die Autofahrt begann schweigend. Franziska saß gedankenverloren auf dem Rücksitz und fragte sich zum wiederholten Male, von welchem Geld ihr Vater diesen Auftrag wohl bezahlen wollte.
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