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Liebe Hoch 5

Liebe Hoch 5

Titel: Liebe Hoch 5
Autoren: Adriana Popescu , Katrin Koppold , Ivonne Keller , Katelyn Faith , Nikola Hotel
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Couch, während Hannah sich überlegt, gegen welchen Ersatz sie mein missglücktes Geschenk am nächsten Arbeitstag eintauschen kann. Ja, ich versage beim Verschenken – dabei gebe ich mir wirklich Mühe. Nur wenn ich die endgültige Entscheidung treffen muss, gerate ich in Panik. Dann schlägt mein Herz zu schnell, die Musik im Einkaufszentrum wird zu laut und mich überfällt ein Erstickungsgefühl. Also greife ich nach dem erstbesten Angebot und kaufe es. Letztes Jahr bekam Hannah von mir also einen Fotoband über Kriegsberichterstattung, weil das Buch über Audrey Hepburn ausverkauft war. Okay, ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass sie dieses Jahr lieber ohne mich feiern möchte.
    »Vielen Dank noch mal.«
    Nele, die mit einem Lächeln im Gesicht wirklich bezaubernd aussieht, holt meine Gedanken zurück in das Innere dieses Busses.
    »Das ist kein Ding. Mache ich gerne.«
    Sie runzelt die Stirn und beobachtet mich genau. Ein Glück muss ich mich auf die Straße konzentrieren, denn sonst würde sie sehen, wie groß die Lüge tatsächlich ist. Zumindest der erste Teil davon.
    »Natürlich kriegst du von mir Benzingeld!«
    Aber ich winke ab. Deswegen tue ich es nicht.
    »Quatsch! Ich wäre sowieso in die Richtung gefahren.«
    Ich lüge, und das in Anwesenheit einer Minderjährigen. Das ist wieder ein Schritt zurück und keiner nach vorne. Verdammt Ben, reiß dich zusammen!  
    »Nach Stuttgart?«
    Lügen. Nicht lügen.
    »Liegt auf dem Weg.«
    Das ist schon viel weniger gelogen. Die Großstadt zieht mich magisch an, ich war schon viel zu lange nicht mehr da. Vielleicht sollte ich ein paar Freunde besuchen …
    »Wohnt da deine Familie?«
    »Nein. Aber Freunde. Und man kann doch auch an Weihnachten mal Freunde besuchen, oder?«
    Ich wette, wenn sie mich so reden hört, kommt sie nie darauf, dass ich damals einen Abischnitt von 1,2 geschafft habe. Aber ich kann es ihr nicht verübeln.
    »Natürlich. Hauptsache, man ist nicht alleine.«
    »Genau.«
    Sie wirft einen Blick nach hinten, wo Lara noch immer glücklich vor sich hin summt.
    »Alles gut da hinten, Maus?«
    »Ja! Wann sind wir bei Papa?«
    Da Nele nicht antwortet, muss ich wohl herhalten. Wenn alles gut geht und kein spontaner Wintereinbruch uns überrascht, dürften wir nicht zu lange für die Strecke brauchen.
    »Vor Mitternacht auf jeden Fall!«
    Als Kind habe ich es gehasst, wenn meine Eltern utopische Zeitangaben gemacht haben, die sich dann aufgrund von Staus und Pinkelpausen niemals einhalten ließen. »Vor Mitternacht« kann also alles bedeuten und gibt mir genug Zeit, um die Strecke in Ruhe zu fahren. Lara zumindest scheint mit der Auskunft zufrieden und bleibt stumm.
    »Du musst denken, dass ich eine schreckliche Mutter bin.«
    Wir haben uns bei Kilometer fünf auf das Du geeinigt. Alles andere wäre albern.  
    »Tue ich aber nicht.«
    »Ich steige zu einem Fremden in den Bus, mit meiner Tochter, die Weihnachten lieber bei ihrem Vater als bei mir sein will.«
    Oha. Sonst werden solche Geschichten immer anders erzählt. Ein kurzer Blick zu Nele lässt mich erahnen, dass sie das auch tatsächlich glaubt.
    »Nein. Ich denke, du bist eine tolle Mutter, weil du das alles für deine Tochter tust.«
    »Nur für den Fall, dass du auf komische Ideen kommst … Ich habe Pfefferspray dabei …«
    Es soll vermutlich nur ein Scherz sein, aber ich bin mir da gar nicht sicher. Nele ist einiges zuzutrauen.
    »Dann weiß ich ja Bescheid.«
    »Erzähl mir doch was über dich. Damit ich nicht das Gefühl habe, eine verrückte Mutter zu sein.«
    Diesmal lacht sie und ich will mal nicht so sein. Nur leider wäre meine Geschichte nicht besonders beruhigend oder aufregend. Aber die Ausrede, ich wäre der Weihnachtsmann, funktioniert bei niemandem, der das Alter von zehn Jahren überschritten hat.
    »Ich arbeite an den Feiertagen als Weihnachtsmann im Einkaufszentrum.«
    Wieso ich ausgerechnet das aussuche, um es zuerst zu erzählen, weiß ich leider nicht. Vielleicht erscheint es mir als das, was im Moment sehr aufregend klingt.
    »Den Rest des Jahres bist du arbeitslos?«
    »Arbeitssuchend. Meistens.«
    »Oh.«
    »Oder … oder ich arbeite in der Firma von meiner Freundin.«
    Das stimmt. Nein, eigentlich auch nicht. Nele beobachtet mich mit einer Mischung aus Interesse und Überraschung.
    »Ex-Freundin.«
    Diese Tatsache ist noch so frisch, dass man sie ja wohl mal kurz vergessen kann. Vermutlich habe ich also nicht nur keine Wohnung, sondern auch keinen Job mehr.
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