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Lewis, CS - Narnia 6

Lewis, CS - Narnia 6

Titel: Lewis, CS - Narnia 6
Autoren: Der silberne Sessel
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weiter entfernt standen im Halbkreis Gesta l ten, die Jill sofort als Höflinge erkannte. Allein wegen ihrer Kleidung und Rüstungen, die so bunt waren wie ein Blumenbeet, lohnte es, sie anzusehen. Aber was Jill wirklich dazu brachte, Augen und Mund sperrange l weit aufzureißen, waren die Leute selbst – sofern »Le u te« überhaupt das richtige Wort war. Denn nur etwa jeder Fünfte von ihnen war tatsächlich ein Mensch. Die restlichen waren Lebewesen, die man in unserer Welt nie sieht; nämlich Faune, Satyre, Zenta u ren: Für die wusste Jill einen Namen, denn von ihnen hatte sie schon Bilder gesehen. Zwerge gab es auch. Und da waren eine Menge Tiere, die sie ebenfalls kannte: Bären, Dachse, Maulwürfe, Leoparden, Mäuse und verschiedene Vögel. Aber auch sie glichen den Tieren, die man hierzulande unter diesem Namen kennt, nur entfernt. Einige von ihnen waren viel größer – die Mäuse zum Bei spiel standen auf den Hinter bei nen und waren mehr als einen halben Meter groß. Aber abgesehen davon sahen sie überhaupt ganz anders aus. An ihrem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass sie reden und denken konnten wie du und ich.
    »Ach du liebe Güte!«, entfuhr es Jill. »Also stimmt es.« Aber im nächsten Moment fügte sie hinzu: »Ob sie wohl freundlich sind?«, denn gerade hatte sie am Rand der Gruppe einen oder zwei Riesen und ein paar Leute entdeckt, die sie nicht benennen konnte.
    In diesem Augenblick fielen ihr schlagartig Aslan und die Zeichen wieder ein. Die hatte sie in der letzten halben Stunde völlig vergessen.
    »Eustachius!«, flüsterte sie und packte seinen Arm. »Eustachius, rasch! Siehst du jemand, den du kennst?«
    »Aha, du bist also auch wieder da!«, sagte Eusta chius unfreundlich (und das nicht ohne Grund). »Halte gefälligst den Mund, ja? Ich will zuhören!«
    »Sei kein Idiot!«, erwiderte Jill. »Wir dürfen keine Sekunde verlieren. Siehst du hier einen alten Freund? Dann musst du sofort hingehen und ihn begrüßen.«
    »Wovon sprichst du eigentlich?«, wollte Eustachius wissen.
    »Aslan – der Löwe – hat es mir aufgetragen!«, rief Jill verzweifelt. »Ich habe ihn getroffen!«
    »Tatsächlich? Was genau hat er gesagt?«
    »Er sagte, sobald du deinen Fuß auf Narnia setzt, würdest du einen alten Freund wieder sehen und den müsstest du sofort begrüßen.«
    »Nun, hier ist niemand, den ich jemals zuvor gese hen hätte, und außerdem weiß ich gar nicht, ob dies überhaupt Narnia ist.«
    »Ich dachte, du wärst schon mal hier gewesen«, sa g te Jill.
    »Dann hast du eben falsch gedacht.«
    »Na so was! Du hast mir doch erzählt
    »Sei um Himmels willen still und lass uns hören, was sie sagen!«
    Der König sprach zu dem Zwerg, aber Jill konnte nicht verstehen, was er sagte. Soweit sie erkennen konnte, gab der Zwerg keine Antwort, aber er nickte häufig und wackelte mehrmals mit dem Kopf. Dann erhob der König die Stimme und sprach zu seiner ga n zen Gefolgschaft: aber seine Stimme war so schwach und brüchig, dass Jill sehr wenig von seiner Ansprache verstand – vor allem, da sie nur von Leuten und Orten handelte, von denen sie noch nie gehört hatte.
    Als die Rede zu Ende war, beugte sich der König nieder und küsste den Zwerg auf beide Wangen. Dann richtete er sich auf, erhob die rechte Hand, wie um se i ne Gefolgschaft zu segnen, und ging langsam, mit u n sicheren Schritten den Landungssteg hinauf und an Bord. Die Höflinge schienen über seinen Aufbruch sehr gerührt zu sein. Taschentücher wurden hervor geholt und von allen Seiten hörte man es schluchzen. Vom Achterdeck erschallten Trompeten und das Schiff legte vom Landungssteg ab und entfernte sich vom Kai. (Es wurde von einem Ruderboot gezogen, aber das sah Jill nicht.)
    »Nun …«, begann Eustachius; weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick glitt ein großer, weißer Gegenstand – Jill hielt ihn einen Augenblick lang für einen Papierdrachen – durch die Luft und landete zu seinen Füßen. Es war eine weiße Eule, aber sie war so groß wie ein ausgewachsener Zwerg.
    Sie blinzelte und kniff die Augen zusammen, als sei sie kurzsichtig, legte den Kopf ein wenig zur Seite und sagte mit leiser, flötender Stimme:
    »Tu-huu, tu-huu! Wer seid ihr, du und du?«
    »Mein Name ist Eustachius und das ist Jill«, antwo r tete Eustachius. »Könntest du uns vielleicht sagen, wo wir hier sind?«
    »Im Lande Narnia. Dort seht ihr Feeneden, das Schloss des Königs.«
    »War das der König, der eben an Bord des Schiffes
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