Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
damit ausfindig zu machen. Wir finden ihn nicht mehr rechtzeitig.«
    Bishop betrachtete den schwarzen Kasten argwöhnisch. »Da sind keine Schalter dran, die ganze Verkabelung verschwindet im Fußboden – es ist so ein Dinostall wie die CCU. Ich kann das Ding nicht mal abstellen.«
    »Das hilft sowieso nichts. Sie wissen doch noch, wie das mit diesen Packets funktioniert – selbst wenn Sie das dort abschalten, suchen sich Shawns Übertragungen automatisch einen anderen Weg zum FBI.«
    »Vielleicht finden wir einen anderen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort.« Bishop fing an, verzweifelt auf dem Schreibtisch und in den Verpackungskisten zu wühlen. »Hier liegen jede Menge Papiere und Bücher herum.«
    »Was für welche denn?«, fragte der Hacker, aber seine Stimme klang vor Hilflosigkeit sehr monoton. Sogar seine kindhafte Neugier war verschwunden.
    »Handbücher, Ausdrucke, Arbeitsunterlagen, Disketten. Hauptsächlich theoretisches Zeug, von Sun, Microsystems, Apple, Harvard, Western Electric – von überall, wo Phate schon gearbeitet hat.« Bishop wühlte sich durch Schachteln und Kisten, ließ die Papiere nur so um sich fliegen. »Nein, hier ist nichts. Überhaupt nichts.« Bishop sah sich hilflos um. »Ich versuche, noch rechtzeitig zu Ellies Haus zu kommen und das FBI vor Ort zu überreden, es erst mit einem Vermittler zu versuchen.«
    »Sie sind zwanzig Minuten weit weg von hier«, flüsterte Gillette.
    »Ich versuch’s trotzdem«, sagte der Detective leise. »Hören Sie, Wyatt, legen Sie sich in der Mitte des Wohnzimmers auf den Boden. Legen Sie die Hände so hin, dass man sie sehen kann. Und beten Sie.« Er ging auf die Tür zu.
    Dann hörte er Gillette rufen: »Halt!«
    »Was ist?«
    »Diese Handbücher, die er da einpacken wollte«, sagte der Hacker. »Welche Firmen waren das noch mal?«
    Bishop sah die Unterlagen noch einmal durch. »Alles Firmen, bei denen Phate gearbeitet und denen er Hard- und Software geklaut hat: Harvard, Sun, Apple, Western Electric. Und –«
    »NEC!«, rief Gillette.
    »Genau. Wie können Sie sich daran noch erinnern?«
    »Ich muss mich nicht erinnern. Ich habe das Akronym aufgelöst.«
    »Was soll das heißen?«
    »Schon vergessen?«, fragte der Hacker. »Die Akronyme, die die Hacker ständig benutzen? Die Anfangsbuchstaben der Stellen und Firmen, bei denen er gearbeitet hat … S für Sun. H für Harvard. A für Apple, W für Western Electric, NEC … S,H,A,W, N … Die Maschine … die dort bei Ihnen in dem Raum steht … Das ist überhaupt kein Router. Diese Kiste … das ist Shawn!«
    »Das kann nicht sein.« Bishop wollte es nicht glauben.
    »Doch. Deshalb endet die Spur genau dort. Shawn ist eine Maschine. Er … sie … dieses Ding hat die Signale generiert. Phate muss es vor seinem Tod so programmiert haben, dass es das System des FBI knackt und nach seinen Vorgaben die Stürmung des Hauses plant. Und er wusste auch über Ellie Bescheid – er hat ihren Namen bei seinem Besuch in der CCU erwähnt.«
    Bishop, der in der unangenehmen Kälte heftig zitterte, wandte sich der schwarzen Kiste zu. »So etwas kann ein Computer unmöglich tun …«
    »Nein, nein, nein«, fiel ihm Gillette ins Wort. »Warum hab ich nicht schon früher daran gedacht? Nur eine Maschine konnte so etwas tun. Nur ein Supercomputer kann zerhackte Signale entziffern sowie sämtliche Anrufe und Funksprüche überprüfen, die bei der CCU ein und aus gehen. Kein Mensch könnte so viele Informationen gleichzeitig überwachen und abhören. Die NSA-Computer tun so etwas Tag für Tag. Sie warten auf Schlüsselwörter wie ›Präsident‹, ›Attentat‹ und/oder ›umbringen‹ im gleichen Satz. Auf diese Weise hat Phate erfahren, dass Andy Anderson zum Hacker’s Knoll fährt, und so hat er auch alles über mich erfahren – Shawn muss Backles Anruf im Verteidigungsministerium mitgehört und Phate Ausschnitte des Gesprächs übermittelt haben. Außerdem hat er den Angriffscode mitgekriegt und Phate vorgewarnt, als wir ihn in Los Altos hochnehmen wollten.«
    »Aber Shawns E-Mails in Phates Computer …«, gab der Detective zu bedenken. »Sie sehen so aus, als hätte sie ein Mensch geschrieben.«
    »Man kann mit einer Maschine so kommunizieren, wie es einem beliebt – ob nun per E-Mail oder sonst wie. Phate hat sie so programmiert, dass sie wie von Menschenhand geschrieben wirken. Vielleicht fand er das besser. Ungefähr der gleiche Effekt wie das, was ich damals mit meinem Trash-80 gemacht habe, erinnern Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher