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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Schulter zurück, während er sich hinters Steuer setzte und die Tür zuknallte. So schnell brauste er davon, daß er um ein Haar mit Jim zusammengestoßen wäre, der soeben zur Tankstelle einbog. Verblüfft schaute der Trainer dem andern Wagen nach. »Der hat es aber eilig!« meinte er ruhig.
    Lucias Augen schossen Blitze, und ihre Wangen brannten. »Ein schrecklicher Mensch!« schalt sie, und noch während sie sich abwandte, rief sie Len über die Schulter zu: »Bestimmt kommt er wieder! Er wird versuchen, mit Ihnen zu sprechen, während ich nicht da bin. Aber sagen Sie ihm nichts, Len, ganz und gar nichts, ehe Sie sich nicht mit mir beraten haben.« Dann schaute sie Jim an, und ihre Stimme wurde sanft: »Ja, er ist ziemlich forsch abgebraust, wie? Kommen Sie doch herein, Jim! Annabel wird sich freuen, daß Sie da sind!«
    »Ihr fehlt doch nichts?« fragte Jim besorgt, während er neben Lucia zum Haus ging. »Als ich heute früh anrufen wollte, war die Verbindung gestört.«
    »Es ist alles in bester Ordnung! Heute nachmittag sind wir alle zum Tee bei Carmen eingeladen. Das wird reichlich lustig werden!«
    »Zu Carmen wollen Sie! Alle miteinander? Dann kann ich ja Annabel meinen Wagen hierlassen und mit Mick hinauffahren. Er will ohnehin nachher vorbeikommen. Dann brauchen Sie Ihren kleinen Bus nicht zu überladen!«
    Nachdem er seine Leutchen wiedergesehen hatte, kehrte seine übliche gute Laune zurück, und sogar die Überreichung des geschenkten Gemäldes konnte ihn nicht erschüttern. Zwar zuckte er kurz zusammen, aber sogleich erholte er sich wieder und stammelte ein paar höfliche Dankesworte ins strahlende Gesicht der Schwiegermutter — wobei er allerdings den hämisch blitzenden Augen seiner Frau nach Kräften auswich.
    »Sehr lieb von dir! Herzlichen Dank. Natürlich erkenne ich die Pferde, obwohl... Nun, auf alle Fälle ist es reizend von dir, mir das Bild zu schenken. Annabel wird daheim sicherlich einen Platz finden, wo wir es aufhängen können!« Dieser Hieb war die Rache für ihre hinterlistigen Versuche, ihn während des feierlichen Aktes zum Lachen zu bringen.
    »Das habe ich mir schon überlegt, Liebling«, erklärte Annabel ungerührt. »Wir hängen es in das Zimmerchen, wo du deine Akten aufbewahrst. Wenn du dann an deinem Schreibtisch sitzt, kannst du es ständig sehen!«
    Augusta schien gerührt. »Ich wußte doch, daß ich eine kluge Wahl getroffen habe! Das Bild wird stets ein kleines Andenken an mein glückhaftes Verweilen hier sein — an diese gewiß erlebnisreiche und höchst interessante Zeit. Wenn du das Bild betrachtest, wirst du sicherlich stets an mich denken.«
    »Darauf kannst du dich verlassen!« versicherte Jim ihr so nachdrücklich, daß seine Frau ganz plötzlich ausrief: »Aber wo steckt denn James mal wieder? Ich muß ihn sofort suchen. Ach, Liebster, welcher Jammer — da kommt ja schon Herr Kelly dich abholen, ausgerechnet in dem Augenblick, wo sich eine so fröhliche Plauderei zwischen Mutter und dir anbahnte!«
    Während sie aber zusammen zum wartenden Lastwagen hinausgingen, flüsterte sie ihm reumütig zu: »Hab nur keine Angst: Ich bin sicher, daß dem Bild beizeiten etwas zustößt! Du weißt doch, daß vor James’ Zerstörungswut so leicht nichts sicher ist! Auf Wiedersehen! Und laß dich von dem Anblick nur nicht zu sehr niederdrücken, Liebster!«
    Noch als Jim wieder in seinem Häuschen neben den Stallungen war, lachte er in der Erinnerung an die spöttischen Worte seiner Frau. Fast betroffen entrollte er das Bild und stellte es gegen die Wand. Ja, es war wirklich gräßlich: die Koppel viel grüner, als Gras in dieser Höhe wachsen konnte, und die Pferde so alltäglich, wie man sie sich nur denken konnte. Jim schüttelte sich und ging dann hinaus, um einen Übungsritt auf >Goldweide< zu machen.
    Erst nach drei Uhr kam er wieder herein und trank eine Tasse Tee. Je länger sein Auge auf dem Bilde ruhte, um so schlimmer wurde es. Wie war seine Schwiegermutter nur auf die Idee gekommen, ihm das Ding zu schenken? Sie hatte behauptet, es sähe seinen Pferden so besonders ähnlich. Nun, bis zu einem gewissen Grade mußte er das zugeben: Ohne Zweifel stellte das Bild die Stute dar, die damals bei schlechtem Wetter ihr Fohlen bekommen hatte, und auch das Fohlen mit der komischen Zeichnung, das Jim im Stall gelassen hatte, bis er es dann mit seiner Mutter wegschickte.
    Aber was war denn mit dem Vorderbein der Stute los? Das sah ja aus wie bandagiert! Dabei war doch
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