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Krisenfest leben

Krisenfest leben

Titel: Krisenfest leben
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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Aktivitäten.
    Schicksalsschläge bewirken oft, dass wir uns zunächst völlig hilflos und handlungsunfähig fühlen. Wir sind niedergedrückt, haben keine Energie, jede Bewegung ist ein Kraftakt. Es braucht seine Zeit, sich mit dem Geschehenen zu arrangieren. Manche Menschen finden relativ rasch wieder aus diesem Schockzustand heraus, andere brauchen länger. Je nachdem, wie gravierend das Ereignis ist und über welche psychischen Bewältigungsstrategien wir verfügen, kann sich eine Krise nach einem Schockerlebnis auf unterschiedliche Weise äußern:

Erhöhte Anspannung, Nervosität
Schlafstörungen
Allgemeine Verunsicherung, Irritation
Furcht, Schreckhaftigkeit
Zorn, Aggressivität, erhöhte Gewaltbereitschaft
Niedergeschlagenheit, Depression
Verwirrtheit, Benommenheit
Ausgeprägtes Rückzugsbedürfnis
Ungewohntes, oft auch unangemessenes Verhalten
Ablösung von der Realität, Gefühle der Unwirklichkeit

    Das alles kann, muss aber nicht so sein. In der Regel sind Krisen mit überwältigend heftigen Emotionen der Angst, des Zorns oder der Trauer verbunden, manchmal ist es aber auch so, als säßen wir hinter einer Art Nebelwand,so dass uns nichts mehr wirklich erreicht oder berührt. Jeder hat seine persönliche Art zu reagieren.
    Die Art und Weise, wie wir das, was geschehen ist, bewältigen, ist ausschlaggebend dafür, welchen Weg wir künftig einschlagen. Doch dies geschieht nicht von heute auf morgen. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Sie müssen nicht sofort alles wieder im Griff haben, Sie müssen niemandem etwas beweisen. Haben Sie vielmehr Verständnis für sich selbst, akzeptieren Sie, dass es einige Zeit dauert, sich in der veränderten Realität zurechtzufinden.
Jede Krise verläuft in Phasen
    Wie die Psychoanalytikerin Verena Kast herausfand, werden bei Krisen nacheinander stets vier Phasen der Bewältigung durchlebt.
    Krisenphasen
    1. Phase des Nicht-Wahr-Haben Wollens
Wir wehren uns gegen eine Veränderung, wollen nicht wahrhaben, dass es nicht mehr so ist, wie es bisher war.
    2. Phase der aufbrechenden Gefühle
Wir fühlen uns hoffnungslos und machtlos, hadern mit dem Schicksal, verspüren Ängste und Unsicherheit, Wut, Schuldgefühle und Selbstzweifel.
    3. Phase der Neuorientierung
Wir fangen an, nach Lösungsmöglichkeiten und Auswegen Ausschau zu halten.
    4. Phase: Neues Gleichgewicht
Wir haben uns mit der neuen Situation arrangiert.
    Alle vier Phasen sind wichtige Etappen auf dem Weg zur Bewältigung einer Krise. Gefühle der Bedrohung, der Unsicherheit und der Niedergeschlagenheit, teilweise auch extreme Stimmungsschwankungen, begleiten in der Regel alle Phasen des Krisenprozesses, insbesondere aber Phase eins und Phase zwei. Auch besteht die Gefahr, in der ersten oder zweiten Phase lange stecken zu bleiben. Wenn negative Emotionen chronisch werden, wenn sie Ihren Alltag, Ihre Beziehungen und Ihre Leistungsfähigkeit dauerhaft beeinträchtigen, wenn auch Gespräche mit Familienmitgliedern oder Freunden keine Erleichterung bringen, sollten Sie sich professionelle Unterstützung suchen.
Vom Wagnis des Hinsehens
    Natürlich kann es eine wichtiger Schutzreaktion unserer Psyche, ja, unseres ganzen Organismus sein, das Geschehene zunächst einmal auszublenden, um etwas Distanz dazu zu gewinnen. Das Verdrängte verschwindet so zunächst aus dem Bewusstsein, ist aber dadurch nicht »vergessen«, sondern bleibt als ein mit Gefühlen aufgeladener innerer Film im Unbewussten bestehen.
    In dieser ersten Phase kann es geschehen, dass wir uns in die Vergangenheit zurückziehen und uns immer wieder vor Augen halten, wie schön doch alles war – bevor das passierte, was »nicht hätte passieren dürfen«. Dann ist auch das Selbstmitleid nicht weit. Damit weigern wir uns aber, die Realität anzuerkennen und uns darauf im Denken und im Handeln einzustellen.
    Nicht-Wahrhaben-Wollen kann auch bedeuteten, so zu tun, als sei nichts geschehen, als sei alles genau so wie zuvor. Wir gehen nach einem Schockerlebnis einfach zur Tagesordnung über, ohne uns mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen.Dahinter steckt die Furcht vor unseren Gefühlen. Wir befürchten, dass wir von Trauer, Angst, Scham, Schuld, ohnmächtiger Wut und Verzweiflung überwältigt werden. Wir vermeiden es, an das Erlebnis zu denken, weil diese Gefühle wie ein Sturzbach über uns hereinbrechen und uns völlig überfordern könnten. Eine häufige Strategie, das Erleben einer Krise zu umgehen, ist, die eigenen Gefühle zu betäuben mit Alkohol,
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