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Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Titel: Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Autoren: Robyn Young
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er sie zurückgelassen hatte.
    Murtough huschte an ihm vorbei und verlangsamte seine Schritte, als er sich dem Sockel näherte und sein Blick von dem Stab zu dem Eisengitter in der Decke wanderte. Vorsichtig, aber verlangend trat er vor und griff nach dem Krummstab. Einer seiner Gefährten öffnete eine Tasche, damit er die Reliquie darin verstauen konnte. Sobald der Stab sicher verwahrt war und Donnell ihnen mit der Kerze den Weg wies, eilten die Männer durch die Krypta und ließen die Psalmen der Chorherren der Kathedrale hinter sich verhallen.
    Bei einer Tür in der östlichen Wand wartete ein weiterer Mann, sein blasses Gesicht kam im Lichtschein in Sicht. »Habt ihr ihn?«
    Murtough nickte. Er musterte den schlaffen Körper des Türhüters, neben dem sein Kamerad kauerte. Die Stirn des Mannes war mit Blut verschmiert, sein Schwert steckte noch immer in der Scheide an seiner Seite. Er hatte nicht mit einem Angriff gerechnet. Warum hätte er auch meinen sollen, von Männern in den Kutten eines heiligen Ordens etwas befürchten zu müssen? »Hat er sich noch mal bewegt?«
    »Nein, Bruder. Ich fürchte, wir haben ihn schwer verletzt.«
    »Wir werden für ihn beten und für die Sünden, die wir heute begangen haben, Buße tun.« Murtoughs Stimme klang rau. »Wenn der Stab in Sicherheit ist.« Er nickte Donnell zu, der die Kerzenflamme zwischen Daumen und Zeigefinger löschte, als die Tür geöffnet wurde und sie in die kühle Dunkelheit einer Frühlingsmorgendämmerung hinaustraten.
    Die sechs Männer kümmerten sich nicht weiter um den Leichnam in der Krypta, schlichen über das Gras und schlängelten sich lautlos zwischen den hölzernen Kreuzen und den Heiligendenkmälern hindurch. Ihre schwarzen Gewänder ließen sie mit dem Schatten der St. Patrick’s Cathedral verschmelzen.

    Antrim, Irland, A.D. 1300
    Das Pferd jagte mit Schaum vor den Nüstern durch den Wald. Erdbrocken spritzten unter seinen Hufen auf. Ringsum ragten hohe Bäume gen Himmel; Regen drang durch den Baldachin aus Ästen und Zweigen. Zwischen den Gespinsten aus braunen, welken Blättern blitzten weiße Wolkenfetzen auf. Der Zorn des Novembers hatte das Geäst eines großen Teils seines Blattschmucks beraubt, und die Talsohle war mit einem raschelnden Leichentuch bedeckt.
    Robert beugte sich vor. Der hölzerne Sattelknauf bohrte sich in seine Magengrube, als er das Tier zu einem noch schnelleren Galopp zwischen den Bäumen hindurch antrieb. Fleet, ein gescheckter Grauschimmel, war so empfindlich im Maul, dass schon der leichteste Zügeldruck genügte, um ihn über umgestürzte Baumstämme oder über schmale Flüsse hinwegsetzen zu lassen. Das Pferd war kleiner, aber weit schneller als Hunter, das Schlachtross, das er in Schottland in der Obhut seines Freundes und Verbündeten James Stewart zurückgelassen hatte.
    Die Kapuze seines grünen Umhangs war Robert schon einige Meilen zuvor vom Kopf gerutscht. Regentropfen rannen über seine Wangen, und in seinen Ohren dröhnte das Rauschen des Windes und seine eigenen heftigen Atemzüge. Vor Anstrengung hatte er einen metallischen Geschmack im Mund. Ein kleiner Zweig peitschte ihm ins Gesicht, doch er spürte es kaum – seine gesamte Aufmerksamkeit war auf die Rücken der zwölf Jagdhunde gerichtet, die jetzt abschwenkten und lauthals bellend einen steilen Hang hinaufstürmten. Robert gab Fleet die Sporen und folgte ihnen.
    Oben auf dem Hang hob er sein Horn an die Lippen und blies ein paar Mal kurz hinein, um die anderen, die er ein gutes Stück hinter sich gelassen hatte, von der Richtungsänderung in Kenntnis zu setzen. Durch eine Lücke in den Bäumen konnte er eine kahle Landzunge sehen, die über den Eingang des bewaldeten Tales hinausragte. Dahinter erstreckte sich das Meer unter einem mit Wolken übersäten schiefergrauen Himmel bis zum Horizont. Auf der anderen Seite der Wasserfläche war die Küste Schottlands als schwache, immer wieder unterbrochene Linie zu erkennen. Beim Anblick seiner Heimat krampfte sich Roberts Brust zusammen, und er trieb Fleet weiter.
    Vor sich erhaschte er inmitten des Gewirrs aus Eichen und Ebereschen den ersten Blick auf sein Wild – einen kurz aufleuchtenden hellen Rumpf mit einem den Schwanz hinunter verlaufenden dunkleren Streifen. Nun, wo die Hetzjagd Erfolg verhieß, schlug seine grimmige Entschlossenheit in Vorfreude um. Die Hunde hatten die Fährte eines ziemlich großen Damhirsches aufgenommen. Dieser schoss im Zickzack hin und her, versuchte die Hunde
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