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Krieg um den Mond (German Edition)

Krieg um den Mond (German Edition)

Titel: Krieg um den Mond (German Edition)
Autoren: Klaus Seibel
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    Mit flauem Gefühl im Magen ging auch er die Schritte zurück.
    Mondisch denken! So etwas verrücktes habe ich noch nie gehört. Und das kann ich noch nichtmals jemandem erzählen. Der steckt mich in die Klapsmühle.
    Olaf zögerte, aber ein Blick auf die Sauerstoffanzeige belehrte ihn, dass seine Minuten sowieso nur noch knapp bemessen waren. Wenn Anne durch ihren eisernen Willen angetrieben worden war, war es bei Olaf der Mut der Verzweiflung, mit dem er sich an der Kante abstieß.
    Er drehte sich nicht, sondern musste dem Abgrund ins Auge sehen. Instinktiv ruderte er mit den Armen, um noch einen Meter hinauszuschinden - was natürlich vollkommen sinnlos war.
    Sein irdisches Denken sah ihn schon in den Abgrund stürzen, aber die mondische Realität beförderte auch ihn auf die sichere Seite. Ein blitzartiger Schmerz zuckte in seinem linken Knöchel. Es tat höllisch weh. Trotzdem war Olaf erleichtert. Schmerz im Knöchel bedeutete, dass er auf dem Boden aufgekommen war und nicht mit dem Visier gegen die Wand geknallt. Er wollte sich zum Aufrichten abstützen, aber seine Hand griff ins Leere. Er drehte den Kopf.
    Himmel! Da geht es abwärts.
    So nahe war er an der Kante aufgeschlagen. Panik wallte in Olaf auf. Ganz langsam rollte er sich auf die andere Seite.
    Bloß nicht mehr in diese Tiefe sehen.
    Anne robbte zu Olaf.
    „Du liebst es aber spannend.“
    „Mondisch“, murmelte Olaf. „Mir ist kotzübel.“
    „Beschwer dich nicht. Wir haben es geschafft und bald sind wir da.“
    Anne richtete sich auf und machte sich auf den Weg. Olaf wollte es ihr nachtun, aber da war wieder der Blitz im Knöchel. Olaf schrie auf. Da kein direkter Kontakt zu Anne bestand, bekam sie nichts davon mit. Das war ihm auch lieber so, denn er wollte keine Belastung sein. Humpelnd machte Olaf sich daran, Anne zu folgen. Die geringe Schwerkraft half dabei. Nur noch diese kleine Steigung hinauf und dann mussten sie über der Mondfähre sein. Den Abstieg würde er auch schon irgendwie schaffen.
    Anne hatte bald einen Vorsprung und konnte schon wieder auf der anderen Seite hinuntersehen. Aufgeregt winkte sie ihm. Olaf humpelte so schnell er konnte. Wie gut, dass Anne nicht hörte, wie er vor Schmerz stöhnte. Endlich neben ihr angekommen, ließ er sich in den Staub sinken.
    Erst jetzt nahm er die Szene wahr, die Anne so aufregte. Ein Stück unter ihnen war die Mondstation zu sehen. Aber das war nicht das Besondere. Zwanzig Meter vor der Station parkte der Rover. Und um den Rover bewegten sich zwei Gestalten in Raumanzügen, eine große und eine kleine. Die Staubwolke, die im Umkreis von vielleicht dreißig Metern wie ein Nebel im Raum hing, ließ erkennen, dass sich hier schon seit geraumer Zeit Vieles abgespielt hatte.
    Fang Si hatte es nicht geschafft, Bullrider zu überrumpeln. Aber ihm war es auch nicht gelungen, vor Fang Si in die Station zu gelangen. So hatte sich eine Patt-Situation ergeben.
    In Fangs Handschuh blitzte etwas. Ein kleines Messer. Es fiel erst auf, als sich das Sonnenlicht darin spiegelte. Die Vorstellung war merkwürdig, dass diese kleine Person dem Hünen mit dieser unscheinbaren Waffe gefährlich werden konnte. Olaf machte eine entsprechende Bemerkung zu Anne.
    „Denk mondisch“, erinnerte Anne Olaf. „Ein einziger, winziger Ritz in seinem Anzug und Bullrider ist tot.“
    Das schien Bullrider bewusst zu sein. Nur aus diesem Grund war verständlich, dass er keinen Angriff wagte.
    „Fang scheint nicht sonderlich aktiv zu sein“, stellte Olaf fest.
    „Sie spielt auf Zeit. Es ist nur ein scheinbares Patt. Wir sind alle gleichzeitig aus der Station gekommen mit der gleichen Menge an Sauerstoff. Fang rechnet damit, dass Bullrider auf-grund seiner Größe einen höheren Verbrauch hat. Sie muss ihn nur lange genug beschäftigen, dann fällt er von alleine um. Bullrider muss in die Station, wenn er überleben will.“
    Als ob er es gehört hätte, wurde Bullrider aktiv. Er schleuderte Steine in Fangs Richtung. Das konnte genauso gefährlich sein wie ein Messer.
    Selbst im Raumanzug hatten Fangs Bewegungen etwas katzenhaftes. Geschickt wich sie den Geschossen aus, aber sie war für einige Sekunden beschäftigt. Es war nicht leicht, bei der geringen Schwerkraft das Gleichgewicht zu behalten. Diesen Moment nutzte Bullrider aus. Er machte einen gewaltigen Satz. Aus dem Stand brachte er es auf sechs Meter, ein Drittel der Distanz zur Station. Der nächste Satz folgte sofort. Aber auch Fang war bereits im Flug.
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