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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha
Autoren: Su Turhan
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man überall Bomben reinbauen kann … aber in ein Brillenetui? Das ist billiges Plastik, drücken Sie mal drauf.«
    »Hol den Bombenspezialisten«, forderte Demirbilek Leipold auf, der das Brillenetui aus Vierkants Hand riss und aus dem Wagen stürmte.
    Zwei Minuten später kam er mit Weniger und dem zum Einsatzkommando gehörenden Bombenspezialisten zurück.
    »Du meinst, der hat gar keine Bombe, Zeki?«, fragte der Bombenspezialist abgehetzt.
    »Seht selbst«, sagte Demirbilek und hielt das Monitorbild neben Vierkants Brillenetui.
    »Wie eineiige Zwillinge«, kommentierte Weniger und beobachtete den Spezialisten, der das Etui auf die Schnelle unter die Lupe nahm. Er drückte es, bog es hin und her und klappte es auf und zu.
    »Um in ein solches Billiggelump eine vernünftige Sprengkraft zu implementieren, müsste das Arschloch richtig viel Ahnung vom Bombenbauen haben.«
    »Laut Interpol arbeitet der Deutsche ausschließlich mit Schusswaffen«, gab Demirbilek zu bedenken.
    »Stimmt, bei allen elf Mordfällen hat er eine Pistole verwendet«, bestätigte Weniger.
    In dem Moment knackste das Funkgerät mit der Meldung »Zielperson verlässt Haus«.
    Demirbilek dachte in diesem Moment an nichts, nicht an seinen Sohn Aydin, der in den nächsten Sekunden sterben könnte, nicht an den Schmerz, nicht an die Trauer, die seine Familie und Freunde und ihn selbst ergreifen würde. Er fühlte, dass er das Richtige tat. Über Funk gab er den Befehl zum Zugriff.
     
    Eigentlich wollte er sich nur ein wenig die Beine vertreten. Es war noch etwas Zeit, bis er den Mann, den er für die Abholung der Geldtasche engagiert hatte, verständigen musste. Als er die Treppen der Souterrainwohnung hochstieg, dachte der Deutsche an das Rosenbeet der Güzeloğlus und was für eine Schande es war, die schönen Rosenstöcke zurückzulassen. Auf halbem Weg zum Garten erstarrte er plötzlich. Er hatte nicht gemerkt, wie die schwerbewaffneten bayerischen Polizisten ihn umzingelt hatten. Lautlos waren sie gekommen. Sie mussten eine gute Ausbildung genossen haben, stellte er respektvoll fest. Er lächelte, während er die Hände hochstreckte und sich dabei in der Schnur seiner Magnetbrille verhedderte. Als er trotz lautstarker Warnungen die Hände nicht oben behielt, weil er versuchte, seine Finger aus der verdrehten Schnur zu lösen, fielen zwei Schüsse gleichzeitig. Besser so, war sein letzter Gedanke, als die Schande der Verhaftung über sich ergehen zu lassen. Dann sank er tot zusammen.
     
    Demirbilek war der Erste, der den Erschossenen erreichte. Er beugte sich zu ihm und suchte nach dem Auslöser in der Jeansjacke. Als er nichts entdecken konnte, stürmte er zur Souterrainwohnung. Der Einsatzleiter hatte Bombenwarnung ausgegeben, doch Demirbilek wusste, dass Aydin nichts mehr zustoßen konnte. Drei bullige Kollegen der Kommandotruppe hielten ihn nicht davon ab, zu seinem Sohn zu gelangen.
    Endlich konnte er Aydin von den Fesseln und dem Knäuel im Mund befreien. Er nahm ihn in die Arme und schwor sich, ihn nie wieder loszulassen. Aydin vermochte sich kaum zu bewegen, schluckte aber überglücklich die Schmerzen herunter, die die innige Umarmung verursachte.
    »Wo ist Jale?«, fragte er seinen Vater, nachdem er doch noch die Umarmung löste und mit seinem Taschentuch den Schweiß aus dem Gesicht seines Sohnes wischte.
    Cengiz wartete geduldig mit einer Wasserflasche in der Tür, bis sie an der Reihe war, Aydin in die Arme zu nehmen. Die Bombenspezialisten scheuchten schließlich alle drei aus der Wohnung. Sie entdeckten den selbstgebastelten, vermeintlichen Auslöser neben dem PC .
    Draußen nahmen die Sanitäter Aydin in Empfang und halfen ihm in den Krankenwagen. Demirbilek hatte nichts dagegen, dass Cengiz ihn zur Klinik begleitete. Er selbst wollte nachkommen, sobald Bombenentwarnung durchgegeben wurde. Die Erleichterung über die Rettung seines Sohnes war ihm überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Er entdeckte Leipold und Vierkant an einem der Streifenwagen und ging zu ihnen.
    Leipold klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Vierkant nahm allen Mut zusammen und umarmte ihren Chef. Demirbilek dankte es mit zwei zarten Küssen auf ihre rot angelaufenen Wangen. Leipold musste lächeln, während er sich einen Zigarillo anzündete.
    Als der Bombenspezialist mit einem leeren, weißen Brillenetui aus der Wohnung kam, riss Vierkant die Arme zu einer Siegerpose hoch. Sehr zur Freude der anderen Kollegen. Sie klatschten Beifall, Vierkant
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