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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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benachrichtigt hat. Mein Apparat ist leider gestört. Wir neigen zu der Ansicht, daß die Störung absichtlich herbeigeführt wurde."
    Während Crabb zu dem Telefon ging und den Hörer abhob, fuhr der Hausherr fort:
    „Mr. Conway hörte vor etwa einer halben Stunde einen Schrei. Er ging sofort ins Freie, konnte aber nichts Verdächtiges bemerken. Als Mr. Burgos und ich etwa zwanzig Minuten später vor das Haus traten oder hinter das Haus, um genau zu sein, mußte ich feststellen, daß der Dienstboteneingang geöffnet worden war. Mir fiel auch auf, daß sich auf dem zementierten Boden unterhalb des kleinen Vordaches Fußspuren befanden. Hinzu kommt, daß Miß Brooks die Fratze eines Unbekannten am Fenster sah — ganz kurz nur, wie sie uns glaubhaft versichert, aber doch ziemlich deutlich."
    „Wurde der Fremde nur von Miß Brooks gesehen?" erkundigte sich Crabb und zog ein Notizbuch aus der Tasche.
    „Moment, Moment", warf Carter ein. „Das Wichtigste kommt noch. Meine Nichte, Miß Julia Hopkins, ging heute ziemlich früh ins Bett, weil sie sich nicht wohl fühlte. Ich war, bevor Sie eintrafen, mit Mr. Burgos in Julias Zimmer. Wir wollten uns versichern, wie es ihr geht. Sie war verschwunden!"
    „Verschwunden?"
    „Ja — einfach ausgeflogen. Ich kann mir das nicht erklären. Es ist rätselhaft. Beänstigend. Julia war die ganze Zeit im Hause. Was kann sie veranlaßt haben, plötzlich wegzugehen — ohne ein Wort der Erklärung oder des Abschieds? Ich begreife das nicht."
    „Hat sie das schon früher zuweilen getan?"
    „Niemals. Sie übernachtet gelegentlich hier, weil ihre Wohnung am anderen Ende der Stadt liegt. Es ist ihr selbstverständlich freigestellt, zu jeder Tages- oder Nachtzeit zu kommen und zu gehen, aber sie ist gut erzogen, und sie würde das Haus nicht verlassen haben, ohne sich von mir und meinen Gästen zu verabschieden."
    „Was schließen Sie aus Ihrem Verschwinden?" fragte Crabb.
    Carter tupfte sich mit einem Batisttüchlein die Stirn ab.
    „Ich bedauere sagen zu müssen, daß ich am Ende meines Lateins bin. Wirklich am Ende."
    „Hat sie ihre Sachen mitgenommen — ihre Kleider und so weiter?" wollte der Sergeant wissen.
    „Was sie auf dem Leibe hatte, allerdings. Nur die Handtasche vergaß sie. Das macht die Sache noch undurchsichtiger. Kennen Sie eine Frau, die so einfach die Handtasche zurückläßt? In der Tasche fanden wir nicht nur den Lippenstift und die Puderdose, sondern auch den Ausweis, die Geldbörse und die Schlüssel zu Julias Wohnung."
    „Halten Sie es nicht für möglich, daß Miß Hopkins nur ein wenig frische Luft schöpfen wollte? Es ist eine ziemlich unruhige Nacht. Vielleicht konnte sie nicht schlafen."
    „Diesen Punkt haben wir vor Ihrer Ankunft gründlich durchgesprochen", erklärte Carter.
    „Aber nun sagen Sie doch selbst, Sergeant: warum sollte ein vierundzwanzigjähriges Mädchen in so einer Nacht ins Freie gehen, um frische Luft zu schöpfen? Julia war schon immer ein bißchen ängstlich. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie bei diesem Wetter einen Nachtspaziergang unternimmt."
    „Aber genau das hat sie doch offensichtlich getan!"
    „Das nehmen Sie an, Sergeant. Aber kann es sich nicht ebensogut um ein Verbrechen handeln?"
    Der Sergeant wandte sich an Conway.
    „Sie waren es, der den Schrei hörte, Sir?"
    „Ja, und zwar genau um Null Uhr zwanzig. Ich habe auf die Uhr geschaut."
    „Stammte der Schrei von einem Mann oder von einer Frau?"
    „Es war ein Mann."
    „Woraus schließen Sie das?"
    Conway hob erstaunt die Augenbrauen.
    „Na, erlauben Sie mal! Das hört man doch!"
    „War es ein schriller Schrei?"
    „Ich glaube, das sagte bereits Mr. Carter. Ja, ziemlich schrill — als würde er in höchster Todesangst ausgestoßen."
    „Glauben Sie, daß Sie bei einer so ungewöhnlich hohen Tonlage zu unterscheiden vermögen, ob der Schrei aus dem Munde einer Frau oder eines Mannes kam?"
    Conway schob nachdenklich die Unterlippe nach vorn.
    „Ich weiß nicht", murmelte er, plötzlich unsicher geworden.
    Carter fragte den Sergeanten: „Wollen Sie damit andeuten, daß meine Nichte den Schrei ausgestoßen haben könnte?"
    „Ich untersuche nur alle Möglichkeiten, Sir."
    „Wenn Sie das tun", schaltete sich Burgos ein, „müssen Sie auch nach der Erklärung forschen, warum Julia aus dem Hause ging und plötzlich so laut und entsetzt aufschrie — immer vorausgesetzt, daß es tatsächlich Julia war, die Mr. Conway hörte."
    „Es kann sein, daß sie sich
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