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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten
Autoren: Bodil Mårtensson
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können.«
    »Klar«, antwortete Gårdeman, »aber beeil dich, bevor wir hier festfrieren!«
    Sie duckten sich vor dem Wind und gingen raschen Schrittes voran, um nicht ganz auszukühlen.
    Gårdeman war fast gleichgroß wie Hill, möglicherweise geringfügig kleiner und sicherlich etwas fülliger, aber das stand ihm gut. Das meinte jedenfalls Lena.
    Er selbst fand, dass die leichten Rundungen ihm ein höheres Maß an Glaubwürdigkeit und Autorität im Außendienst verleihen würden, und da benötigte man als Fahnder jede Hilfe, die man irgendwie bekommen konnte, besonders, wenn man sich wie Gårdeman auf etwas so Kniffliges wie rivalisierende Motorradgangs spezialisiert hatte.
    »Was willst du eigentlich kochen?«, fragte Hill plötzlich und bemerkte zu seiner Verwunderung, dass er selbst ziemlich hungrig war.
    Gårdeman wiederholte sein Rezept, da sein verfrorener Kollege offenbar nicht besonders aufmerksam zugehört hatte. »Ja, ich dachte mir etwas Einfaches, ein bisschen Schweinefilet, ein perfektes Kartoffelgratin und dazu frische Champignons an Sahnesoße.«
    »Oh nein, hör auf!«, sagte Hill, dem das Wasser im Mund zusammenlief. »Das klingt fantastisch. Hör mal, ich glaube, ich komme mit zu dir.«
    »Okay, du bist willkommen, aber was wird Cathi dann sagen?«
    »Nein, ich mache nur Spaß, aber es klingt unverschämt gut.«
    Sie stapften über den asphaltschwarzen Parkplatz vor dem Lebensmittelladen. Es war bereits völlig dunkel, und die Scheinwerfer der Autos blendeten sie, während die Fahrer auf der Jagd nach möglichst nahe am Eingang gelegenen Parkplätzen hin und her rangierten.
    »Vielleicht schauen wir auch bei Petri Pumpa rein, wenn Catharina Dienstschluss hat, und essen etwas französisch Angehauchtes«, fuhr Hill fort, nachdem er angefangen hatte, in kulinarischer Hinsicht zu fantasieren. »Wie auch immer, wird es ein richtig angenehmer und entspannter Feierabend. Wie oft hat man das schon in diesen modernen Zeiten?«
    Im Eingangsbereich zum Supermarkt war es eng. Menschen mit übervollen Einkaufswagen wollten raus, und frierende Kunden drängten nach drinnen.
    Warme Luftzüge entwichen zwischen zwei konkurrierenden, in den automatischen Türen stecken gebliebenen Einkaufswagen, in die Nacht. Hill und Gårdeman mussten also draußen warten und empfingen fürs Erste nur einen äußerst schwachen Hauch von der verheißungsvollen Wärme im Inneren des Supermarktes.
    »Verflixt!«, brummte Gårdeman irritiert.
    Aber was sollte man machen? Bestimmte Streitigkeiten waren ganz einfach nicht Sache der Polizei.
    Endlich entschloss sich einer der mürrischen Kontrahenten, nachzugeben und dem anderen den Vortritt zu lassen. Gleich würden sogar die beiden Kollegen innerhalb der Schleuse sein – drinnen in der freundlichen, lebensbejahenden Atmosphäre des Konsumtempels.
    In diesem viel versprechenden Augenblick klingelte Hills Diensthandy. Er wühlte in der Tasche danach, aber die eiskalten Finger bekamen das Plastik zuerst nicht zu fassen.
    »Teufel auch«, fluchte er leise. »Gerade jetzt!« Aber es könnte ja durchaus Catharina sein.
    »Hill hier«, meldete er sich schließlich, immer noch auf der Eingangsschwelle.
    Es war Mandén, Dienst habender Inspektor der Spätschicht und somit Leiter der Verbrechensbekämpfung des Präsidiums.
    »Hallo, Joe«, witzelte er zur Begrüßung.
    »Sicher, aber was gibt’s? Ich bin auf dem Nachhauseweg.«
    »Nun nicht mehr«, verkündete Mandén.
    »Verdammt«, sagte Hill und biss die Zähne zusammen, während er die Neuigkeiten erfuhr. »Okay«, sagte er nach einem Augenblick verdrossen, klappte das Handy zu und steckte es zurück in die Jackentasche.
    Die strahlende Weihnachtsfreude in seinen Augen war erloschen, doch Gårdeman, der seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt hatte, merkte nichts und ergriff die Chance, einen Fuß in das verführerisch lockende Warenhaus zu setzen.
    Hill fasste Gårdeman am Arm und hielt ihn zurück.
    »Sorry«, sagte er und meinte es ehrlich. »Das war Mandén – du kannst das Gratin heute Abend vergessen.«
     
    Sie fühlte sich in der Dunkelheit wohl, war in den vergangenen Monaten gleichsam eins und Freund mit ihr geworden. Hatte gelernt, sich in der schwarzen Nacht zu orientieren, in der das Leben wieder einen Sinn bekommen hatte.
    Es war so, dass die Gedanken leichter und zielgerichteter flossen, wenn sie nicht vom verwirrenden Schein des Tageslichts auf der Netzhaut gestört wurden. In der Dunkelheit wurde alles auf einmal
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