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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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Kyle. Jetzt hörte man, dass auch er Angst hatte. »Die wollen uns umbringen, verdammt noch mal!«
    Christopher ließ sich tiefer in den Sitz sinken.
    »Nein«, sagte er. »Mich. Nur mich.« Er hatte nicht den Eindruck, dass die beiden ihn hörten. Kyle fluchte noch immer vor sich hin, und seine Schwester wimmerte leise. Sie schienen beide völlig vergessen zu haben, dass er überhaupt da war.
    Christopher hatte auch Angst. Er wusste nur nicht, wovor er mehr Angst hatte: Davor, dass die Hubschrauber erreichten, was sie sich unmissverständlich vorgenommen hatten, oder vor dem, was er dagegen tun konnte. Vor dem, was immer unausweichlicher wurde.
    Die vier Maschinen flogen wieder einen großen Kreis, setzten sich erneut auf ihre Fährte für die nächste Runde dieses Katz-und-Maus-Spiels.
    Kyle stieg auf die Bremse, riss das Steuer herum, wendete den Wagen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Es hat keinen Zweck, denen davonfahren zu wollen«, rief er. »Die sind ja doch schneller. Vielleicht bringt es sie aus dem Konzept, wenn ich ihnen entgegenfahre.«
    Damit gab er Gas, und der Wagen schoss ungestüm schaukelnd über die Piste, über Schlaglöcher und Felsbrocken, direkt auf die anfliegenden Hubschrauber zu.
    Wieder Schüsse. Diesmal konnten sie das Mündungsfeuer sehen.
    Wieder zwei Linien einschlagender Kugeln, die rasch näher kamen wie aufgereihte, winzige Vulkane, die einer nach dem anderen ausbrachen, Steinchen und Staub nach allen Richtungen spritzend …
    Kyle riss das Steuer herum, im letzten Moment und wieder einen Augenblick zu spät: Ein paar Kugeln trafen mit einem ausgesprochen hässlichen Geräusch die Motorhaube, ließen den Wagen erbeben.
    Und erneut brausten die Fluggeräte über sie hinweg, noch tiefer und lauter als das letzte Mal.
    Schaukelnd kam der Wagen zum Stehen. Christopher begriff, dass die plötzliche Stille nicht bedeutete, dass er von dem Lärm taub geworden war: Der Motor lief nicht mehr.
    »Das darf jetzt nicht wahr sein«, hörte er Kyle murmeln, der die Hand am Zündschlüssel hatte, den Anlasser betätigte, wieder und wieder und ohne dass der Motor auch nur den kleinsten Mucks tat. »Das darf jetzt einfach nicht wahr sein …«
    Die Hubschrauber trennten sich, flogen jeder für sich große Kreise. Es sah aus, als beabsichtigten sie, das Auto nun aus allen vier Himmelsrichtungen in die Zange zu nehmen.
    »Komm schon«, beschwor Kyle den Motor, doch man hörte nur, wie sich der Anlasser drehte und drehte, ein jammerndes, aussichtslos klingendes Geräusch.
    Christopher nahm seine Armbanduhr ab, beugte sich zu Serenity hinüber und hielt sie ihr hin. »Ich will etwas versuchen«, sagte er. »Ich muss dazu die Augen zumachen, und du musst …«
    »Was?«, versetzte sie, als habe er sie aus einem seltsamen Traum aufgeschreckt. Sie bebte am ganzen Leib und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. »Was hast du vor?«
    »Ich hab keine Zeit, dir das zu erklären«, sagte Christopher und drückte ihr seine Uhr in die Hand. »Schau auf den Sekundenzeiger, und weck mich in genau dreißig Sekunden wieder. Egal, was geschieht: Dreißig Sekunden! Keinen Augenblick später. Hast du das verstanden?«
    Die Hubschrauber gingen auf Angriffskurs.
    »Dreißig Sekunden«, wiederholte Serenity mit hohler Stimme.
    »Genau«, sagte Christopher, ließ sich zurücksinken und schloss die Augen.

 
    5 | Es wurde dunkel und doch nicht dunkel. Licht, das kein Licht war, durchwogte die Dunkelheit, die keine Dunkelheit war. Blitze aus Informationen zuckten aus dem Irgendwo ins Anderswo, Wetterleuchten aus Daten erhellte den Raum jenseits aller Sinne.
    Das Feld war da, genau, wie er es erwartet hatte. Er hatte nur nicht erwartet, dass es so stark sein würde. Es wuchs noch schneller, als er gedacht hatte.
    Das Feld war da, und es bemerkte ihn. Er spürte Erschrecken, das sich ausbreitete wie eine Welle, bemerkte Identifikation – und kaum war er identifiziert, begann die Jagd.
    Imaginäre Mauern wuchsen, um ihn zu umschließen; virtuelle Fallen stellten sich ihm in den virtuellen Weg; Abwehreinheiten kamen von allen Seiten wie Immunzellen eines Körpers, um sich auf ihn zu stürzen und ihn als feindlich zu vernichten.
    Doch er bewegte sich so schnell wie ein Gedanke, übersprang die Mauern, wich den Fallen aus, entschlüpfte der Abwehr, umging alle Hindernisse, glitt an Kontrollposten vorbei, unbemerkt, unaufhaltsam, raste weiter und weiter.
    Ein Kommunikationsknotenpunkt. Im Nu war er in den
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