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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
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Weise Unmut erregen könnte. Bitte lassen Sie unseren Freund wissen, dass er sich auf mich verlassen kann. Würden Sie ihm das bitte ausrichten?«
    »Das werde ich, Euer Majestät. Er wird sich freuen, das zu hören.«
    »Gut«, murmelte Jezal. »Gut.« Ein kühler Wind war aufgekommen, und er wandte sich um und ging wieder zum Palast zurück, den Mantel eng um den Körper geschlungen. Letztlich war es doch kein so schöner Tag, wie er gehofft hatte.

LOSE ENDEN
    Eine schmuddelige weiße Kammer mit zwei gegenüberliegenden Türen, eng wie eine Schachtel. Die Decke war bedrückend niedrig, und der Raum wurde durch gleißende Lampen zu hell erleuchtet. Feuchtigkeit kroch aus einer Ecke, und der Putz warf flockige Blasen, die von schwarzen Schimmelpunkten übersät waren. Jemand hatte versucht, einen länglichen Blutfleck von der Wand zu schrubben, hatte sich aber offenbar nicht allzu viel Mühe gegeben.
    Zwei riesige Praktikale standen mit verschränkten Armen an der Wand. Einer der Stühle an dem abgewetzten Tisch war leer. Auf dem anderen saß Carlot dan Eider.
Die Geschichte wiederholt sich, heißt es. Wie sich die Dinge doch geändert haben. Und dennoch sind sie auf gewisse Weise gleich geblieben.
Ihr Gesicht war weiß vor Sorge, dunkle Ringe um ihre Augen sprachen von Schlaflosigkeit, aber dennoch war sie wunderschön.
Sogar noch schöner denn je. Die Schönheit einer Kerzenflamme, die beinahe verloschen ist. Schon wieder.
    Glokta konnte ihren furchtsamen Atem hören, als er auf dem freien Stuhl Platz nahm, den Stock gegen die vernarbte Tischplatte lehnte und sie stirnrunzelnd ansah. »Ich frage mich immer noch, ob ich in den nächsten Tagen wohl den Brief erhalten werde, von dem Sie damals sprachen. Sie wissen schon. Der, den Sie für Sult geschrieben haben. In dem die Geschichte meiner nachlässigen kleinen Gnade Ihnen gegenüber geschildert wird. Der, von dem es hieß, dass er ... im Falle Ihres Todes ... garantiert an den Erzlektor geschickt würde. Ob er nun wohl seinen Weg auf meinen Tisch finden wird, was meinen Sie? Eine letzte ironische Wendung der Ereignisse.«
    Eine Pause folgte. »Mir ist klar geworden, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, indem ich hierher zurückkehrte.«
Und ein noch schlimmerer Fehler war, dass Sie nicht schnell genug wieder abgereist sind.
»Ich hoffe, Sie werden meine Entschuldigung annehmen. Ich wollte Sie nur vor den Gurkhisen warnen. Falls Sie in Ihrem Herzen doch noch ein wenig Gnade finden können ...«
    »Haben Sie damals erwartet, dass ich gnädig sein würde?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Wie stehen dann die Aussichten, dass ich denselben Fehler zweimal mache, was glauben Sie? Kommen Sie nie wieder zurück, habe ich gesagt. Niemals.« Er winkte einem der riesigen Praktikalen, der vortrat und den Deckel des Kästchens öffnete.
    »Nein ... nein.« Ihre Augen glitten über seine Instrumente. »Sie haben gewonnen. Natürlich haben Sie gewonnen. Ich hätte schon das erste Mal dankbar sein sollen. Bitte.« Sie beugte sich vor und sah ihm in die Augen. Dann wurde ihre Stimme dunkler und rauchig. »Bitte. Es muss doch etwas geben ... ich muss doch etwas tun können ... um meine Dummheit wiedergutzumachen ...«
    Eine interessante Mischung aus vorgespiegeltem Begehren und echtem Abscheu. Falsche Sehnsucht und ehrlicher Ekel.
    Und das alles wird noch grässlicher durch die Anspannung wachsenden Entsetzens. Da frage ich mich, wieso ich überhaupt das erste Mal so gnädig war.
    Glokta schnaubte. »Muss das hier jetzt nicht nur schmerzhaft, sondern auch noch peinlich werden?«
    Die Verführungsbemühungen verblassten sofort.
Aber die Furcht verschwindet nicht, wie ich sehe.
Sie wurde nun von wachsender Verzweiflung begleitet. »Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe ... ich wollte nur helfen ... bitte, ich wollte Ihnen keinen ernsthaften Schaden zufügen ... ich habe Ihnen auch nichts angetan, das wissen Sie!« Er griff langsam nach dem Kistchen und sah ihre entsetzten Augen seiner weiß behandschuhten Hand folgen, während ihre Stimme sich nun zu schriller Panik steigerte. »Sagen Sie mir doch, was ich tun kann! Bitte! Ich kann Ihnen helfen! Ich werde nützlich sein! Sagen Sie mir, was ich tun kann!«
    Gloktas Hand hielt in ihrer gnadenlosen Reise über den Tisch inne. Er tippte mit einem Finger gegen das Holz. Mit jenem Finger, an dem der Ring des Erzlektors im Lampenschein funkelte. »Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit.«
    »Egal, worum es sich handelt«,
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